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Schärft die Auseinandersetzung mit Widersprüchen im NT unseren Verstand und unser Vertrauen zu JaHuWaH?

Glaubensimpuls 620 von Gregor Dalliard

Davon bin ich heute voll überzeugt. Doch der Weg zu dieser Erkenntnis und die Umsetzung der erkannten Resultate kann je nach Glaubensumfeld recht schmerzhaft sein. Das, vor allem für Menschen, die Jahrzehnte lang der biblischen Auslegung einer christlichen Kirche oder Gemeinschaft bedenkenlos gefolgt sind. Wir sind ja alle in einem bestimmten christlichen Umfeld aufgewachsen. Darin sind wir von Kindesbeinen an erzogen und gelehrt worden, dass wir den einzig richtigen Glauben haben. Durchgehend aber lehren uns die israelitisch-jüdischen Propheten: “Sucht JaHuWaH und lebt” (Amos 5,6). Die Frucht, die daraus hervorgeht, ist ein Geschenk besonderer Art. Niemals lehrt ein Prophet: Suchet die Gottheit Jesus Christus. Dazu hat auch JaHuWaH nie jemanden aufgefordert.
Die folgende Frage haben wir vielleicht über Jahrzehnte hinaus nie zu Ende gedacht: Warum gibt es so viele christliche Kirchen, “Freikirchen” und christliche Gemeinschaften? Aberhunderte sind es. Das Wort Kirche erscheint in deutschen Bibeln nirgends. Ausserdem ist es die Ableitung der griechischen Göttin Circe, der Schutzpatronin der Schauspieler und Zirkusleute [Zirkus – Circe!] – Die Kirche hat mehr mit dem Zirkus zu tun [Alleinunterhalter] als mit der Torah und dem wirklichen Leben.
Alle Gründer christlicher Kirchen und Gemeinschaften behaupten von sich, allein im Besitz der Wahrheit zu sein. Trotz aller ökumenischen Bestrebungen und Aktionen bleibt das so. Selbst wenn sie das vordergründig nicht zugeben so steht es doch in ihren Gründungsdokumenten so verankert: Nur wir vertreten und lehren das, was der Vater im Himmel will, das, was Jesus und der Geist der Wahrheit den Menschen zu lehren aufgetragen haben. Vielleicht haben wir uns bis dahin nie ernsthaft mit den Entstehungsfakten des Christentums beschäftigt, mit den geschichtlichen Hintergründen und Tatsachen der damaligen Zeit. Der Gründe kann es viele geben.
Folgendes müsste uns irgendwann zu denken geben oder hätte uns zu denken geben müssen: Alle Kirchen und christliche Gemeinschaften unterscheiden sich in irgendeinem Lehrpunkt, der für sie absolut wichtig und heilsnotwendig ist. Das ist ja der Grund weswegen sie sich von allen anderen abheben, weil diese offenbar nicht in der Wahrheit sind, wie sie behaupten. Wie aber kann das möglich sein, dass jede von ihnen behauptet, den Geist der Wahrheit empfangen zu haben? Hat ihre Gottheit Jesus Christus nicht gesagt: “Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten (Joh 16,13)? Wenn er sagt “euch”, dann meint er wohl alle Getauften. Davon aber hat die Welt bis heute nichts gesehen, wohl aber alles andere. Also ist bei den Getauften ein Geist der Wahrheit gegen den anderen Geist der Wahrheit und wieder ein anderer Geist der Wahrheit gegen einen anderen Geist der Wahrheit. Das müsste allen zu denken geben. Hier ist unser Verstand gefragt, der JaHuWaH sucht.

Wenn überhaupt, dann ist Paulus vor Damaskus nicht der Jude Jahushua von Nazareth erschienen, sondern der griechisch-römische Gott Jesus Christus. Dieser erschien angeblich auch Hananijah. Er soll zu ihm gesagt haben: “Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen (den bisher unbekannten griechisch-römischen Gott Jesus Christus) trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel” (Apg 9,15; vgl. Apg 22,21; Röm 1,5; Eph 3,8).
Wann in der Geschichte des Christentums hat dieser Prozess eingesetzt? Dieser Prozess hat gleich mit der Entstehung des Christentums begonnen.
Paulus hatte aus dem von den Römern ermordeten Juden, dem Rabbi Jahushua von Nazareth eine griechisch-römische Gottheit namens Jesus Christus gemacht (vgl. Röm 1,4; 2Kor 5,19-20). Er und seine Anhänger waren von der gleich bevorstehenden Wiederkunft des Gottes Jesus Christus völlig überzeugt.
Das aber stimmt so nicht. Wir erinnern uns: JaHuWaH hat das auserwählte Volk zu diesem Dienst beauftragt, nicht Paulus und nicht für die Gottheit Jesus Christus: “Ich, JaHuWaH, ich habe dich (Nachkommen Jakobs) in Gerechtigkeit gerufen und ergreife dich bei der Hand. Und ich behüte dich und mache dich…. zum Licht der Nationen, blinde Augen aufzutun, um Gefangene aus dem Kerker (der Unwissenheit und Glaubensfinsternis) herauszuführen und aus dem Gefängnis (der Glaubensfinsternis), die in der Finsternis (der Unwissenheit) sitzen. - Ich bin JaHuWaH, das ist mein Name. Und meine Ehre gebe ich keinem anderen” (Jes 42,6-8).

Die neue Gottheit Jesus Christus predigte Paulus auf dem Areopag in Athen. Dort suchten die Philosophen und Priester der griechischen Götter nach immer neuen Göttern. Tarsus, die Geburtsstadt des Paulus, war vor allem von (altgedienten) römischen Bürgern bewohnt. Die Stadtbewohner beschäftigten sich vor allem mit der epikureischen und stoischen Philosophie und ihren Göttern. Darum kam Paulus, der neben der Thora selbst in der epikureischen und stoischen Philosophie erzogen worden war nach Athen um ihnen seinen Gott auf seine Weise zu vermitteln. “Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Männer von Athen, ich sehe, dass ihr in jeder Beziehung den Göttern sehr ergeben seid” (Apg 17,22). Er predigte ihnen seinen entjudaisierten Gott Jesus Christus als den bisher unbekannten Gott (vgl. Apg 17,23), der sich nur ihm geoffenbart hätte, nicht einmal den Propheten Israels (vgl. Kol 1,24-29).
Wer jetzt nicht zu seinem Gott Jesus Christus umkehre, der werde gleich gerichtet werden (vgl. Apg17,30-31). Massen schlossen sich dem “Evangelium” des Paulus und seiner Mitarbeiter an und liessen sich taufen. Die einen weil sie als Sklaven hier auf Erden gleich mit dem wiederkommenden Gott herrschen würden. Das versprach die Taufe des Paulus. Andere liessen sich taufen, damit sie nicht gerichtet würden und ihre Ewigkeit in der Hölle verbringen müssten, denn auch das versprach die Tauftheologie des Paulus. Wieder andere liessen sich von den Angehörigen unter Druck setzen und liessen sich taufen, wieder andere liefen einfach mit und, und, und….

Seine Gottheit aber kam zur angesagten Zeit nicht zurück. Nicht im ersten, nicht im zweiten, nicht im dritten Jahrhundert, und auch später nicht - überhaupt nicht. Die Juden hatten recht behalten! Nun musste eine neue theologische Strategie her. Die Lehre von der Wiederkunft musste auf die Zukunft hin neu formuliert und ausgeweitet werden, wie wir sie dann in den Evangelien und in anderen Schriften des NT vorfinden. Auch die Person der Gottheit Jesu Christi, die nicht wiedergekommen war, musste nun genauer definiert werden. D. h. Jesus ist nur Jesus, weil er so definiert wurde.
Nachdem der angebliche Richter der Welt nicht gekommen war, entfalteten sich im ganzen römischen Reich sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Gottheit Jesus Christus. Jeder wollte seine Ansicht über die Gottheit Jesu Christi durchsetzen. Wie wir bereits vielfach sagten, waren die Ansichten so widersprüchlich zueinander, dass es zu kriegerischen Auseinandersetzungen im römischen Reich kam. Das wollte der heidnische Kaiser und Pontifex Maximus auf jeden Fall verhindern.
Zusammengefasst sei hier nur erwähnt, dass der heidnische Kaiser Konstantin ein erstes Konzil einberief, dem andere folgten. Auf diesen Konzilien sind die lehrmässig tief zerstrittenen christlichen Gemeinschaften zu einem einheitlich verbindlichen Glaubensbekenntnis (genannt das altrömische oder apostolische Glaubensbekenntnis) gezwungen worden. Das Apostolische Glaubensbekenntnis widerspricht in allen Punkten der Torah, z. T. recht vehement sogar. Damit war den Christen vorerst einmal eine Grundlehre über die Vorstellung und das Wesen der neuen griechisch-römischen Gottheit Jesus Christus auferlegt worden, und zwar auf dem Boden der babylonisch-griechisch-römischen religiösen Traditionen. Auf diesem Geist sind die vier Evangelien aufgebaut worden. Damit konnten die Kaiser vorerst einmal das römische Reich zusammenhalten. Der Papst löste später den Kaiser ab. Damit brachen die theologisch-philosophischen Streitereien unter den Getauften erneut aus. Ihnen folgten meistens erbitterte Kriege - bis in unsere Tage herein.

Wie wir sehen, haben die Vorstellungen über das Wesen und das Wirken der neuen Gottheit in den letzten 2000 Jahren kein Ende gefunden. Darum gibt es hunderte christlicher Gemeinschaften, die ihre Theologie vertreten. Es wird auch nie ein Ende geben. Eine erdachte philosophisch-heidnische Gottheit, die von der Staatsmacht allen Bürgern des Reiches mit Gewalt aufgezwungen worden ist, kann letztlich nur Zwistigkeiten, Auseinandersetzungen und Kriege hervor bringen. Das Potential zu zukünftigen Auseinandersetzungen ist in den Genen des paulinischen “Evangeliums” und seiner Forderung gegeben.

Dank dem Einfluss der Juden, die weltweit zerstreut lebten und leben, haben wir den roten Faden der Wahrheit erkannt. Wir haben Zugang zu den Grundforderungen und -rechten, zu den Weisungen und Wegleitungen JaHuWaHs gefunden, die uns den Frieden mit JaHuWaH und damit natürlich auch den inneren Frieden schenken. Ebenso ist uns ein gerechtes und soziales Zusammenleben unter den Menschen nach dem willen JaHuWaHs erschlossen worden.
Die meisten Juden lebten und leben gemäss der Aufforderung des grossen Propheten Jirmejahu (Jeremia). Wo immer ihr zerstreut werdet: “Suchet der Stadt Bestes” (Jer 29,7). Über die Juden sind manche dieser Werte des Lebens, die JaHuWaH vorgegeben hat, von christlichen Kirchen und Gemeinschaften aufgenommen worden. Bleiben wir mit grosser Dankbarkeit und Freude dran. (vgl. Gim 415).

Wie immer wünsche ich allen einen gesegneten Shabbat Shalom. Herzliche Grüsse

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.