Den TaNaCH studieren: "So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen" (Jer 6,16). Wir leben heute in der Priesterordnung Melchisedeks. Teil 5
Glaubensimpuls 594 von Gregor DalliardWir sagten: “der Tieropferkult der Juden fand mit der Zerstörung des Tempels in Jerushalajim ein jähes und definitives Ende. Damit ist der Überrest des israelitisch-jüdischen Volkes gezwungenermassen wieder beim Ausgangspunkt (beim Auszug aus Ägypten) angelangt, bei der Priesterordnung Melchisedeks: ‘so leitete ihn der El Eljon (der Höchste) allein, und kein fremder Gott war mit ihm’. (5Mo 32:12). Darum forderte der Prophet Jirmejahu das Königshaus und das Volk in schwerster Zeit auf: ‘….fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei, und geht ihn!’” (Jer 6,16).
Auf dieses beeindruckende Zeugnis hören und achten wir heute mit grosser Dankbarkeit und Freude. Allzu lange haben wir ganz blind und eifrig daran vorbei geglaubt. Wir waren vom Äusseren gefangen genommen, vor lauter religiösem Eifer geblendet. Wie hätte es anders sein können, denn unsere Priester, Lehrer und Pastoren waren und sind selbst mit frommer Blindheit geschlagen. Das hört sich hart an, aber leider ist das so.
Jahushua von Nazareth sagte im Kontext der vielen Auseinandersetzungen, die sich zwischen Propheten und einzelnen Priestern (Sadduzäern) im Laufe der Geschichte hin und her zugetragen haben, die aber auch in seinen Tagen aktuell waren: “Lasst sie! Sie sind blinde Leiter der Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen” (Mt 15,14). Selbstverständlich meinte Jahushua damit bei weitem nicht alle Priester, etwas, das aber die Getauften so auslegen. In einer Grube gibt es kein Licht.
Jeshajahu sagt in diesem Kontext sehr drastisch und anschaulich: “Wer ein Rind schlachtet (opfert), ist wie einer, der einen Menschen erschlägt; wer ein Schaf opfert, ist wie einer, der einem Hund das Genick bricht” (Jes 66,3). Das ist ein prophetisches Wort. Ein prophetisches Wort ist immer in einem grossen und tiefen Zusammenhang gesprochen worden, nie einfach so aus einer Emotion- oder Zeitlaune heraus.
Automatisch fragen wir uns heute: Wer ist dann einer, der einen Menschen schlachten (opfern) lässt, den er dazu noch selbst gezeugt hat, weil er als Gott (Theos, Deus) der Getauften das Blut dieses Menschen fordert, weil sie mit ihm versöhnt werden müssen um nicht in der Hölle zu enden, sondern in seinem Himmel?
Zu makaber, zu abstrus der christliche Glaube. Man mag ihn ausdeuten wie man will, er bleibt abgrundtief makaber. So ein Irrsinn dann noch JaHuWaH in die Schuhe schieben zu wollen, wie Paulus und seine Mitstreiter das bis zu dieser Stunde tun, kann tatsächlich nur von abgrundtief verführten oder geistesgestörten Männern kommen, die den TaNaCH (“AT”) nicht in seinen tiefen Zusammenhängen kennen.
Bei diesem Ausspruch in Jes 66,3 geht es nicht um die Frage, ob jemand Rind- oder Schaffleisch essen darf. Hier geht es um die grundsätzliche Frage, ob das sinnlose Töten von Rindern und Schafen, ob deren Körper und deren Blut als Sühneopfer Sünden löscht, etwas bewirkt, ob so etwas von JaHuWaH gewollt ist. Schafft so ein sinnloses Schlachten und Blutvergiessen den inneren Frieden und die Ruhe des einzelnen Menschen oder gereicht es der Ehre JaHuWaHs? JaHuWaH sagt nein: “An Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen, Ohren hast du mir gegraben; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert” (Ps 40,7). “Sollte ich das Fleisch von Stieren essen und das Blut von Böcken trinken?
Opfere Elohim Dank” (Ps 50, 13-14).
Weder das Opfer noch das Opferblut bewirkt bei den Göttern etwas, auch nicht das Opfer eines Gottmenschen/Halbgottes. Bei JaHuWaH selbstverständlich nichts. Jene aber, die daran glauben, werden des Lebens beraubt, denn sie leben in düsteren frommen Phantasien, in Ängsten und Nöten, vor allem um ihre Angehörigen, die nicht an die Wirkung dieser Opfer und deren Blut glauben. Ihr Gott (Theos, Deus) Jesus Christus hat nämlich vorgesorgt. Sie sind entsprechend informiert. Entweder werden die Nichtgläubigen, die nicht Getauften, in die immerwährende qualvolle Hölle geworfen oder sie werden später der Vernichtung anheim fallen, je nach Leseart und Auslegung der sogenannten neutestamentlichen Inhalte durch die christlichen Führer. Gemäss Paulus, Markus, Johannes u. a. sind sie so oder so verflucht (vgl. Gal 1,8-9; Mk 16,16 u. a. m.).
Die Aufforderungen der Propheten sind damals wie heute brandaktuell: “….fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei, und geht ihn!” (Jer 6,16). Wir haben das Zeugnis gelesen, das die Schreiber später in 5Mo 32,12 niedergeschrieben haben: “so leitete ihn der El Eljon (der Höchste) allein, und kein fremder Gott war mit ihm”. (5Mo 32:12). “Vor mir wurde kein Elohim gebildet, und nach mir wird keiner sein. Ich, ich bin JaHuWaH, und ausser mir gibt es keinen Retter (Erlöser)” (Jes 43,11-12). Das ist eine ergreifende und gesicherte Botschaft!
So wollen auch wir keinen fremden Gott (Theos, Deus) mehr in unserer Mitte haben, weder einer, der uns bisher bekannt war, wie der Gott (Theos, Deus), Jesus Christus, noch ein fremder Gott. Ich stehe ganz auf der Seite des Jahushua (oder Jeshua) von Nazareth und jener Zeugen, die keinen fremden Gott kannten, weil sie in JaHuWaH die Freiheit, den Frieden und die verheissene Ruhe gefunden haben und finden. “So spricht JaHuWaH: Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei, und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen” (Jer 6,16).
Dazu gehört auch dieses beeindruckende Zeugnis: “Nicht mich hast du angerufen, Jakob (Juda), dass du dich um mich bemüht hättest, Israel! Du hast mir nicht das Lamm deiner Brandopfer gebracht und mit deinen Schlachtopfern mich nicht geehrt. Ich habe dir nicht mit Opfergaben Arbeit gemacht noch mit Weihrauch dich ermüdet. Du hast mir nicht für Geld Würzrohr gekauft noch mit dem Fett deiner Schlachtopfer mich gesättigt. Vielmehr hast du mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden, du hast mich ermüdet mit deinen Sünden. Ich, ich bin es, der deine Verbrechen auslöscht um meinetwillen, und deiner Sünden will ich nicht gedenken” (Jes 43,22-25).
Lasst uns diese Aussage in ihrem Kontext verständlich und korrekt übersetzen: “Brand- und Schlachtopfer will ich nicht. Damit ehrst du mich nicht. Dein Würzrohr und das Fett deiner Schlachtopfer brauche ich nicht. Sie nützten niemandem etwas, am wenigsten dir selbst. Vielmehr beschäftigt mich dein Umgang mit den Werten des Lebens und den Mitmenschen. Ich, ich bin es, der deine Verbrechen auslöscht um meinetwillen, und deiner Sünden will ich nicht gedenken” (Jes 43,22-25).
JaHuWaH identifiziert sich ganz und gar und ausnahmslos mit den Werten des menschlichen Umgangs untereinander. „Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen ist Elohim in seiner heiligen Wohnung.“ (Ps 68,6; vgl. Jes 58,7-10). “Bis wann wollt ihr ungerecht richten und die JaHuWaH-losen (die Bestechungsgeld annehmen) begünstigen. Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und dem Bedürftigen lasst Gerechtigkeit widerfahren! Rettet den Geringen und den Armen, entreisst ihn der Hand der Gewissenlosen (JaHuWaH-losen)! Sie erkennen nichts und verstehen nichts, im Dunkeln laufen sie umher” (Ps 82,3). “Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen (der sich zu mir bekennt, mir vertraut) wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen” (Jes 57,15).
In der Umkehr zu SEINEM Wesen, in diesen SEINEN Werten wird alles Versagen ausgelöscht. “Fragt nach JaHuWaH und seiner Stärke, sucht sein Angesicht beständig!” (Ps 105,4). Das ist wahrlich ergreifend. Auf das muss es ankommen, will jemand ganz persönlich für sich oder in einer menschlichen Gemeinschaft im Segen JaHuWaHs zur Ruhe kommen und gute Früchte hervorbringen.
Früher war der zentrale Mittelpunkt meines Glaubenslebens die Mystik, die ihren Höhepunkt in der Macht des Priesters erreichte. Nach dem ewig unantastbaren Dogma der Kirche wandelt (Wandlung) er während der Messe, Kraft seiner Weihegewalt den Leib und das Blut Jesu, das Opfer, das damals auf Golgatha angeblich geopfert worden ist, real in die Gegenwart herein, in das Hier und Jetzt (Transsubstantiation/Wandlung). Das ist der ergreifendste Akt des Priesterwirkens. Diese Weihegewalt verleiht ihm das Angesicht und die Macht Gottes. Darum wird er von den Menschen wie ein Gott verehrt (angebetet). Wir sind täglich, abgehoben von jeder Wirklichkeit des Alltagslebens, in diese klerikale “himmlische” Scheinwelt versetzt worden. Dieser Glaube ist uns damals von der Kirche als der einzig wahre Weg eingetrichtert worden, als der einzig wahre Weg in den Himmel und als Schutz vor den bösen Einflüssen dieser Welt.
Bei allem Respekt vor den Priestern versuchte mich meine Mutter immer wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen. Die Wirklichkeit empfand ich damals als nichts anderes als reinen Humanismus, der weder Gott noch der Kirche etwas nützt. Als grosse Familie waren wir allezeit sehr karitativ tätig. Die Triebfeder dazu aber lieferte das Ziel, das die Kirche uns vorgegeben hatte: Gutes tun, um in den Himmel zu kommen, um die Feuerqualen im Fegefeuer nicht allzu lange erleiden zu müssen, Bewahrung vor den unendlichen Qualen der Hölle. Ein Ziel, das sie, gemäss dogmatischen Verankerungen nie wird aufgeben können, selbst wenn sie heute so tut als ob.
Das Herz des einzelnen Menschen, das bestrebt und gezielt den Weisungen JaHuWaHs nachjagt, d. h. ein Herz, das Recht und Gerechtigkeit zum Mittelpunkt seines Lebens macht, sich darin übt, sich um Gnade und Barmherzigkeit bemüht, sich bemüht ein unbestechliches Herz zu bewahren, das ist es, was JaHuWaH bei uns sucht. Nicht etwa, weil JaHuWaH das bräuchte, vielmehr weil der Mensch nur darin den Sinn seines Lebens und die innere Ruhe und damit den Frieden für Zeit und Ewigkeit finden kann.
“Mein Herz erinnert dich: ‘Sucht mein Angesicht!’ – Dein Angesicht, JaHuWaH, suche ich” (Ps 27,8).
Also bleiben wir dran! Lassen wir uns an diesem Shabbat segnen und wir wollen bewusst und sehr gerne anderen zum Segen werden. Das kann spannend sein.
Shabbat Shalom und herzliche Grüsse
Gregor Dalliard
Fortsetzung folgt!
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. November 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.