Da ich zur Zeit zur Abklärung im Spital bin, wird es vorerst keine neuen Impulse geben. Ich melde mich wieder. Ich grüsse alle herzlich mit Psalm 23:
"Der JaHuWaH ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele. Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen. Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über. Nur Güte und Gnade werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich kehre zurück ins Haus des JaHuWaH für immer."
Es muss uns bewusst bleiben, dass die Verfasser der Bibel weitgehend Priester waren. Zur Zeit der persischen Herrschaft über die Juden ist Esra wohl der einflussreichste der Priester. Er ordnete die verschiedenen Bibeltexte neu, später arbeiteten noch etliche Redaktoren am Zustandekommen des TaNaCHs (des “ATs”) in der heutigen Abfassung.
Esra war ein persischer Beamter, Priester und Nachkomme des ersten Hohepriesters Aaron (vgl. Esra 7,1-5). Die babylonische Katastrophe war für ihn eine schreckliche Strafe JaHuWaHs, eine psychische Erschütterung (ein Trauma). Die Angst vor einem erneuten Gericht JaHuWaHs und dessen Folgen trieb den Hohepriester Esra zu rigorosen Massnahmen. Damit glaubte er in Zukunft eine erneute Strafe vermeiden zu können. Bei allen seinen gut gemeinten Absichten entglitt dem Priester Esra das Shma Jisrael (Höre Israel), das die Liebe zu JaHuWaH und den Umgang mit dem Nächsten auf eine Stufe stellt. Das war das eine.
Das andere waren die geopolitischen Zusammenhänge. Sie wurden von den Priestern kontinuierlich ausgeklammert. Wir haben darüber im Gim 608 eingehend geschrieben. Wer die geopolitischen Zusammenhänge nicht berücksichtigt, macht JaHuWaH zu einem Gott/Götzen, zu einem Deppen. Die geopolitischen Zusammenhänge gehören zum Leben. Der Umgang mit ihnen erklärt manche Katastrophe. Sie werden von JaHuWaH und den Propheten nicht ausgeklammert.
Schockierend bleibt für uns folgende Tatsache: Seit der ersten Belagerung Jerushalajims 597 v. u. Z. bis zur Zerstörung des Tempels 587 v. u. Z. brachten die Babylonier ein unermessliches Leid über die Juden. In der Folge verboten die jüdischen Priester, den wunderbaren und einzigartigen Namen JHWH (JaHuWaH) auszusprechen, und ersetzten ihn durch Bezeichnungen wie Adonai (mein HERR), der Ewige oder HaShem. Damit sollte jedem Missbrauch des Namens JaHuWaH = JHWH vorgebeugt werden. Gleichzeitig aber sollte auf diese Weise der Name JaHuWaH (JHWH) geheiligt werden. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Die Angst vor JaHuWaH trat mehr und mehr in den Mittelpunkt des Lebens. (Vergleichbar mit der heidnischen Angst vor ihren Götzen).
Die Namensänderung ist bereits Ausdruck einer zunehmenden Beziehungslosigkeit der Priester zu JaHuWaH. Sie zeigt uns, dass die israelitisch-jüdischen Priester, im Unterschied zu den Propheten die Beziehung zu JaHuWaH nie so ganz gefunden oder weitgehend wieder verloren hatten. (vgl. das goldene Kalb und die Opfer-Zeremonie des Priesters Aaron am Sinai 2Mo 32,1-29). Damit machten sie JaHuWaH zu einem Gott und schrieben ihm Wesenszüge der Götter zu wie Zorn, Wut, Rache, Strafe, Vertreibung, Erniedrigung.
JaHuWaH fordert von Anfang an die Menschenwürde: “Denn Weisung geht von mir aus, und mein Recht werde zum Licht der Völker” (Jes 51,4; 1,17.27; 42,1; 61,8). “So spricht JaHuWaH: Übt Recht und Gerechtigkeit” (Jer 22,3). Genau darin liegt der Sinn der Erwählung, Berufung und der Sendung des auserwählten Volkes. Das war immer die zentrale Botschaft der grossen israelitisch-jüdischen Propheten. Könige und Priester haben immer wieder dagegen verstossen. Die Propheten protestierten und riskierten ihr Leben. Das ist unter Menschen kein leichtes Unterfangen, und es wird nie ein leichtes Unterfangen sein, selbst dann, wenn wir mit JaHuWaH in bester Beziehung leben. Im Leben Davids wird uns diese Tatsache in besonderer Weise eindrücklich vorgeführt.
Die Propheten erkannten diese Forderung JaHuWaHs von Anfang an. Sie ist ihnen über Abraham, der mit Melchisedek in Verbindung stand, vermittelt worden. Sie waren die ersten Menschen dieser Erde, die die Menschenwürde erkannten und formulierten: “Und Elohim sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!” (1Mo 1,26). Die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) übersetzt: “Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei”. Was uns hier überliefert wird, das ist und bleibt umwerfend. Damit verbunden ist eine immerwährende Herausforderung, der wir uns allezeit stellen wollen. Sind wir uns bewusst, was uns in 1Mo 1,26 wirklich gesagt ist? Wir legten früher 1Mo 1,26 völlig widersinnig aus und hielten uns an die eingefleischte Deutung der Kirchenväter, die besagt: Hier spricht Gott-Vater zu einem anderen Gott, zu seinem Sohn, den er in Zukunft als Gott-Sohn zeugen wird, der einmal von einer Frau geboren werden wird (vgl. Gal 4,4; Lk 1,35) und sein Blut als Sühnung für die Sünden der ganzen Welt vergiessen wird (vgl. 1Jo 2,2; Kol 1,20). In den meisten christlichen Kreisen wird hier leider die Trinitätslehre (die Irrlehre von drei Gott-Personen) abgeleitet.
Wenn JaHuWaH hier sagt: “Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich”, dann spricht er hier SEIN auserwähltes Volk an, allen voran die Propheten. Er fordert sie auf, die Menschen zur Erkenntnis der Würde des Menschen zu führen, in die Menschenwürde, d. h.: sie sollen verstehen und erkennen lernen, dass sie im Bilde JaHuWaHs gemacht sind. In der Beachtung der Menschenwürde wird 1Mo 1,26 Wirklichkeit. Die Erkenntnis und die Umsetzung der Menschenwürde ist der höchste Sinn und Zweck der Erwählung, Berufung und Sendung des auserwählten Volkes und aller, die JaHuWaH begegnen. Darin bestätigt ein Mensch, dass er geistig aus JaHuWaH gezeugt und geboren ist (vgl. 5Mo 32,18).
Jahushua von Nazareth beruft sich im Gespräch mit Nikodemus auf 1Mo 1,26: “Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von Neuem [geistlich gezeugt und] geboren werden” (Joh 3,6-7; 5Mo 32,18). (Ein Gott der Fleisch zeugt, der einen Gottes-Sohn aus Fleisch zeugt, kann nichts mit JaHuWaH zu tun haben). Wer von JaHuWaH gezeugt und geboren ist (5Mo 32,18), der ist SEIN und tut SEINE Werke.
Die Schreiber des “Neuen Testamentes” haben diese zentrale Botschaft der Propheten verunstaltet, indem sie den Kontext für ihre Zwecke missbrauchten. Darum legen sie im “NT” Nikodemus folgende demütigenden Worte in den Mund: “Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden?” (Joh 3,4). Jahushua legen sie die entsprechende Antwort in den Mund, die auf die Taufe und die dritte Gott-Person, den Heiligen Geist hinweisen soll: “Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen” (Joh 3,5). Das ist natürlich ein grosser Unsinn. Ist die Quelle der Erkenntnis von 1Mo 1,26 erschlossen, weil sich der Mensch dieser Aussage bewusst geworden ist, dann ist der Umgang der Menschen untereinander ein völlig anderer. Es kann gar nicht anders sein, weil JaHuWaH als Fels bezeichnet wird aus dem jemand geistig gezeugt und geboren wird (5Mo 32,18). Natürlich wissen wir alle, dass der Umgang der Menschen untereinander alles andere als ein Spaziergang ist und manchmal müssen unangenehme Konsequenzen gezogen werden. Das sollte uns aber nicht in all unserer Begrenztheit oder unserem Versagen zurückhalten, den Weg mit JaHuWaH zu gehen. In 1Mo 1,26 werden die Menschen von JaHuWaH aufgefordert, zusammen mit IHM, die Menschen in SEIN Wesen (Bild) zu führen, IHM immer ähnlicher zu werden, SEINEN Willen zu erkennen und umzusetzen. Das heisst: raus aus dem Götzendienst, raus aus dem Kult der Menschenopfer und schliesslich raus aus aller Unmenschlichkeit, aus allem Unrecht hin zu einem Leben des Segens untereinander und miteinander. “Lasst uns solche Menschen machen” (1Mo 1,26).
Nochmal: Die Erkenntnis und die Umsetzung dieser Tatsache ist der höchste Sinn und Zweck der Erwählung, Berufung und der Sendung des auserwählten Volkes und aller, die JaHuWaH begegnen und mit JaHuWaH leben. D. h.: “Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort JaHuWaHs von Jerushalajim” (Jes 2,2). Das ist ein langer Prozess, den die Menschen zusammen mit JaHuWaH gehen sollen.
Bildlich drückt das der Prophet Jeshajahu so aus: “Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses JaHuWaHs fest stehen als Haupt der Berge und erhaben sein über die Hügel. Und alle Nationen werden zu ihm strömen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg JaHuWaHs, zum Haus des Elohims Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehrt und wir auf seinen Pfaden gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort JaHuWaHs von Jerushalajim. Und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen für viele Völker. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen” (Jes 2,2-3).
Den letzten Gim habe ich mit einem aussergewöhnlichen zukunftsweisenden Wort des Propheten Jirmejahu (Jeremia) beendet. Wir wollen uns diesen Text noch einmal zu Herzen führen: “Ich JaHuWaH lege meine Weisung (Gesetz) in ihr Inneres und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Elohim sein, und sie werden mein Volk sein. Dann wird nicht mehr einer seinen Nächsten oder einer seinen Bruder lehren und sagen: Erkennt JaHuWaH! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Grössten, spricht JaHuWaH” (Jer 31,33-34; vgl. auch Jes 2,2-5).
Dazu möchte ich noch folgenden Text aus Jeremia 23,5-6 lesen: “Siehe, Tage kommen, spricht JaHuWaH, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken. Der wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit im Land üben. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: ‘JaHuWaH, unsere Gerechtigkeit’”.
Was ist denn eigentlich das Ziel JaHuWaHs? Wozu erwählte JaHuWaH das Volk Israel? Worin liegt die Bedeutung der Propheten?
Das sind zentrale Fragen, denen wir uns innerhalb dieses Konfliktes gerne stellen. Seit vielen Jahren beschäftigen uns diese Fragen, aber erst seit einigen Jahren haben wir Licht in diese tiefen Zusammenhänge des Lebens bekommen. Wie bei einem Puzzle fügte und fügt sich zusammen, was zusammen gehört. Das schafft enorme Freude und macht frei. Der TaNaCH (“AT”) gleicht einer bisher unbekannten Welt voller Schätze, in der und aus der die grossen Zeugen wie Hillel und Jahushua von Nazareth und viele andere mehr, im Laufe der Jahrhunderte lebten, wirkten und lehrten. Über den Glauben des Jahushua von Nazareth (nicht der Gottheit Jesus Christus) haben sich diese Schätze auch uns erschlossen.
Auf der Suche nach den Perlen des Lebens braucht es die Bereitschaft, Konsequenzen zu ziehen, es braucht Ausdauer und Zielgewissheit. So wie JaHuWaHim Leben des Rabbi von Nazareth die Führung innehatte, so hat JaHuWaH auch in unserem Leben die Führung übernommen (vgl. 5Mo 6,4). Den Weg hat JaHuWaH abgesteckt und das Ziel bekannt gemacht (vgl. Hes 36,24-28; Jes 2,4; Sach 9,10). Wir werden von SEINER Hand sicher durch gute und schlechte Zeiten hindurch geleitet (vgl. Ps 139, 1-18). Wir folgen IHM von Herzen und zugleich mit Verstand (vgl. 5Mo6,5; Mk 12,29-33).
Begleitende Schwächen und Stopper (Hinderer) der entdeckten Lebensenergie im Alltagsleben gibt es im Leben eines jeden Menschen. Je nach Umständen und Sensibilität des Einzelnen machen sie uns zu schaffen. Darum gehört etwa die Weisung in Spr 24,16 z. B. zum täglichen geistlichen Vitamin C. Die Einnahme dieses und anderer Vitamine stellen unsere Verfassung wieder auf die Beine.
(Meinen Ausführungen liegen auch Zusammenhänge aus dem Buch von Jakov M. Rabkin zugrunde: “Im Namen der Thora”. Die jüdische Opposition gegen den Zionismus).
Im letzten Gim habe ich geschrieben: Diesem Konflikt liegen zwei Fragen zugrunde: Wer ist eigentlich JaHuWaH? Akzeptiert JaHuWaH den neu gegründeten Staat Israel, der mit den Mitteln politischer Gewalt aufgebaut ist und wird? Meiner Meinung nach wissen die meisten von uns, was auf diese Fragen zu antworten ist, denn seit Jahren beschäftigen wir uns nun sowohl mit dem TaNaCH, als auch mit der christlichen Bibel (“NT”) und ihren Dogmen.
Schrittweise sind wir durch manche Glaubensirrungen und -wirrungen hindurch gegangen, immer aber das Ziel anpeilend: die Suche nach JaHuWaH, dem El Eljon und SEINEM Wesen. Das Leben finden und das Leben haben, nach dem Motto: “Sucht JaHuWaH und lebt” (Amos 5,6) und: “Denn bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht sehen wir das Licht” (Ps 36,10).
Das war kein einfacher Weg, aber wir sind dran geblieben. Die Botschaft, dass das Wesen JaHuWaHs aus Gerechtigkeit und Recht, aus Gnade (Barmherzigkeit) und Treue (Wahrheit) besteht, liess uns nicht mehr los. Sie sind das Fundament (die Grundfeste) allen Lebens. “Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste. Gnade und Treue gehen vor deinem Angesicht her (vgl. Ps 89,15).
Wir dürfen heute nun die entsprechenden Früchte geniessen. Dazu möchte ich ein tiefgründiges Wort des Propheten Jeshajahu wiederholen, das er dem auserwählten Volk in schwersten Zeiten zusprach: “Und beständig wird JaHuWaH dich leiten, und er wird deine Seele sättigen an Orten der Dürre und deine Gebeine stärken. Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegt” (Jes 58,11). Ist das etwa nicht wunderbar? Wir, die wir es manchmal schwer haben, uns selbst zu ertragen, wir dürfen allezeit mit der Führung JaHuWaHs leben: “….und steht wieder auf” (Spr 24,16). Das ist ein lebensvoller Zuspruch für jeden Tag. Er ist auch uns zugesprochen, da wir JaHuWaH allein vertrauen und folgen.
Der aktuelle innerjüdische Konflikt erschüttert das ganze Land Israel und die Juden weltweit. Dieser Konflikt droht Israel und die Juden weltweit an den Rand eines Abgrundes zu führen. Der Hintergrund ist ein uralter ungelöster innerjüdischer Konflikt, der schon in den Zeiten der grossen Propheten Jeshajahu (Jesaja) und Jirmejahu (Jeremia) höchst aktuell war. Diesem Konflikt liegen zwei Fragen zugrunde: Wer ist eigentlich JaHuWaH? Akzeptiert JaHuWaH den neugegründeten Staat Israel, der mit den Mitteln politischer Gewalt aufgebaut ist und wird?
Zur ersten Frage: Ist JaHuWaH jemand, der auch Wesenszüge der Götter und Gottheiten in sich trägt oder nicht? Was heisst das konkret? Der TaNaCH enthält viele Androhungen JaHuWaHs von Unglück und Verbannungen, wenn Israel, bzw. die Juden, den Forderungen JaHuWaHs nicht in allem entsprechen. Ihr Fehlverhalten wird also mit Strafen und Vertreibung bedroht. Wie wir bereits früher sahen, ist das eine Eigenschaft der Götter der Heiden.
Seit 2000 Jahren schon leben die Juden in der Verbannung, weil ihre Urväter gesündigt haben! Im Laufe der vielen Jahrhunderte unter den Leiden der Strafe, also in der Verbannung, fragten sich immer mehr Juden, vor allem jüngere Juden, ob alle diese Aussagen im TaNaCH wirklich das Wesen JaHuWaHs wiedergeben oder ob hier nicht doch die menschliche Übersorge gewisser Propheten und Gerechter das Ihrige beigetragen hat. Der TaNaCH lässt die Juden vor aller Welt als ein grundsätzlich versagendes Volk erscheinen, so argumentierten sie. Entsprechend gingen die Völker überall in der Welt mit den Juden um. Irgendwann sprachen sie ihnen ihre Erwählung, Berufung und Sendung durch JaHuWaH ab und stellten sich an deren Stelle (siehe die christliche Ersatzlehre). Die Lehre im TaNaCH, von dem immer versagenden auserwählten Volk, führte im Weltchristentum zur Überzeugung, dass sie des Todes sind. Die Folgen in den letzten 2000 Jahren sind verheerend. Das sind Gedanken vieler Juden. Diese Gedanken führten viele von ihnen im Laufe der Zeit zum säkularen (z. T. atheistischen) Zionismus. Diese Juden wollten und wollen Juden sein und bleiben, aber nicht unter diesem ewigen religiösen Druck dieses angeblichen JaHuWaHs und SEINER übereifrigen religiösen Führer, die sie ewig vor aller Welt als Versager und Bestrafte hinstellen und sie damit einem endlosen Leid in der Welt aussetzen.
Das heisst: viele “religiös aufgeklärte” Juden, also säkular gewordene Juden, suchten dem religiösen Judentum zu entgehen. In jedem Land, wo Juden lebten, konnten bis dahin Juden weitgehend nur unter religiösen Juden leben. Andere Juden gab es kaum oder nicht. Die Verfolgung hielt sie zusammen. Viele Juden entschieden sich also, nicht mehr traditionell leben zu wollen, obwohl sie den Charakter des Judentum beibehalten wollten. Sie meinten durch Assimilation, d. h. durch ein weltbürgerliches Leben den Ausgrenzungen innerhalb des Christentums entgehen zu können. Sie wurden immer wieder bitter enttäuscht. Das ist ein wesentlicher Grund, warum sie Ausschau nach dem Land ihrer Vorväter hielten, nach Zion. Sie würden dort säkular, d. h. “religiös aufgeklärt” leben können, ohne Verfolgung von Seiten der Getauften (Pogrome, Holocaust) und ohne den aufgedrückten Stempel der ewigen Versager aus ihren eigenen Reihen.
Wo liegt denn der Unterschied zwischen den christlichen Führern und den israelitisch-jüdischen Propheten? Die christlichen Führer berufen sich alle auf den Geist der Wahrheit (Joh 16,13 und Apg 2). Er ist die dritte Gott-Person ihrer drei Gott-Personen, die sie anbeten. Sie begründen ihre Lehren auf die Führung dieser Gott-Person, die sie im NT als Geist der Wahrheit bezeichnen (vgl. Gim 520). Die Propheten sagen: “So spricht JaHuWaH”. Wie können wir den Unterschied erkennen zwischen dem, was die christlichen Führer von der Führung durch den Heiligen Geist, d. h. den Geist der Wahrheit sagen und dem, was die Propheten im Namen des JaHuWaH sagen?
Wir halten an folgenden Grundprinzipien fest: Es sind immer Menschen, die über JaHuWaH oder irgendeinen Gott etwas Grundsätzliches aussagen.
Merken wir uns Folgendes: Sprechen diese Redenden von Dingen, die dem einzelnen Menschen helfen, in seinem Glaubensleben mündig zu werden, seinen Glauben unabhängig von Priestern und Predigern zu leben, tragen sie zur Wahrnehmung der Eigenverantwortung bei, fördern sie Recht und Gerechtigkeit, führen sie zum Wohlergehen aller Mitmenschen bei, dann sind sie immer aus dem Geist JaHuWaHs. Damit gilt der Ausspruch als von JaHuWaH gesprochen. Diese Wesensmerkmale JaHuWaHs vertreten die israelitisch-jüdischen Propheten durchgehend im TaNaCH. Das ist der Wille unseres Schöpfers JaHuWaH. Diesen Willen JaHuWaHs hat auch Jahushua von Nazareth in seiner kurzen Lebenszeit mit voller Hingabe ausgelebt und verteidigt.
Davon bin ich heute voll überzeugt. Doch der Weg zu dieser Erkenntnis und die Umsetzung der erkannten Resultate kann je nach Glaubensumfeld recht schmerzhaft sein. Das, vor allem für Menschen, die Jahrzehnte lang der biblischen Auslegung einer christlichen Kirche oder Gemeinschaft bedenkenlos gefolgt sind. Wir sind ja alle in einem bestimmten christlichen Umfeld aufgewachsen. Darin sind wir von Kindesbeinen an erzogen und gelehrt worden, dass wir den einzig richtigen Glauben haben.
Durchgehend aber lehren uns die israelitisch-jüdischen Propheten: “Sucht JaHuWaH und lebt” (Amos 5,6). Die Frucht, die daraus hervorgeht, ist ein Geschenk besonderer Art. Niemals lehrt ein Prophet: Suchet die Gottheit Jesus Christus. Dazu hat auch JaHuWaH nie jemanden aufgefordert. Die folgende Frage haben wir vielleicht über Jahrzehnte hinaus nie zu Ende gedacht: Warum gibt es so viele christliche Kirchen, “Freikirchen” und christliche Gemeinschaften? Aberhunderte sind es. Das Wort Kirche erscheint in deutschen Bibeln nirgends. Ausserdem ist es die Ableitung der griechischen Göttin Circe, der Schutzpatronin der Schauspieler und Zirkusleute [Zirkus – Circe!] – Die Kirche hat mehr mit dem Zirkus zu tun [Alleinunterhalter] als mit der Torah und dem wirklichen Leben. Alle Gründer christlicher Kirchen und Gemeinschaften behaupten von sich, allein im Besitz der Wahrheit zu sein. Trotz aller ökumenischen Bestrebungen und Aktionen bleibt das so. Selbst wenn sie das vordergründig nicht zugeben so steht es doch in ihren Gründungsdokumenten so verankert: Nur wir vertreten und lehren das, was der Vater im Himmel will, das, was Jesus und der Geist der Wahrheit den Menschen zu lehren aufgetragen haben.
Vielleicht haben wir uns bis dahin nie ernsthaft mit den Entstehungsfakten des Christentums beschäftigt, mit den geschichtlichen Hintergründen und Tatsachen der damaligen Zeit. Der Gründe kann es viele geben.
Folgendes müsste uns irgendwann zu denken geben oder hätte uns zu denken geben müssen: Alle Kirchen und christliche Gemeinschaften unterscheiden sich in irgendeinem Lehrpunkt, der für sie absolut wichtig und heilsnotwendig ist. Das ist ja der Grund weswegen sie sich von allen anderen abheben, weil diese offenbar nicht in der Wahrheit sind, wie sie behaupten. Wie aber kann das möglich sein, dass jede von ihnen behauptet, den Geist der Wahrheit empfangen zu haben? Hat ihre Gottheit Jesus Christus nicht gesagt: “Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten (Joh 16,13)? Wenn er sagt “euch”, dann meint er wohl alle Getauften. Davon aber hat die Welt bis heute nichts gesehen, wohl aber alles andere. Also ist bei den Getauften ein Geist der Wahrheit gegen den anderen Geist der Wahrheit und wieder ein anderer Geist der Wahrheit gegen einen anderen Geist der Wahrheit. Das müsste allen zu denken geben. Hier ist unser Verstand gefragt, der JaHuWaH sucht.
Stehen Verstand und Vertrauen im Widerspruch zueinander? Keineswegs. Im Gegenteil, sie gehören zueinander. Vertrauen kommt über den Verstand zustande, wobei ein Mensch, der geistig beeinträchtigt ist, das Vertrauen über den Weg der Liebe erfährt. Beides hat uns JaHuWaH geschenkt. Dafür sind wir in besonderer Weise dankbar. Glauben hingegen geschieht ohne den Verstand. Ich meine den religiösen Glauben, nicht den allgemeinen Glauben im Alltag. Der Glaube, der ohne den Einsatz des Verstandes, d. h. ohne Informationen aus den tiefen Quellen des TaNaCHs (“AT”) gelebt wird, der bleibt bei religiösen Ideologien stecken und die können sich zu frommen Bestien, zu Feinden des Lebens entwickeln. Ich meine z. B. der Glaube, der sich so sicher auf die Taufe und deren Wirkung beruft, wie Paulus das lehrt (vgl. Röm 6,2-4), ein Glaube, der zum Fundament des Christentums gehört.
Dieser Glaube kann eine gesunde Entwicklung, die JaHuWaH, der Schöpfer für jeden Menschen vorsieht, nachhaltig stören oder sogar zerstören. Wer mir das nicht glauben will, den muss ich immer wieder an die schrecklichsten Verbrechen und Kriege erinnern, die diese Welt jemals gesehen hat. Sie entstammten den Familien und dem Geist jener, die in diesem Geist des Paulus unterwiesen worden sind. Die Kriegstreiber waren durchgehend religiöse Leute, die sich auf das “Evangelium” des Paulus beriefen. Menschen, die diesem Geist verfallen waren entfachten diese Kriege und trieben sie an, meistens verbunden mit einem Versprechen für die Ewigkeit. Das geschieht auch heute noch. Die Getauften müssten die Lehre des Paulus über die Wirkung der Taufe (vgl. Röm 6,2-4; Kol 3,3-4) unbedingt mit ihrem Verstand analysieren, denn sie haben diese Lehre ohne Verstand übernommen, die Folgen sind grässlich. Heute setzen wir die Gabe des Verstandes ein, das wunderbare Geschenk JaHuWaHs. Das ist eine verantwortungsvolle Pflicht, der wir uns nicht mehr entziehen dürfen und wollen. Mit allen möglichen theologischen Tricks und Erklärungen mag die Theologie diese Tatsache fromm umschiffen wollen. Das aber hält dem TaNaCH und dem Verstand nicht mehr stand.