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"Muss das denn sein?" Teil 3: Die Gussform

Glaubensimpuls 518 von Gregor Dalliard

Es war mir klar, dass sie die Konsequenzen, die ich in meinen früheren Gims aufgezeigt hatte, wohl verstanden hat, aber sie war und ist innerhalb ihres religiösen Umfeldes gefangen. Die Konsequenzen sind für sie nicht umsetzbar. Dafür habe ich absolutes Verständnis. Wir sprachen über das Shma Israel (Höre Israel), den Glaubenskern des Jahushua von Nazareth. Das Bekenntnis Jahushuas ist das Bekenntnis aller gläubigen Juden: “Höre, Israel: JaHuWaH ist unser ELOHIM (der Höchste, der Erlöser), JaHuWaH allein! Und du sollst JaHuWaH, deinen ELOHIM, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein….” Ihr war schon längst klar geworden, dass sie als Katholikin JaHuWaH zwar aus ganzem Herzen und mit ihrer ganzen Seele und mit ihrer ganzen Kraft lieben will, wie das auch Jahushua von Nazareth tat. Ihr ist aber gleichzeitig auch völlig klar geworden, dass diese Liebe praktische Auswirkungen mit einschliesst.

Dadurch, dass sie wegen ihres beruflich-kulturellen Umfeldes, von dem ihre Existenz abhängt, und wegen ihrer Verwandtschaft an den Sakramenten teilnimmt, ist ihr bewusst, dass sie damit pures Heidentum praktiziert, das Gegenteil dessen, was Jahushua tat und lehrte. Die Sakramente beinhalten den Glauben an drei Gott-Personen (Trinität), wie das damals bei fast allen heidnischen Völkern üblich war. Ebenso die Erlösung durch das Blut eines Gott-Menschen, einer Gottheit, die von einer Frau geboren worden ist. Auch das ist eine heidnische Glaubensform, wie sie in der Antike üblich war und heute noch im Christentum praktiziert wird. In ihrem Herzen lehnt sie als Katholikin das alles heute ab, aber sie vermag dieser religiösen Praxis nicht auszuweichen. Diese Praxis geht in ländlichen Gegenden durch Mark und Bein, vor allem die ständigen Feiern der Bluterlösung, d. h. der Vollzug des Messopferrituals, das bei jeder Gelegenheit vollzogen wird. Heute wird das Messopferritual auch Eucharistie genannt. Im ökumenischen Kontext sollen damit die Unwissenden vom wahren Inhalt des Messopfer-Dogmas abgelenkt und getäuscht werden.
Nach dieser Lehre hat der katholische Priester die Vollmacht, die seelischen und körperlichen Qualen und das Blut des von den Römern ermordeten Juden Jahushua von Nazareth gegenwärtig zu setzen. Das geschieht durch das Sprechen einer vorgeschriebenen Formel (der sogenannten Einsetzungsformel) und durch eine vorgeschriebene Handbewegung (Kreuzzeichen). Nach dieser Irrlehre wandelt (verzaubert) der Priester das Brot (auch Hostie, Oblate genannt) in einem Augenblick in jenes Fleisch und Blut um, in dem Jahushua von Nazareth am Pfahl der Römer grausam zu Tode kam. Darum müssen alle Katholiken am Messopfer teilnehmen und die verwandelte Hostie als Leib und Blut ihrer Christus-Gottheit anbeten, einnehmen und schlucken.
Nebenbei sei an Folgendes erinnert: Die katholische Kirche verbietet den Protestanten, den Mitgliedern anderer Kirchen und christlicher Gemeinschaften das Einnehmen und Schlucken ihrer Gottheit Jesus Christus, die von Paulus zu einem wahren Gott definiert worden war. Paulus liess den Juden Jahushua von Nazareth als eine Gottheit auferstehen (vgl. 2Kor 5,16). Mit der Ablehnung des Messopfers beschneiden die Protestanten die Macht des Priesters und seinen absoluten Einfluss auf die katholische Anhängerschaft. So etwas wird der Vatikan nie zulassen. Nur in bestimmten Ausnahmen, bei aussergewöhnlichen Anlässen, dürfen Protestanten die Hostie einnehmen. Sie müssen aber klar signalisieren, dass sie dem katholischen Verständnis des Messopfers nicht widersprechen. Nach katholischer Lehre haben die Reformatoren dieses zentralste aller christlichen Sakramente verworfen. Mit der Teilnahme an den Sakramenten und damit an der christlichen Lehre der Erlösung, schliesst meine Gesprächspartnerin die Forderung aus: “Und diese Worte, die ich dir heute gebiete….”. Sie gehören untrennbar zum Shma Israel. Dieses Dilemma ist ihr schon längst bewusst geworden, aber sie weiss sich beim besten Willen nicht zu helfen. Dafür kann ich volles Verständnis aufbringen.

In Anbetracht ihrer Lage ermutigte ich sie, nicht aufzugeben und die Dinge langsam angehen zu lassen. Wenn sie der ersten biblischen Aufforderung, dem Shma Jisrael, nicht zu entsprechen vermag, sollte sie die zweite Forderung, die der ersten gleichkommt, von Herzen erfüllen. Mit dem Shma Jisrael untrennbar verbunden ist die praktische Lebenshaltung. Beides zusammen gehörte zum Lebensinhalt und zur Lehre des Juden Jahushua von Nazareth. Das ist auch heute der Lebensinhalt aller gläubigen Juden. Jahushua war ein gläubiger Pharisäer und Schriftgelehrter. Darum antwortete er, wie alle gläubigen Pharisäer antworteten: “Jahushua antwortete ihm (einem anderen Pharisäer, Schriftgelehrten): ‘Das erste ist: Höre, Israel (Shma Israel) JaHuWaH, unser ELOHIM, ist EINER; und du sollst JaHuWaH, deinen ELOHIM, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!’. Das zweite ist dies: ‘Du sollst deinen Nächsten lieben (Gutes tun) , denn er ist wie du!’ (er hat die gleichen Bedürfnisse wie du). Grösser als dieses ist kein anderes Gebot. Und der Schriftgelehrte, auch ein Pharisäer, sprach zu ihm: Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit (der Lehre des TaNaCHs) geredet….” (Mk 12,29-31).
Ein Zeugnis dazu, aus Sach 8,16-17: “Fürchtet euch nicht! Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet nur die Wahrheit einer mit dem anderen! Fällt zuverlässigen und heilsamen Rechtsspruch in euren Toren! Und sinnt nicht – keiner von euch – in euren Herzen auf das Unglück des anderen, und falschen Eid liebt nicht! Denn all dieses ist es, was ich hasse, spricht JaHuWaH” (vgl. dazu auch Jes Kap 58).

Vergiss nicht, sagte ich meiner Gesprächspartnerin, ich habe seit meinem Theologiestudium und meiner Zeit als Vikar in Zermatt bis zur biblischen Erkenntnis in der ich heute stehe und die ich heute lebe, verschiedene Glaubensetappen durchlaufen. Das ist etwas, das ich mir in den jungen Jahren nie hätte erträumen können. Warum? Wir haben eine völlig falsche Vorstellung von dem, was Glauben ist und meint. Der Glaube wird allgemein als Gussform verstanden und praktiziert. Was eine Gussform ist, weisst du als Frau und Mutter besser als ich. Wir werden geboren und dann schrittweise in eine bestehende Gussform des Glaubens hinein erzogen.
Unser religiöses Umfeld meint es dabei gut, denn ihr Glaube ist selber aus einer vorfabrizierten Gussvorlage geformt worden. Mit Gussform meine ich zuallererst ein frommes Regelwerk, das uns von Kindesbeinen an beigebracht wird und das nicht hinterfragt werden darf, ohne dass wir mit der Hölle zu rechnen haben.
Was immer der Grund dazu sein mag: Immer mehr Menschen schlüpfen im Laufe ihres Lebens aus dieser Gussform heraus. Sie wachsen aus ihrem vermeintlich wahren Glauben heraus. So wechselt z. B. ein Katholik über zu einer Freikirche oder ein Protestant zu den Katholiken oder zu sonst einer anderen christlichen oder religiösen Gemeinschaft. Was aber geschieht hier in Wirklichkeit? In Wirklichkeit wechselt dieser Mensch von einer Gussform in eine andere. Glaube ist für die meisten Menschen etwas Statisches, ein bestehendes frommes Regelwerk, das sich laufend wiederholt. Das vermittelt Zugehörigkeit zu einer Kirche, zu einer christlichen Gemeinschaft oder zu sonst einer Religionsgemeinschaft. Das Massgebende ist nicht die persönliche Beziehung zu JaHuWaH, wie das der TaNaCH in seinen Bekenntnissen und Zeugnissen vermittelt und lehrt.

Damit aber eine persönliche Beziehung mit JaHuWaH zustande kommen kann, haben uns die Väter und Mütter des TaNaCHs (des “ATs”) eine reiche Fülle an Lebenserfahrungen übermittelt. Sie zeigen uns auf, wie diese Beziehung zustande kommen kann und gepflegt sein will. Diese gilt es zu entdecken. Dahin sollte sich der Mensch in seinem Leben und Glauben schrittweise hin bewegen, entwickeln. Damit tritt er aus den religiösen Gussformen heraus, übernimmt Eigenverantwortung und setzt sich für Recht und Gerechtigkeit ein. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Bibel des Jahushua von Nazareth, dem “AT”, und mit der Bibel der Christen, dem “NT”, ist absolute Voraussetzung. Ebenso möchte und will ich mich mit den geschichtlichen Zusammenhängen jener Zeiten auseinandersetzen, als der TaNaCH (“AT”) und das “NT” geschrieben wurden. Das sollte der dringendste Wunsch in meinem Leben sein. Wer hat wann was geschrieben? Was war seine Motivation? Daran führt kein Weg vorbei. Heute stehen uns alle diese Zugänge offen. Das ist einfach wunderbar.

Wie ich bereits sagte, war ich damals in Zermatt von der Umsetzung der 4 ersten Kapitel der sogenannten Apostelgeschichte felsenfest überzeugt. In dieser Glaubensetappe hatte hatte sie mich erlebt. Es war keine tote Zeit. Ich, wir, wir alle waren voll dabei. Unsere Absichten waren aufrichtig, unser Tatendrang war nicht aufzuhalten. Wem von uns wäre damals in den Sinn gekommen, dass wir als Christen alle eine entsetzlich schwere Mitschuld an den Verbrechen der Christenheit, der Getauften, mitschleppen und diese verbrecherische Haltung ganz fromm weiter kolportieren? Heute werden die Verbrechen der Getauften an den Juden vor aller Welt offengelegt.
Die Blutspur setzt im 4. Jh. u. Z. ein. Sie nahm mit der Machtentfaltung des Christentums laufend zu und erreichte ihren schrecklichen Höhepunkt im Holocaust. Das ist für viele Menschen, vor allem für junge Menschen unfassbar, nachdem sich das Christentum in der Geschichte vor aller Welt allezeit als der moralische Massstab für diese Welt propagierte. Das Offenlegen der Wirklichkeiten in der Geschichte ist für die Getauften heute eine äusserst peinliche Angelegenheit. Daran aber führt kein Weg vorbei. Niemand darf sich heute einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den tiefen und verborgenen Wurzeln der christlichen Heilslehre und ihren folgenschweren Irrtümern, Lügen und den traditionellen Vertuschungstaktiken vorbeimauscheln: “Denn bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht sehen wir das Licht” (Ps 36,10).

Allen wünsche ich einen erholsamen und gesegneten Shabbat. Das innerhalb der Gedanken des Friedens, die JaHuWaH auch über dich und mich hat. Shalom!

Liebe Grüsse
Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 21. April 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.