Für die Propheten war die Berufung, der Auftrag und die Sendung des israelitisch-jüdischen Volkes der Inhalt ihres Lebens. Sie wussten sich berechtigterweise für das auserwählte Volk und dessen Zukunft verantwortlich. Sie wussten sich in aussergewöhnlicher Weise für die ganze Menschheit verantwortlich. Darum wiederholen wir: “und in dir sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden” (1Mo 12,3). “Merkt auf mich, mein Volk, und meine Nation, hört auf mich! Denn Weisung geht von mir aus, und mein Recht werde zum Licht der Völker” (Jes 51,4). “Siehe, mein Knecht (das Volk JaHuWaHs), den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Ruach auf ihn gelegt (meine Kraft in ihn gelegt), er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen” (Jes 42,1).
In einer menschlichen Gemeinschaft in der sich viele für Gerechtigkeit und Recht einsetzen, können die Menschen glücklich und zufrieden leben, nicht aber dort wo Recht und Gerechtigkeit mit Füssen getreten werden. “Glücklich, die das Recht bewahren, die Gerechtigkeit üben zu aller Zeit!” (Ps 106,3). Recht und Gerechtigkeit gehören zum Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Warum ist das so? Jeder Mensch ist im (nach dem) Bilde JaHuWaHs geschaffen und wird danach geschaffen, d. h. aus dem Wesen und im Wesen JaHuWaHs (1Mo 1,26-28). Zum zentralen Wesen JaHuWaHs gehören Recht und Gerechtigkeit: “Denn ein Elohim des Rechts ist JaHuWaH” (Jes 30,18). Also, möchte jeder Mensch, dass ihm Recht und Gerechtigkeit widerfährt.
Dazu gehört selbstverständlich das wunderbare Zeugnis, das allezeit in unseren Herzen ist und uns entsprechend freut: “Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste. Gnade und Treue gehen vor deinem Angesicht her. Glücklich ist das Volk, das den Jubelruf kennt! JaHuWaH, im Licht deines Angesichts wandeln sie” (Ps 89,15). Recht und Gerechtigkeit üben sie, in der Gnade und in der Treue zu JaHuWaH leben sie. Praktisch heisst das für uns auch: “Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als Lügenzeuge aussagen” (2Mo 20,16). “Denn ich, JaHuWaH, liebe das Recht” (Jes 61,8). “Ein König (Politiker, eine Regierung, religiöse Herrscher, jede Organisation, ob religiös oder weltlich) verleiht durch Gerechtigkeit dem Lande Bestand” (Spr 29,4). Wo Streben nach Recht und Gerechtigkeit vorhanden ist, da ist JaHuWaH, da ist auch der Geist des Jahushua (Jeshua) von Nazareth.
Den Gim 596 habe ich geschrieben: “Mit diesem Segen springen wir über Mauern. Ein Trainer weiss, wovon er spricht: “mit meinem Elohim überspringe ich Mauern” (Ps 18,30). Das ist eine Tatsache, die jeder in seinem Leben erfahren darf, wenn es ihm an Demut nicht fehlt. Das ist und bleibt wunderbar.”
Darauf hat mir eine Frau geschrieben, deren Namen nicht genannt sein will, wohl aber ihre tragische Erfahrung: “….das ist alles leichter gesagt als getan. Sie haben in den früheren Jahren oft in unseren Russland-Deutschen Baptistengemeinden Seminare und Tagungen abgehalten. Als Sie aber die Allaussöhnung lehrten [damals noch: Gott lässt keinen Menschen verloren gehen, weil Jesus Christus das Blut für alle Menschen vergossen hat 1Jo 2,2], sind Sie aus unseren Gemeinden rausgeschmissen worden. Der Kontakt mit Ihnen war uns verboten worden….
Wir sind eine grosse Familie, aber einer unserer Söhne hat seinem Leben freiwillig ein Ende bereitet. Wir waren und sind fassungslos. Wir haben uns gefragt, warum Jesus uns so straft. Wir hatten immer alles getan, was Jesus in der Bibel vorschreibt. Unsere Kinder haben wir alle gleich erzogen. Wir haben sie streng in der Zucht der Bibel erzogen und dann geschah dieses Schreckliche….”
Das Vertrauen JaHuWaHs annehmen, das ist der erste Glaubensschritt, den ein jüdisches Kind gehen lernt. Das Kind lernt das Bekenntnis sprechen: “Shema Israel, Adonai Eloheinu, Adonai Echad”, d. h. “Höre Israel: JaHuWaH ist unser Elohim (d. h. Erlöser). JaHuWaH ist EINZIG EINER” (5Mo 6,4; Jes 43,44; 44,6; 41,4; Hos 13,4 u. a. m. ). Der Prophet Jeshajahu sagt es so: “So spricht JaHuWaH, der König Israels und sein Erlöser, JaHuWaH Zebaoth: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und ausser mir gibt es keinen Elohim” (Jes 44,6).
Als Kind spricht es dieses Bekenntnis formell nach. Im Laufe des Lebens wird es (sollte es) dieses Bekenntnis stetig verinnerlichen, d. h. mehr und mehr über diese Aussage nachdenken. Schritt für Schritt wird es erkennen und verstehen lernen, was dieses Bekenntnis im Leben eines Menschen konkret bewirkt (bewirken kann). Es wird sich darin für das Leben zurüsten und zurüsten lassen.
Es kann aber auch sein, dass ein Kind dieses Bekenntnis einfach rein formell für wahr hält, einfach als solches übernimmt, aber in seinem Leben nie verinnerlichen wird. D. h. zu JaHuWaH entsteht und wächst keine Beziehung. Die Lebensweise seines Glaubens bleibt dann in der Beobachtung und Erfüllung religiöser Regeln stecken. Das ist bei vielen Juden (leider) der Fall. Das ist das völlig normale Verhalten der Menschen in den christlichen und islamischen Religionen zu ihrem Gott (Theos, Deus). Alles wird von den religiösen Führern so übernommen und so gemacht. Das wird in diesen Religionen mit Glauben und Zugehörigkeit zu ihrem Gott definiert.
“Denn du bist JaHuWaH, deinem Elohim, ein ausgesondertes Volk. Dich hat JaHuWaH, dein Elohim, erwählt, dass du ihm zum Volk seines Eigentums wirst aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind” (5Mo 7,6). Was heisst das, “….dass du ihm zum Volk seines Eigentums wirst aus allen Völkern”? Das heisst, dich hat JaHuWaH dazu bestimmt, dass du den Auftrag erfüllst, den ER dir gegeben hat. Der Grund deiner Erwählung und deiner Sendung liegt im Unterschied zu allen anderen Menschen der Welt einzig und allein darin. Das macht das auserwählte Volk nicht besser als alle andere Menschen (vgl. 5Mo 7,7-8). Dass er alle Menschen liebt, steht ausser Frage, darum hat ER das israelitisch-jüdische Volk mit einer Botschaft für die ganze Welt betraut.
Der TaNaCH (“AT”) existierte lange bevor die “Bibel” der Getauften und der Koran des Islam verfasst worden waren. Beide Religionen, Christentum und Islam berufen sich auf den TaNaCH. Den beiden Religionen ging es aber nicht um die ursprüngliche Botschaft JaHuWaHs, an die der Prophet Jirmejahu (Jeremia) und andere Propheten immer wieder erinnerten: “Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei, und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen” (Jer 6,16).
Ihnen ging es nicht darum nach den Quellen (Ursprüngen) und Zusammenhängen jener Schätze zu fragen und zu forschen, die dem israelitisch-jüdischen Volk die Quellen des Lebens und damit den Segen (den inneren Frieden) erschlossen, jene Quellen die der Auslöser der besonderen Erwählung und Berufungsgeschichte der Nachkommen Jakobs (Israel) ist.
Sie begingen einen grossen und folgenschweren Fehler, indem sie sich auf das Verhalten der Menschen fixierten, die mit einer besonderen Botschaft beauftragt waren und nicht auf den Inhalt der Botschaft.
Sie stellten fest, dass diese Menschen (Juden) auch Menschen waren und sind, eben wie alle anderen Menschen auch. Das konnten sie nicht begreifen. Daran blieben sie haften. Das machte sie blind gegenüber der besonderen Botschaft, mit der die besondere Verheissung an die Menschheit verknüpft ist, die da lautet: "….und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!" (1Mo 12,3). Noch einmal: Sie schauten auf die Menschen, die diese Botschaft verkündeten, nicht auf den Inhalt der Botschaft. Liest jemand z. B. die vernichtende Botschaft in Jer 16,1-13, dann ist es in seinem Herzen um das israelitisch-jüdische Volk geschehen, aus und vorbei, für immer! Das ist ein schwerwiegender und folgenschwerer Fehler, den wir alle noch bis vor wenigen Jahren begangen haben. Wir glaubten und handelten entsprechend. Wie unsere Väter waren auch wir Opfer dieses folgenschweren Irrsinns.
“Lieber Gregor, wir kennen uns von früher… Vor einem Jahr sind wir auf deine Seite gestossen. Seither schnüffeln wir in Deiner Seite herum… Anfangs waren wir über deine Auslegungen geschockt, nicht weniger, was die Auferstehung betrifft, aber auch die geschichtlichen Hintergründe, die zum Holocaust geführt haben…
Klar, früher sind wir gelehrt worden, alles zu ertragen, alles zu erleiden, alles zu glauben. Den Lehren der Prediger und Pastoren mussten wir uns in allem unterwerfen, wollten wir in den Himmel kommen und unser ewiges Leben bei Jesus verbringen. Im Grunde genommen wusste keiner von uns, dass es die Gottheit Jesus nie wirklich gab. Kritische Fragen durften wir ja auf gar keinen Fall stellen, denn schliesslich hatten unsere Prediger eine Bibelschule besucht, waren diplomiert und offiziell ordiniert. Das machte Eindruck! Diese Einstellung gab uns Sicherheit und Kraft in schweren Momenten des Lebens. Von etwas anderem wussten wir ja nichts und wenn wir was hörten, was der Lehre unserer Pastoren widersprach, haben wir unsere Ohren zugemacht.
“Lieber Gregor, wir kennen uns von früher… Vor einem Jahr sind wir auf deine Seite gestossen. Seither schnüffeln wir in Deiner Seite herum… Anfangs waren wir über deine Auslegungen geschockt, nicht weniger, was die Auferstehung betrifft, aber auch die geschichtlichen Hintergründe, die zum Holocaust geführt haben…
Klar, früher sind wir gelehrt worden, alles zu ertragen, alles zu erleiden, alles zu glauben. Den Lehren der Prediger und Pastoren mussten wir uns in allem unterwerfen, wollten wir in den Himmel kommen und unser ewiges Leben bei Jesus verbringen. Im Grunde genommen wusste keiner von uns, dass es die Gottheit Jesus nie wirklich gab. Kritische Fragen durften wir ja auf gar keinen Fall stellen, denn schliesslich hatten unsere Prediger eine Bibelschule besucht, waren diplomiert und offiziell ordiniert. Das machte Eindruck! Diese Einstellung gab uns Sicherheit und Kraft in schweren Momenten des Lebens. Von etwas anderem wussten wir ja nichts und wenn wir was hörten, was der Lehre unserer Pastoren widersprach, haben wir unsere Ohren zugemacht.
Frage: “Unter Lebensimpulse lim 23 hast du beim Thema “Weiss ich wer ich bin?“Folgendes geschrieben: “Machen wir uns aber nichts vor. Es braucht dazu ein Konzept…. Nur die allerwenigsten Menschen, die unter der einen oder anderen der oben erwähnten Situationen leiden, können ohne Konzept da heraus finden und glücklich und zufrieden leben. Könntest Du uns dazu einen Hinweis geben?”
In meinen bisherigen Lebensimpulsen (lim) bin ich darauf eingegangen. Ich bin der Meinung, dass es uns nicht an Hinweisen fehlt, auf was es in unserem Leben ankommen muss, damit sich jeder für sich und in Gemeinschaft mit anderen Menschen ein wirkungsvolles und tragfähiges Glaubenskonzept erarbeiten kann, ein Konzept, das ihm in Lebenssituationen hilft, die nicht zu ändern sind. In allen Dingen des Lebens geht es um meine Grundeinstellung, mit der ich jede Situation angehe. Erstens hängt diese Grundeinstellung von meiner persönlichen Beziehung zu JaHuWaH ab, die ich täglich bewusst pflege. Zweitens ist die Tatsache gegeben, dass ich bestimmte Situationen/Gegebenheiten in meinem Leben nicht ändern kann, auch nicht zu ändern vermag, selbst wenn ich wollte. Das wollen viele Menschen, die sich als gläubig bezeichnen nicht akzeptieren. Genau das kann sich verhängnisvoll in meinem persönlichen Leben und damit im Umgang mit den Mitmenschen auswirken. Was ich aber tun muss und kann: ich kann meine Einstellung zu diesen Situationen in meinem Leben ändern. Aus diesen zwei Punkten ergibt sich alles andere.
Das erfordert den Einsatz meines Verstandes als wunderbare Gabe JaHuWaHs. Die Gabe des Verstandes ist die Brücke zu meinem Vertrauen auf JaHuWaH. Wir dürfen uns im Glauben nicht überschätzen, wir brauchen die tägliche Pflege unserer Beziehung zu JaHuWaH, denn wir bleiben trotz dieser Beziehung zu JaHuWaH Menschen in dieser Welt. Was uns bestimmt hilft, ist die tägliche Zeit in der wir unsere Beziehung zu JaHuWaH und zu SEINEN Lebenswerten bewusst neu vertiefen. Dabei helfen uns die Zeugnisse jener Menschen im TaNaCH, die aus einer tiefen Beziehung zu JaHuWaH heraus lebten, selbst wenn sie in anderen Zeiten gelebt haben. Manchmal helfen uns die spontanen Impulse eines Mitmenschen. Ein Grundkonzept: Das tägliche Danken nicht vergessen (vgl. Ps 50,23.)
Die Getauften, und 600 Jahre später auch der Islam, sind der irrigen Vorstellung verfallen, dass die Menschen, die Nachkommen Jakobs, die JaHuWaH mit einer besonderen Berufungsgeschichte, mit einer besonderen Sendung, mit einer besonderen Verheissung und damit mit einer besonderen Botschaft zu den Menschen sandte, anders sein müssten, als die übrigen Menschen dieser Welt. Die israelitisch-jüdischen Menschen müssten bessere, heiligere, über alle Massen vorbildlichere Menschen sein, ja sie müssten sündlose Menschen sein. Wie kamen sie zu dieser irrigen Überzeugung?
Komische Frage! Vielleicht müsste die Frage lauten: Weiss ich zu wem ich gehöre? Kein Mensch lebt für sich allein. Das ist gar nicht möglich. Jeder Mensch gehört zu anderen Menschen. Jeder Mensch ist auf Gemeinschaft angelegt. Jeder Mensch ist auf Wertschätzung angelegt.
Manche Menschen haben irgendwann im Leben nicht den Erwartungen entsprochen, die Ziele nicht erreicht, Schiffbruch erlitten, andere enttäuscht. Das fühlen sie so! Manche Menschen fühlen sich nicht geachtet, nicht geschätzt, nicht ernst genommen, nicht angenommen, ausgeschlossen. Andere Menschen kommen sich sehr wertlos oder unnütz vor. Manche spüren wie ihre nächsten Mitmenschen achtlos an ihnen vorübergehen. Wieder andere leiden unter der täglichen Kritik der Allernächsten. Nichts können sie ihnen recht machen, da können sie sich noch so viel Mühe geben und täglich mit neuen Vorsätzen starten. Es bringt nichts. Andere fühlen sich erschöpft. Ihre tägliche Präsenz und was sie täglich tun wird von ihren Mitmenschen als die selbstverständlichste Sache der Welt wahrgenommen, sie erfahren kaum Beachtung, keinen Dank. Wir könnten diesen Kranz der schmerzlichen Erfahrungen, Empfindungen Enttäuschungen und Leiden weiter winden, aber was brächte das dir und mir!