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Das messianische Reich auf Erden? Teil 6

Glaubensimpuls 674 von Gregor Dalliard

Die Juden erleben, besser erfahren gerade ein unermessliches Leid. Die Masse ist traumatisiert, und weiss nicht wie weiter. Die schockierenden Einbrüche sind in allen Bereichen des Lebens Kräfte zehrend. Wie schwer muss ein solches Leben sein! Manche setzen ihrem Leben ein Ende. Viele Verzweifelte setzen sich für ein Abkommen mit der Hamas ein, was aber keine Lösung sein kann, denn wie kann mit einer islamistischen Terrororganisation ein Abkommen ausgehandelt werden, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels und die Ausrottung der Juden ist. Um dieses Ziel zu erreichen opfert die korantreue Hamas das palästinensische Volk als Schutzschilder ihrem Gott Allah, denn das fordert er, damit alle Welt muslimisch werden kann. Das sind grausame Methoden, die aber von der westlichen (christlichen) Welt mit wenig Engagement verhindert, vielmehr aber stillschweigend toleriert werden.

Andere, zu denen viele extreme orthodoxe, bzw. ultraorthodoxe Juden gehören, sehen sich in der gegenwärtigen Situation als Wegbereiter für die Ankunft des Messias und den Anbruch des messianischen Reiches. Sie sind überzeugt davon, dass JaHuWaH diese schrecklichen Ereignisse zugelassen hat, weil die Stunde des messianischen Reiches nahe bevorsteht und JaHuWaH SEIN Friedensreich aufrichten will. Sie sind überzeugt, dass der gegenwärtige Krieg mit all seinen schrecklichen Facetten des Judenhasses und des Todes sein muss und dass sie nun unbeirrt das Land ihrer Vorväter zurückerobern müssen, mag es die Juden an Leib und Leben kosten was es will (radikale Siedler). So will es ihr Gott, der m. E., nach dem prophetischen Kontext, nicht der Elohim JaHuWaH, sondern die Gottheit Adon/Adonia (der Engel JaHuWaH) ist. (vgl. Gim 585)

Auf der anderen Seite stehen die Juden der unumkehrbaren Ideologie (Ersatztheologie) des Islams (des Korans) gegenüber, die Tag und Nacht ihre Vernichtung vorsieht. Dieser unerträglichen Situation stehen die Juden unablässig gegenüber. Wie sollen sie denn damit leben? Ich kann die Haltung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auch verstehen. Die religiöse Ideologie des Islams ist übrigens auch die Ideologie des Christentums (Ersatztheologie), des “Neuen Testamentes” (vgl. Gal 1,8-9; 1Kor 16,22; Röm 1,18; 5,9; 1Thess 2,14-16; Mt23,32-36; Joh 3,36; 1Jo 5,12 u. a. m). Das ist den wenigsten Christen bewusst. Die Aufforderung zur Vernichtung der Juden durch Ausgrenzung aus dem sozialen Gefüge des Lebens, durch Demütigungen aller Art, durch Raub, blutige Verfolgungen und Tod (Ersatztheologie), ist in sämtlichen Lehrtexten der Gründer des Christentums enthalten, auf denen das “Neue Testament” aufgebaut ist. Da die Getauften erkannten, dass sie mit den bisherigen Methoden der Judenvernichtung nichts erreichen konnten, schufen sie eine Schrift gegen das prophetische Wort, das “Neue Testament”. Darin ist der Versuch unternommen worden, sämtliche prophetischen Inhalte des TaNaCHs (“ATs”) umzudeuten und zwar in einem durchdachten zusammenhängenden Konzept (s. Gim 430); (lef 1) (Leserfrage 1 am 13. April 2022). Das ist den Gründern des Christentums auch ein Stück weit gelungen, aber bei einem tieferen Studium des TaNaCHs wird die gerissene Bosheit dieser Männer offenbar, denn Widerspruch reiht sich an Widerspruch und deckt sich von selbst auf. Schockierend ist z. B., dass dem Juden Jahushua von Nazareth unendlich viele Worte in den Mund gelegt worden sind, die er als Jude niemals gesprochen haben konnte, wie etwa die Aussage, dass der Vater der Juden der Teufel ist (Joh 8,41.44.47). Jahushua (Jeshua) hatte keine Ahnung vom Teufel, den gibt es erst im “Neuen Testament”, von den Persern übernommen.
Jahushua von Nazareth wurde zum Feind der Juden gemacht. Er wird auf unlautere Weise zum König Israels erhoben, den die Juden als König angeblich verworfen haben. Er war nie König und wollte als Jude auch nie König sein (vgl. Gim 528). Mit dieser fiesen Methode sollte ihr Ziel irgendwann erreicht werden können. Das Verschwinden des Judentums sollte schliesslich über die Missionierung und die Taufe geschehen: “Und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes” (Mt 28,19).
Das dumme an der Sache ist, dass die Lehre von drei christlichen Gott-Personen fast 400 Jahre nach dem Tode des Jahushua von Nazareth fertig definiert worden ist (381 von Kaiser Theodosius in Konstantinopel). Der Jahushua von Nazareth wusste davon nichts, denn er starb nach dem Gesetz der Römer etwa zwischen 30 und 33 u. Z. in Jerushalajim. Also wer war der Jesus, der den angeblichen Jüngern den Auftrag gab, alle Menschen auf die drei Gottheiten zu taufen? Das war niemand anders als die kaiserliche Führung mit ihren heidnischen Konzilsberatern und der unter kaiserlichem Druck stehenden Bischöfe. Für den Kaiser hatte die Einheit im römischen Reiche oberste Priorität.

Sträflich und kläglich übergehen die meisten westlichen Journalisten den Kern des Übels. Weder die arabischen Staaten, noch jene Länder, die muslimisch geprägt sind, noch die PLO hatten jemals ein aufrichtiges Interesse daran, mit den Juden Frieden zu schliessen. Das lässt ihre muslimische Ideologie gar nicht zu, schon gar nicht im Nahen Osten, in einem Land, das den Tempelberg besitzt. Für die Muslime ist so etwas undenkbar, eine Demütigung, die es ein für alle Mal zu beseitigen gilt.

Dass der Iran, zusammen mit der Hamas und anderen islamistischen Einrichtungen, aus religiösen Gründen die Vernichtung Israels anstrebt, ist uns längst kein Geheimnis mehr. Es geht um die Eroberung der Welt und die Einführung der Scharia, als letzte göttliche Offenbarung, wie sie im Koran festgesetzt ist. Der Westen begreift nicht, was das religiöse Wesen und Ziel des Islams ist; nicht nur jenes des Irans und der Hamas und aller anderen islamistischen Organisationen.
Wie wir schon sahen, übernimmt der Westen täglich die antiisraelischen, bzw. antijüdischen Nachrichten aus den Medien des Information-Moguls Al Jazeera aus Katar, der sie in alle arabischen Länder ausstrahlt. Die Menschen im Westen werden auf diese Weise über alle westlichen Kanäle antijüdisch bearbeitet und instrumentalisiert. Das kommt im Westen an, vor allem bei Jugendlichen. Das ideologisch konservativ-muslimische Herrscherhaus Katars übt unter seinen Untertanen ein hartes muslimisches Regiment, vor der Welt aber gibt es sich super modern. Im Herzen ist es ein Todfeind der Juden und der Demokratie. Sie schweigen sich über das Wesen des IS und anderer islamistischer Terrororganisationen aus, sind zu keinen bodenständigen Analysen des Korans bereit.
Dass die armen Palästinenser als Schutzschilder dem grausamen islamistischen Machtapparat der Hamas ausgesetzt sind und auf Leben und Tod zur Verfügung stehen müssen, darüber hören wir von diesen Medien aus Katar nichts. Wen kümmert das schon? Die Hauptsache ist das Ziel, dem die Islamisten damit in der westlichen Welt immer näher kommen:
Politiker und Manager, deren Ehrgeiz und persönliche Macht oberste Priorität im Leben hat, ist das Wohlgefühl im Luxus von Doha ein Traum. Ihnen sind die Stimmen der Islamisten wichtiger für ihr politisches Überleben, als die verzweifelte Not der Juden. In ihrer fatalen Blindheit anerkennen sie einen Staat Palästina, besser Hamas-Staat: Norwegen, Irland und Spanien haben sich vor ein paar Wochen demonstrativ dazu bekannt.

Die weltweiten Proteste für die Hamas auf den Campi christlicher Universitäten schockieren. Eine so dekadente, verkommene Jugend, die nicht mehr fähig ist zu denken, zu überlegen und zu unterscheiden, lässt sich leicht für den militanten Islamismus instrumentalisieren, wie wir das gerade erleben. Wichtig ist dem militanten Islam: Sie kommen damit ihrem Ziel stetig näher, nämlich der Islamisierung der westlichen Welt. In seiner religiösen Verdorbenheit stellt diese Ideologie die Juden Tag und Nacht vor aller Welt als die Unmenschen dieser Erde dar, die es auszurotten gilt, damit der Weltfriede (Friedensreich) kommen kann. Hier treffen sich die Wege der beiden religiösen Ideologien, der Ersatztheologie, die des Christentums und die des Islams. Dieser religiös-ideologische Wahn wird wie ein Mantra unablässig in der ganzen Welt zitiert und der Westen zuckt die Schultern.

Nun befinden sich die Juden in einer unermesslich prekären Lage. Im Innern sind sie erschöpft und masslos zerstritten, von den grossen Religionen werden sie an die Wand gedrückt. Sie werden zwar von einigen christlichen Kirchen und Bewegungen geduldet und unterstützt, aber immer in der hinterlistigen Erwartung, dass sich diese Juden taufen lassen. Was bleibt den Juden und Israel übrig, will es überleben um von diesen Ideologen nicht verschluckt zu werden?

Wir fragen uns: “Wo stehen wir”? Was bleibt uns übrig? Im Glaubensimpuls 580 vom 28. Oktober 2022 habe ich geschrieben: “Für diesen Widerstand, für dieses wahre Zeugnis, aufgrund des prophetischen Wortes, sind wir den Juden heute unendlich dankbar. Vor wenigen Jahren noch war den meisten von uns dieses umfassende prophetische Zeugnis unbekannt. Ich wenigstens habe überall getauft, wo ich danach gefragt worden bin, obwohl wir unsere Kinder nicht taufen liessen… Dankbar und mit viel Freude im Herzen für den reichen Schatz, den wir über die Juden empfangen durften, wünsche ich allen einen gesegneten Shabbat Shalom!” Soweit vor wenigen Jahren.
Es sind für die Juden schwerste Zeiten, die sich in der Geschichte immer wieder in ähnlichen Abläufen wiederholten. Neben dem von Paulus und den Gründern des Christentums systematisch aufgebauten Holocaust durch die (christliche) Ersatztheologie, und dem islamistischen grauenvollen Überfall auf die Juden vom 7. Oktober 2023 zählt der über Jahre dauernde Eroberungsfeldzug Nebukadnezars zu den grauenvollsten Ereignissen in der Geschichte der Juden. Die Babylonier setzten neben grauenvollen Verbrechen an den Juden dem jüdischen Königtum, dem jüdischen Priestertum und dem Tempel ein brutales Ende, obwohl prophetische Texte das Gegenteil behaupten.
Was sollten wir kurz und bündig daraus zu verstehen lernen? Waren das falsche Propheten, die dem Tempel, der Priesterschaft und dem Königtum Davids das immerwährende Bestehen zugesprochen haben? (vgl. 2Sam 7,12-13; Jer 32,21; Ps 132; Ps 89,5 u. a. m.). JaHuWaH geht es nicht um den Aufbau eines irdischen König- und Priestertums, nicht um Tempel und Gebäude. JaHuWaH geht es um die Menschen und den Segen Abrahams. Selbstverständlich müssen Menschen irgendwo in dieser Welt leben und sie sollen ihren Lebensraum vor bösen Menschen schützen und verteidigen. In ihrem Lebensraum sollen sie aber alle dahin geführt werden, was im Shma Jisrael zu Grunde gelegt ist. Darin ist das Bekenntnis Abrahams grundgelegt. Darin und daraus fliesst der verheissene Segen: “Merkt auf mich, mein Volk, und meine Nation, hört auf mich! Denn Weisung geht von mir aus, und mein Recht werde zum Licht der Völker” (Jes 51,4). “Siehe, mein Knecht (Abraham und seine Nachkommen, die Propheten), den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen” (Jes 42,1).
Wir erinnern uns: In dieser schwersten Zeit ruft der Prophet Jeshajahu (Jesaja) auf: “Lernt Gutes tun, fragt nach dem Recht, weist den Unterdrücker zurecht! Schafft Recht der Waise, führt den Rechtsstreit der Witwe!” (Jes 1,17).

Die Botschaft des Propheten Jirmejahu (Jeremia) bleibt für alle Zeiten Richtung weisend, vor allem dann, wenn alle unsere (religiösen) Vorstellungen zusammenbrechen und alles zu Ende zu gehen scheint. Wir erinnern uns immer und immer wieder an Folgendes: Zur Zeit Nebukadnezars, zu einer Zeit, die für die Juden grauenvoll und furchtbar schwer war, trat der grosse Prophet Jirmejahu (Jeremia) auf. Was ist seine eindringliche Kernbotschaft, als kein Stein mehr auf dem anderen blieb: “Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit (dem Glauben Abrahams und dem was beim Auszug aus Ägypten und in den ersten Jahren des Auszugs geschah), wo denn der Weg zum Guten sei und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen” (Jer 6,16).
Es bleibt diese Botschaft die klassische prophetische Botschaft für alle Zeiten, für jeden Juden, aber auch für uns, für dich und für mich. Also bleiben wir darin verankert und ruhig, oder werden wir ruhig in der Ruhe, die uns hier angeboten ist.

Herzliche Grüsse und eine gesegnete Shabbat-Zeit, Shabbat Shalom.

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 20. Oktober 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.