Sein wie Jesus
Glaubensimpuls 504 von Gregor DalliardIch möchte unbedingt auf den Gim 427 vom 22. November 2019 zurückkommen. Damals wies ich auf ein wesentliches Prinzip des christlichen Glaubens hin. Ich schrieb damals: “Sein wie Jesus”, “Jesus immer ähnlicher werden”, “Jesus nachfolgen”, das ist das Prinzip und die Predigt aller Christen". Es gab seither immer wieder recht engagierte Reaktionen zu diesem Thema in: “Aus der Gnade gefallen, Teil 15”, zu dem soeben erwähnten Prinzip der Christen. Ich frage darum noch einmal: Gilt es etwa nicht als das Erstrebenswerteste für einen Christen: Jesus nachfolgen, Jesus immer ähnlicher werden, sein wie Jesus? Wenn ich das wirklich will, dann muss ich wissen wie Jahushua von Nazareth seine Erdentage lebte oder ich muss genau wissen wie er im Himmel lebt. Anders kann das gar nicht gehen. Ich kann nicht sein wie jemand, dessen Alltagsleben ich hier auf Erden nicht kenne oder dessen Leben im Himmel, was immer sich jemand darunter vorstellt, ich ebenso wenig kenne. Was aber schreibt Paulus den Christen? Das seid ihr bereits durch die Taufe. Er schreibt den Christen in Rom: “Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln” (Röm 6,2-4). “Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, euer Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit” (Kol 3,1-4). Wie nur sollen sie das “suchen was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes”, wenn sie doch gar nicht wissen können was ihre Gottheit dort genau macht? Von Paulus wissen sie nur, dass ihre Gottheit, Christus, seit bald 2000 Jahren dort “droben” sitzt. Er soll herrschen, aber aus seiner Herrschaft ist bis heute nicht viel Gutes hervorgegangen; siehe Kirchengeschichte! Das ist keineswegs animierend. Wie wollen sie denn als Christen in Gleichheit mit dem angeblich auferstandenen Christus leben können?
Das aber interessierte die Christen von Rom nicht. Woran aber waren sie brennend interessiert, wovon begeistert? Unter “Neuheit des Lebens wandeln” verstanden die Christen die Tatsache, die Paulus in jenen Tagen lehrte, dass der Jude Jahushua nach seinem Tod, nicht einfach im Grab blieb, nicht einfach verstorben blieb. Er wurde, nach der Botschaft des Paulus, als ein Christuskönig auferweckt. Das war die eindringliche Botschaft des Paulus und seiner Leute. Dieser ehemalige Jude, der aber nun nicht mehr Jude sei, würde, da er auferweckt worden sei, als König gleich wieder kommen und ihrem Sklavendasein und allen anderen Beschwernissen ihres Lebens ein Ende setzen. Sie würden dann mit Christus “offenbart werden in Herrlichkeit” und in diesem neuen Leben über alle nicht Getauften herrschen, sowohl über die Römer als auch über die Juden. Damit würde über diese ein hartes Gericht hereinbrechen. Die Botschaft des Paulus kam an, berauschte eine Masse von perspektivlosen Menschen im ganzen römischen Reich. Die Lehre des Paulus von einem gleich auftretenden König kostete Paulus den Kopf. So verlangte es das römische Gesetz. Neben dem römischen Kaiser durfte kein König auftreten und herrschen. Viele seiner Anhänger suchten den Märtyrertod um bei Jesus dem König zu sein, denn sie würden, zusammen mit Jesus gleich wiederkommen (vgl. 1Thess 4,13-18). Dazu aber brauchten sie wieder ihren Leib. Für Paulus war das kein Problem: “Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes” (Röm 8,11). Wie anders hätten sie denn von den Römern und den Juden als herrschende Gerichtsvollstrecker wahrgenommen und entrückt werden sollen?
Das andere ist Folgendes: Meint es jemand ernst mit den Aussagen: Jesus nachfolgen, Jesus immer ähnlicher werden, sein wie Jesus, dann muss er wissen wie Jahushua seine irdischen Tage verbracht hatte. Wie lebte er? Wie war sein Glaube? Welches war der Inhalt seines Glaubens? Mit welchen Menschen lebte er zusammen? Was hielt er vom Shabbat, was vom Sonntag? Was hielt er von Pessach, von Shawuoth, was von Sukkot? usw. Die wenigsten Christen denken darüber nach. Ihnen genügt das, was Paulus lehrt: Er war einmal ein Jude, aber das ist längst vorbei. Der Jude Jahushua von Nazareth existiert nicht mehr. Er ist der christliche Christus, Ende der Diskussion!
Sie denken gar nicht daran, dass Paulus den Jahushua von Nazareth zuerst einmal als Juden bestätigt. Das tut Paulus tatsächlich. Ist uns das denn schon einmal bewusst geworden? Indem Paulus sagt, dass Jahushua von Nazareth von einem bestimmten Moment an nicht mehr Jude war, bestätigt er gerade, dass Jahushua von Nazareth bis dahin ein Jude war: Bis zu welchem Moment war er Jude und ab wann war er nicht mehr Jude? Ab wann lehrt Paulus von Jahushua, dass er nicht mehr Jude ist? Wie begründet er das? Er schreibt: “wenn wir Christus auch nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so (nicht mehr als Jude)” (2Kor 5,16). Für ihn war Jahushua Jude bis zu seinem Tod, dann nicht mehr. Er bestätigt also, dass Jahushua sein ganzes Leben lang, das allerdings von kurzer Dauer war, Jude war. Wie rechtfertigt er seine Behauptung, dass er nach dem Tode plötzlich kein Jude mehr war? Wie begründet er seine Philosophie? Auf was beruft er sich?
Er beruft sich auf irgendwelche Behauptungen von Menschen, auf Offenbarungen, Visionen und Geheimnisse, die nur ihm geoffenbart worden seien und auf Geschichten von Menschen. Das ist eine Behauptung, die sich vom TaNaCH (“AT”) her niemals rechtfertigen lässt. Er ignoriert das bewährte biblisch-prophetische Wort, das uns über Jahrtausende in seinem Zusammenhang gegeben ist und worauf und worin uns die Schätze des Lebens und die Erfahrungen mit JaHuWaH gegeben sind. Was aber von der Bibel her nicht einwandfrei behauptet werden kann, hat keine Gültigkeit. Nicht nur das, eine solche Behauptung richtet sich direkt gegen JaHuWaH, gegen die lange Reihe seiner Propheten und Schriftgelehrten, gegen ihre Zeugnisse und die bleibenden Erfahrungen, und gegen den Segen Abrahams, den alle Welt erreichen wird. Paulus kann sich mit seiner kranken Philosophie nicht auf die Schriften der jüdischen Bibel berufen und eine andere Quelle gab es damals nicht, und wird es niemals geben. Also beruft er sich auf Geheimnisse, die später von den Kirchenvätern zur “Bibel”, zum “NT” gemacht werden.
Wir müssen uns darum folgende Frage gefallen lassen: Warum spricht kein biblischer Prophet und kein Schriftgelehrter jemals von einem kommenden Juden, der als Jude geboren werde, als Jude erzogen und leben werde, der JaHuWaH und seine Ordnungen ungeteilt predigen werde, der aber, sobald er von der römischen Besatzungsmacht, nach deren Methoden hingerichtet und tot sein würde, dann nicht mehr Jude sein werde, sondern als ein Christ auferstehen werde, als christliche Gottheit, und als Begründer des Christentums in Erscheinung treten werde? An dieser sehr ernsthaften Frage kommt heute kein ehrlicher und redlicher Christ vorbei, wenn er sich weiterhin auf das “AT” beruft, daraus sogar zitiert, um etwas beweisen zu wollen.
Wenn Jahushua bis zu seinem Tode ein Jude war, dann war er Jude. Er war Jude und lebte im Angesicht JaHuWaHs als Jude unter Juden. Er lebte nicht als Buddhist unter den Juden oder als Hindu, oder als Christ oder Moslem, denn es gab in den Tagen des Jahushua von Nazareth weder Christen noch Moslems. Das Christentum kam lange nach dem Tode des Jahushua von Nazareth. Die Moslems kamen noch viel später. Wenn er nicht als Jude geboren, erzogen und unter Juden gelebt hätte, als was hätte er dann bis zu seinem Tode gelebt, was geglaubt? Etwa als Christ im Christentum? Etwa als Moslem im Islam? Das ist aber gar nicht möglich. Warum? Sagen wir es noch einmal: Das Christentum entstand lange nach dem Tod des Jahushua von Nazareth. Jahushua von Nazareth hat nie etwas von einem Christentum und vom Leben eines Christen gehört, er hat das Christentum weder gegründet noch jemals etwas darüber gelehrt. Ebenso hat er nie etwas vom Islam und vom Leben eines Moslems gehört. Wie soll jemand nach dem Tode ein völlig anderer Mensch sein und nichts mehr mit seiner Vergangenheit, mit seinem vergangenen Leben, zu tun haben?
Bedenken wir Folgendes: Die “Bibel” der Christen, das “NT”, entstand noch später, nach der Entstehung des Christentums. Die Frage, die sich uns hier stellt: Wen meinen die Christen mit ihrem Jesus? Meinen sie den von Paulus entjudaisierten Jahushua von Nazareth, der für Paulus plötzlich kein Jude mehr war, den er nach dem Tode zu einer auferstandenen Gottheit namens Jesus Christus machte, zu einem wahren Gott und zu einem wahren Menschen, eine Definition, die es bei fast allen heidnischen Religionen gab, oder meinen sie den wirklichen Juden Jahushua von Nazareth, der als Jude unter den Juden lebte, glaubte und predigte – bis zu seinem Tode? Beide können es nicht gewesen sein. Zudem glaubte Jahushua als Jude so, wie alle bibeltreuen Juden auch glaubten: Er glaubte ohne Zweifel, dass der Geist des Menschen nach dem irdischen Tod direkt zu seinem Schöpfer, dem Abba JaHuWaH, zurückkehrt. Zu seinen letzten Worten gehörte das Bekenntnis eines jeden sterbenden Juden: “Und Jahushua rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er” (Lk 23,46, Ps 31,6). Er glaubte nicht, dass er nach dem Tode als eine heidnische Gottheit auferstehen, zurückkommen und herrschen würde. Er wusste, dass sein Geist zum Vater zurückkehren würde.
Mit seinem Bekenntnis am Kreuz bekannte er sich unmissverständlich zum Glauben seiner Väter, seines Volkes. Damit bekannte er sich klar und unmissverständlich gegen die persisch-griechische Philosophie der Auferstehung, die das Christentum mit Paulus übernahm. Diese Lehre trieb in jenen Tagen auch unter Juden aus dem persischen Einflussbereich ihr Unwesen. Wenn der Leib zur Erde zurückkehrt und der Geist direkt zu JaHuWaH heimkehrt, von dem er ausgegangen ist (vgl. Pred 12,7; Ps 31,6; Ps 90,3 u.a.m.), was hat da eine leibliche Auferstehung noch zu suchen, was soll damit bezweckt werden? Wozu sollte sie noch tauglich sein? Wie gesagt, Paulus brauchte das Rachegespenst einer leiblichen Auferstehung. Damit drohte er den Juden, er wollte sie ängstigen, ihnen mit einer bevorstehenden Wiederkunft eines Christus und seiner Rache drohen, sie gefügig machen. Dazu brauchte er die Lehre der Auferstehung, eines leiblich wiederkommenden Christus, den alle Juden sehen werden, dann werden sie einknicken. Mit solchen Irrlehren können Klerus und Prediger wohl heute noch Menschen fromm terrorisieren, nicht aber JaHuWaH und bibeltreue Menschen. Wie JaHuWaH den einzelnen Menschen beurteilen wird, das ist absolut seine Sache. Darüber habe ich nicht zu urteilen. Das ist nicht nötig, damit bin ich entlastet. Ich muss mich darüber nicht ängstigen, denn JaHuWaH ist in jeder Weise gerecht und wird mit jedem Menschen fertig werden, denn er hat für jeden Gedanken des Heils. Jedenfalls ist die nicht wiedergekommene Gottheit des Paulus, Jesus Christus, nicht gekommen. Als sich Paulus dessen bewusst wurde, weil die Reaktionen aus seinen Kreisen diesbezüglich immer heftiger wurden, platzierte er seine Gottheit “zur Rechten Gottes” – wo sie nun geblieben ist und auch immer bleiben wird!
Halten wir fest: Paulus ist wütend auf die Juden. Sie haben ihn im Lichte des prophetischen Wortes durchschaut. Demzufolge sind sie nicht auf seine Erscheinungen, Visionen und Geheimniskrämerei eingegangen und werden es auch in Zukunft nie tun. Er wollte die Juden mit allen Mitteln in die persisch-griechischen Denkweisen treiben, sie einem heidnischen Joch unterstellen, sie damit terrorisieren und einfangen. Mit allen frommen und philosophischen Erpressungsversuchen wollte er die Juden dazu zwingen. Das ist etwas, das die Getauften seit bald 2000 Jahre ununterbrochen versuchen. Wäre die Lehre dieser persisch-griechischen Philosophie eine Lehre nach dem Willen JaHuWaHs, dann wäre der ganze TaNaCH (“AT”), das gesamte Judentum, davon durchdrungen gewesen, lange vor der Existenz des Paulus. Diese Lehre würde uns im TaNaCH (“AT”) auf Schritt und Tritt begegnen. Das aber ist nicht der Fall. Dass wir im “NT”, in der Bibel, der Christenführer, laufend auf widersprüchliche und irreführende Begründungen für ihre Erlösungsphilosophie (Erlösungsirrlehre)stossen ist denn auch nicht anders zu erwarten.
Das Hauptschlagwort ist Geheimnis des Glaubens oder etwa Aussagen wie sie uns in Johannes 16,12-13 begegnen: “Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit führen (leiten)”. Damit wird gesagt, dass es bis dahin den Geist JaHuWaHs, den Geist der Wahrheit, nicht gegeben hat. Das ist ein direkter Angriff auf JaHuWaH und sein bisheriges Wirken. Wollen wir Gerechtigkeit üben, der Wahrheit dienen und das Wohl der Menschen suchen, dann halten wir an dem reichen Lebensschatz des TaNaCHs (“AT”) fest, aus dem immer neues Leben quillt. Da ist alles gesagt, was den Menschen zu sagen ist. Das wollen wir gerne zur Kenntnis nehmen und bekennen. Leben (Vertrauen) und Umkehr, alles was den Umgang der Menschen untereinander betrifft, was Leben und Tod betrifft, ist im TaNaCH (“AT”) gegeben. Wenn wir Menschen über die Inhalte des TaNaCHs nachsinnen und uns darüber austauschen und aus diesem Geist heraus den Umgang mit den neuen Herausforderungen des Lebens suchen, dann ist JaHuWaH mitten unter uns. Das ist die Shechina, die Gegenwart JaHuWaHs unter uns, wie sie von den Schriftgelehrten, den Pharisäern, und damit auch von Jahushua, gelehrt worden ist.
Herzlich grüsse ich alle mit dem Zeugnis aus Psalm 119,129: “Wunderbar sind deine Zeugnisse, darum bewahrt sie meine Seele (Geist). Deine Worte leuchten, sie geben Einsicht den Demütigen (Suchenden)”. Ja, wunderbar, was wollen wir noch mehr! Den Weg hinein in das Wohlergehen, in den Frieden und in die Ruhe JaHuWaHs, das wünsche ich an diesem Shabbat jedem von Herzen – egal was dich gerade umtreibt. Shalom!
Gregor Dalliard
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 20. Oktober 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.