Ersatztheologie – Gedanken dazu. Teil 3
Glaubensimpuls 508 von Gregor DalliardWer sich mit dem TaNaCH, der Bibel des Jahushua von Nazareth (“AT”) ernsthaft auseinandersetzt, wird seine bisherige christliche Einstellung von Grund auf revidieren, weil er die die Thora so verstehen lernt, wie sie von den Propheten verstanden worden ist: Kurz und bündig gesagt heisst das, dass der TaNaCH keine Ersatztheologie zulässt (s. Gim 508). Die Schriftgelehrten standen zu allen Zeiten im ständigen Austausch untereinander. Die Suche nach dem richtigen Verständnis dessen, was im TaNaCH unantastbar bleibt und dem, was im Laufe der Generationen Veränderungen erfahren darf, ja sogar muss, hatte oberste Priorität im Leben der meisten Schriftgelehrten, vor allem auf der Schule des Rabbi Hillel (s. Hillel Gim 642; Gim 477; Gim 453; Gim 607). Dessen Prinzipien folgte auch der junge Rabbi Jahushua von Nazareth, der von den Römern als Gegenkönig verfolgt und ermordet worden war (s. Gim 51).
Was nützt es einem Menschen ein grosses biblisches Wissen zu haben, die Schätze des TaNaCHs, (des “ATs”), in seinem Leben aber nicht anzuenden vermag. Alles biblische Wissen ist gleich einem Samenkorn, das in die Erde gelegt wird und zu seiner Zeit Frucht bringt. Das biblische Wissen (das Wissen um die Schätze des TaNaCHs) führt zu einem Leben der Geborgenheit und der dankbarkeit in JaHuWaH. Diese Geborgenheit führt zum inneren Frieden. Dieser innere Friede ist es, der unser Leben wertvoll und genügsam macht. Das heisst bei weitem nicht, dass alles in unserem Leben so verläuft, wie wir uns das vornehmen oder vorstellen.
Trotz des ständigen Dialogs innerhalb der Schriftgelehrten gab und gibt es immer wieder bestimmte unterschiedliche Überzeugungen. Das gehört zum Leben. Die unterschiedlichen Überzeugungen können sich dann zu einem echten Problem entwickeln, wenn der Dialog nach dem Wesen und dem Willen JaHuWaHs nicht mehr aufrichtig und gewissenhaft von allen gesucht wird.
Wir haben schon öfters auf die unterschiedlichen Lebensweisheiten und Richtlinien der beiden einflussreichen Schriftgelehrten Shammai und Hillel hingewiesen. Sie lebten vor etwas mehr als 2000 Jahren und prägen den Umgang mit der Thora bis zu dieser Stunde. In den unantastbaren Grundlehren des Lebens waren sie aber nie gegenteiliger Meinung. Das ist aussergewöhnlich. Nie hat jemals ein Schriftgelehrter JaHuWaH durch eine Gottheit ersetzt, wie das Paulus und die Kirchengründer getan haben, obwohl Elemente aus den Göttertraditionen immer wieder in ihr Denken eingeflossen sind, wie etwa der Tieropferkult oder der rächende und strafende Gott.
Also bleiben auch wir mit grosser Dankbarkeit und Freude im Austausch untereinander. Der Jubelruf des Propheten Zephania möge uns dabei begleiten: “JaHuWaH, dein Helfer, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet; er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel” (Zeph 3,17). Diese lebenswichtige Aussage könnte zu unserem täglichen Gebet werden!
Zwar sprach der Prophet Zephania diese Worte zu seinem jüdischen Volk, das kurz vor der unausweichlichen babylonischen Katastrophe stand, die dem Volk Schrecken über Schrecken einbrachte. Er aber lässt die unbesiegbare liebende Zuwendung JaHuWaHs und SEINE Gegenwart in die Herzen der Menschen fliessen, die viel weiter als jede Katastrophe reicht. Die Gegenwart JaHuWaHs durchbricht jede Katastrophe, reicht weiter als jede noch so bittere Enttäuschung in unserem Leben. Dieses Wissen ist unsagbar erbauend.
Was heisst das, JaHuWaH in seinen Tiefen, in seinen tiefen Zusammenhängen verstehen wollen? Das heisst schlicht und einfach IHN verstehen wollen wie ihn die Propheten, die israelitisch-jüdischen Schriftgelehrten, und damit auch Jahushua von Nazareth verstanden haben. Das schliesst ganz selbstverständlich die Bereitschaft mit ein, seinen bisherigen christlichen Glaubensweg im Lichte der Bibel, des TaNaCHs (des “ATs”), hinterfragen zu lassen.
Immer wieder weise ich auf die Bibel des Jahushua hin, den TaNaCH (“AT”) und auf den Glauben des Jahushua. Warum tue ich das? Das tue ich deswegen, weil die Christenheit, vor allem aber sehr engagierte Christen der festen Überzeugung sind, sie stünden im Unterschied zu den Juden, im festen Glauben des Jahushua von Nazareth. Sie sind unerschütterlich davon überzeugt, dass sie im wahren Glauben und in der einzig rechten Lehre des Jahushua stehen. Jahushua aber wusste nichts von einem katholischen “Neuen Testament”. Er hatte nie ein “Neues Testament” in seinen Händen gehabt, hat auch nie ein solches katholisches Buch empfohlen. Vor wenigen Jahren war ich selbst auch noch der vollen Überzeugung, das “Neue Testament” sei die Bibel des Jahushua und seiner Schüler (fälschlicherweise Apostel genannt) gewesen. Niemand hätte mich von dieser Überzeugung abbringen können.
So wird etwa argumentiert: Jahushua hätte das katholische “Neue Testament” aus dem TaNaCH heraus geschaffen. Man müsse die biblisch-prophetischen Quellen nur so verstehen wollen, wie Christus, Paulus und die Kirchenväter sie uns im “Neuen Testament” überliefert hätten. Aber gerade das Suchen nach den prophetischen Quellen, nach dem aufrichtigen Umgang mit den zusammenhängenden Quellen, verwirft die christliche Ersatztheologie aufs Schärfste. Aber gerade auf dieser christlichen Ersatztheologie ist der Glaube und die Lehre aller Kirchen und aller christlichen Gemeinschaften aufgebaut. Dieser allerschwerste Missbrauch hat gerade die christliche Menschheit zu den unberechenbaren und verheerenden Verbrechen geführt.
Wer wollte die entsetzlichen Kriege mit ihren unfassbaren Folgen der christianisierten Völker untereinander und gegen Andersdenkende vertuschen? Keine Religion der Welt hat jemals solche Verbrechen geboren, wie die christliche Ersatztheologie. Wir sollten uns diesen Fakten stellen, uns nicht länger etwas vormachen lassen. Wir sollten diese Sache nicht mit ökumenischem Streichkäse froh gelaunt und lustig naiv übertünchen. Damit wird alles fromme Übel, die Ersatztheologie, nicht behoben. Der Kern bleibt. Neuen Verbrechen können in Zukunft wieder schreckliche Früchte zeitigen. Alles das wird von den frommen Kreisen, im Zuge der Ökumene und der interreligiösen Dialoge leichtfertig übertüncht. Hier bedarf es der konsequenten Überprüfung der ersatztheologischen Lehre und schliesslich eine Umkehr zu JaHuWaH.
Niemand, so beteuern Christen immer wieder, würde sie jemals von ihrem Jesus trennen können. Dafür wären sie auch bereit, in den Tod zu gehen, was im Laufe der letzten 2000 Jahre viele ja auch getan haben und tun. Wer konnte denn bis vor wenigen Jahren Einblick in die tatsächlichen biblischen und geschichtlichen Zusammenhänge nehmen? Das christliche Überwachungssystem hat jede Hinwendung zum TaNaCH, zur hebräischen Bibel des Jahushua, gleich im Keim erstickt. Die Juden wurden von den Gründern des Christentums von Anfang an als Gottesmörder bezeichnet und bis heute verfolgt und durch alle Jahrhunderte hindurch weltweit mit Pogromen übersät. Als Mörder ires Gottes Jesus Christus hatten sie für die christlichen Irrlehrer jedes Existenzrecht verwirkt. Was folgte? Die entsprechende christliche Theologie, die Ersatztheologie. Sie wünschte den Juden nichts anderes als Fluch, Leid und Tod. Bis zu diesem Tag steht es so in der Grundcharta des Christentums verankert.
In seinem schrecklich frommen Irrwahn legte Paulus das folgenschwerste Glaubensfundament, das diese Welt jemals gesehen hat. Wir werden nicht müde, immer wieder daran zu erinnern: “Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: Er sei verflucht! Wie wir früher gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: Er sei verflucht!” (vgl. Gal 1,8-9; 1Kor 16,22; 2Kor 3,14; Röm 10,1-3; Mk 16,16; 2Thess 1,6-10 u. a. m.).
Paulus verfluchte die Juden, weil sie seinen frommen Irrwahn laufend aufdeckten. Sie liessen nicht locker.
Die im prophetischen Wort Unkundigen wurden Opfer seines frommen Irrwahns, seiner wahnsinnig machenden Lehre: “Ich tue euch aber kund, Brüder, dass das von mir verkündigte Evangelium nicht von menschlicher Art ist. Ich habe es nämlich weder von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi” (Gal 1,11-12).
Paulus hatte nichts vom prophetischen Wort verstanden, auch nichts gelernt. Er hätte es erlernen können, wenn er sich nicht so arrogant über das prophetische Wort, über die Propheten und die Schriftgelehrten seiner Zeit hinweggesetzt hätte. Seine Hybris lautet: “Ich habe es nämlich weder von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi”.
Er hätte erkennen und verstehen müssen, dass seine Lehre weder Offenbarung des Jahushua von Nazareth war noch irgendwo im prophetischen Wort angekündigt worden ist. Stattdessen rühmt er sich der finsteren Werke seiner früheren Jahre: “Denn ihr habt von meinem früheren Verhalten im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Massen verfolgte und sie zu vernichten suchte und im Judentum mehr Fortschritte machte als viele Altersgenossen in meinem Volk; ich war ja für meine überkommenen väterlichen Überlieferungen in viel höherem Masse ein Eiferer” (Gal 1,13-14). Was er während seiner kurzen Zeit im Judentum tat, ist alles andere als rühmenswert. Ob diese Berichte der Wahrheit entsprechen ist schwer zu bezweifeln. Was schreibt er? “….ich war ja für meine überkommenen väterlichen Überlieferungen in viel höherem Masse ein Eiferer.” Das war er nicht! In seinem religiösen Fanatismus war er über alle Massen ein Eiferer, aber nicht was das prophetische Wort und die Weisungen JaHuWaHs betrifft. Er ist in dieser kurzen Zeit weit über das Judentum hinausgegangen. So schnell wie er sich gegen jene gewandt hatte, die sich durch Jahushua wieder JaHuWaH zugewandt hatten, so schnell hatte er nach kurzer Zeit das ganze Judentum wieder über Bord geworfen, indem er alle verfluchte, die Eiferer für die Thora blieben, weil sie sich seiner neuen Lehre weder beugen wollten, noch konnten (vgl. Gal 1,8-9). Achten wir auf einen sehr wichtigen Hinweis eines Glaubensbruders: Sein Fluchwunsch „der sei verflucht“ war nicht mehr als heisse Luft; denn JHWH hatte ihn (Paulus) in 5Mose 28:15ff verflucht. Mit seiner Theologie der angedrohten Gottesstrafen konnte er die Menschen, die damals in grössten Ängsten lebten, schnell für die christliche Lehre erreichen. Die Folgen waren und sind für die Juden und die Menschheit schrecklich. Die Geschichte lügt nicht!
Gerade damit bestätigt er, dass er vom prophetischen Wort nichts verstanden und aufgenommen hatte. Er verfolgte Juden, die durch Jahushua eine Umkehr und Hinwendung zu JaHuWaH fanden, Juden, die von der Umkehrbotschaft Jahushuas tief betroffen und hingerissen waren. Unter ihnen gehörte z. B. der Jude Zachäus (vgl. Lk19,1-10). Er war bereits im Netz der römischen “Moral” gefangen, wie seine Namensendung belegt. Zachäus kehrte zu JaHuWaH um. Jahushua hatte ihn, als verlorenes Schaf, zu JaHuWaH zurück gebracht (vgl. Mt 15,24). In der Gemeinde des JaHuWaH wurde er wieder aufgenommen, mit den gesunden und befreienden Weisungen genährt.
Warum konnte Paulus nie etwas vom Zusammenhang des prophetischen Wortes verstehen? Aus Tarsus kommend, war er von der dortigen griechisch-römischen Denk- und Lebensweise geprägt. Zu Lebzeiten des Paulus war Tarsus eine bedeutende griechisch-römische Stadt gewesen. Sie war die Hauptstadt der römischen Provinz Cilicien in der heutigen Türkei und Handelszentrum im südöstlichen Kleinasien. Paulus besass das römische Bürgerrecht. Wie die meisten Bewohner war auch er griechisch geprägt. So auch der Vater von Paulus, der früher zwar Pharisäer war, später aber Römer wurde.
Paulus galt damit offiziell nicht als Jude, sondern als römischer Bürger, wie sein Vater. Irgendwann erinnerte sich sein Vater oder seine Mutter, vielleicht er selbst, seiner jüdischen Herkunft. Er soll eine Zeit lang Gamaliel in Jerushalajim gehört haben, was heute von historischer Seite widerlegt ist. Wenn dem so wäre, hat dies offenbar bei Paulus nichts gefruchtet. Vom prophetischen Wort und Zusammenhang drang nichts in sein Herz, und wenn, dann völlig widersprüchlich, widersinnig. Aus diesen Widersprüchen heraus ist die Ersatztheologie geboren worden. Sie ist bis heute Kern und Inhalt des Christentums.
Paulus war ein blinder Eiferer. Sein unkontrolliertes religiöses Wesen riss ihn mal hierhin und mal dorthin. Einmal verdammt er die Juden allesamt, wenn sie sich seinen Visionen nicht beugen (Gal 1,8-9), dann wieder möchte er selbst verflucht sein, von seiner Gottheit Jesus Christus weg, wenn die Juden nur Christen werden würden (Röm 9,1-3). Paulus war ein tief geplagter, innerlich zerrissener Mensch, der zwischen der griechisch-römischen Kultur und seinen jüdischen Wurzeln hin- und hergerissen war, der aber nie den Weg zu JaHuWaH und zu SEINEM prophetischen Wort des Lebens gefunden hat.
In ihrem allerheiligsten Irrwahn befolgt die Christenheit den Rat des Paulus in Galater 1,8-9 bis in unsere Tage herein. Sie tat und tut es immer mit inbrünstiger Hingabe. Die christlichen Politiker sind bis in die tiefsten Fasern ihres Wesens, von diesem antijüdischen Geist getränkt, ohne dass sie sich dieses Elends und seiner Tragweite bewusst sind. Bei ihren öffentlichen Auftritten im Zusammenhang mit Juden und Israel, zieren sie sich dementsprechend.
Wir dürfen den TaNaCH in allen seinen Variationen kennen lernen. Keiner der Schreiber nimmt ein Blatt vor den Mund. Sowohl den Schreibern des TaNaCHs, als auch den Propheten und Schriftgelehrten war die Gemeinschaft mit JaHuWaH geschenkt, wenn manchmal auch in unterschiedlicher Weise. Sie haben uns aus diesem Geist heraus das Wort des Lebens geschenkt. Entsprechend wollen wir mit tiefem Respekt und Dank damit umgehen. Die Ersatztheologie hat hier keinen Platz. Wir wollen uns nicht selbst aufgeben. Wir wollen mit viel Dankbarkeit und Freude dran bleiben.
Achten wir unbedingt darauf: Der TaNaCH ist das Lebenshaus aus dem der Mensch lebt, aus dem der Mensch alles beziehen kann, was er zum Leben braucht, damit er weise und zufrieden leben kann, nach der Weisung: “Er hat dir mitgeteilt, Mensch, was gut ist. Und was fordert JaHuWaH von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und einsichtig zu gehen mit deinem Erlöser JaHuWaH?” (Mi 6,8).
Allen wünsche ich einen geruhsamen Shabbat. Mit einem erquickenden Shalom grüsse ich alle herzlich
Gregor Dalliard
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.