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"...freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren (verschleppt) war" (Lukas 15,6b)

Glaubensimpuls 17 von Gregor Dalliard

Vor wenigen Tagen nahm ich an einem gemütlichen Treffen von Menschen teil, die äusserlich zur katholischen Kirche gehören, in ihrer Lebensweise aber mehrheitlich ihre eigenen Wege gehen. Wie durch „Zufall“ kamen wir auf Israel zu sprechen. Wer kennt den Namen Gilad Shalit nicht? Irgendwie kamen wir auf ihn zu sprechen. Als 19-jähriger wurde er 2006 an der Grenze zum Gaza-Streifen von Hamasbrigaden verschleppt. Nach 5 Jahren in palästinensischer Gewalt wurde Shalit am 18. Oktober 2011 von seinem Geiseldasein erlöst. Er durfte buchstäblich erlöst in seine Heimat zurückkehren.
Was ist aber das Aussergewöhnliche im Fall Shalit? Er wurde mit einem sehr hohen Preis aus seiner Pein freigekauft. Israel gab gleichsam sich selbst. Mit seinem Handeln löste Israel in aller Welt Staunen und Bewunderung aus, selbst bei vielen Aarabern. Israel gab als Gegenleistung für Shalit, einen Mann, 1022 Männer, palästinensische Terroristen frei. Sie gelten nach wie vor als potentielle Judenschlächter. Dieses Ereignis ist bei Angehörigen von Opfern verständlicherweise umstritten. Was mich aber überraschte, war die Haltung aller an der Diskussion Beteiligten: Bewunderung und Staunen über diese aussergewöhnliche Haltung der Juden!, obwohl alle Anwesenden, durch die unaufhaltsamen europäischen Fake News Israel gegenüber, recht feindlich eingestellt sind. So etwas hatte noch keiner der am Gespräch Beteiligten jemals gehört. Sie hüllten sich in tiefsinniges Schweigen. Ich gab in die Runde hinein: Wie sollte es für Juden in Israel anders sein. Der Zusammenhalt unter den Juden ist aussergewöhnlich hoch – vor allem wenn es ernst wird. Der Einzelne nahm immer schon eine zentrale Stellung ein. Durch die bald 2000 Jahre dauernden Demütigungen und Verfolgungen, von Seiten der Christen, hat sich ihr Zusammenhalt noch vertieft. Das aber war schon immer so. Woher kommt diese Einstellung? Für JaHuWaH ist jeder Einzelne in seinem Ebenbild geschaffen, jeder Einzelne. Von diesem Wesen JaHuWaHs her ist das Verhalten der Juden geprägt, in dieser Gesinnung sind sie erzogen. Sie sind nicht von der griechisch-römischen Philosophie, der Götter-durchwirkten Philosophie, von der das Denken und Handeln des christlichen Europas bestimmt ist, geprägt.

Nun, die bleibende Erwählung, Treue und Bindung JaHuWaHs an sein Volk der zwölf Stämme und deren Nachkommen, ist aussergewöhnlich, einzigartig und beispielhaft in der Menschheitsgeschichte. Die ganze Bibel spricht von dieser bleibenden Treue und Bindung JaHuWaHs mit den Seinigen, und zwar zu jedem Einzelnen von ihnen. Er holt sie aus allen Himmelsrichtungen zurück. Er erlöst sie aus jeder Art von Verschleppung: „So spricht JaHuWaH der Heerscharen: Siehe, ich werde mein Volk retten aus dem Land des Aufgangs und aus dem Land des Untergangs der Sonne; und ich werde es zurückbringen, und sie werden mitten in Jerushalajim wohnen. Und sie werden mein Volk und ich werde ihr Erlöser (Gott) sein in Treue und in Gerechtigkeit“ (Sach 8,7-8).
Nicht einer aus dem Volk der zwölf Stämme und deren Nachkommen wird irgendwann und irgendwo zurückgelassen oder vergessen bleiben. Mag es kosten was es will! Jeder Einzelne wird zur Herde zurückgebracht werden. Warum ist das so? Im Bündnis mit Abraham hat JaHuWaH sich dazu verpflichtet. Er hat bei sich selbst geschworen: „Gedenket des Früheren, von der Urzeit her, dass ich JaHuWaH bin. Es gibt keinen sonst, keinen Erlöser (Gott) gleich mir, der ich von Anfang an den Ausgang verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist – der ich spreche: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, führe ich aus..“ (Jes 46,9-10). Dieser Aussage geht der folgende Ausspruch JaHuWaHs voraus, der die vollkommene Befreiung und Erlösung seines Volkes der zwölf Stämme und seiner Nachkommen bezeugt: „Ja, jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören und sagen: Nur in JaHuWaH ist Gerechtigkeit und Stärke. Zu ihm wird man kommen, und es werden alle beschämt werden, die gegen ihn entbrannt waren. In JaHuWaH werden gerecht sein (zu ihrem Recht kommen) und sich rühmen alle Nachkommen Israels“ (Jes 45,23-25).

Entsprechend lehrte und sagte Jahushua von Nazareth: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen (verschleppten) Schafen des Hauses Israel“ (Mt 15,24). Der Befehl und der Auftrag an seine Bibelschüler (fälschlicherweise Apostel genannt) lautete: „..Geht aber vielmehr zu den verlorenen (verschleppten) Schafen des Hauses Israel“ (Mt 10,6). Zu den JaHuWaH-treuen Juden sagte er folgerichtig: „Und ich habe andere Schafe, die nicht von diesem Hof sind (Juden, zerstreut irgendwo, in irgendwelchen Religionen), auch diese muss ich bringen“ (Joh 10,14). Gehören wir wohl zu ihnen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind? Wir dürfen es wohl annehmen!
Um seine Sendung den Zuhörern verständlich zu machen, bringt Jahushua das Gleichnis vom verlorenen Schaf: „Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eins von ihnen verloren hat, lässt nicht die neunundneunzig in der Wüste und geht dem verlorenen (Juden) nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine Schultern; und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren (verschleppt) war“ (Lk 15,4-7). Deshalb sagte Jahushua zu den JaHuWaH-treuen Juden: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte (gottesfürchtige Juden) zu rufen, sondern Sünder (Verschleppte) zur Busse (zurück ins Vaterhaus) zu bringen“ (Lk 5,32). Mit „Sünder“ sind hier die zerstreuten Juden gemeint. Dazu gehören selbstverständlicherweise auch die verheideten Juden, die im Christentum oder in anderen Religionen, oder wo auch immer, „verloren“ gegangen sind, und auch jene aus den zehn “verlorenen” Stämmen. “Wir aber sind dein Volk und die Herde deiner Weide. Wir wollen dich ewig preisen, von Generation zu Generation dein Lob erzählen!” (Ps 79,13). Wie alle Propheten, Gerechten, Schriftgelehrten und Rabbiner, so erfüllte auch der Rabbi Jahushua von Nazareth den vom himmlischen Vater JaHuWaH gegebenen Auftrag. Die Sendung war klar, ebenso die Zielsetzung. Ihnen allen war nur das Eine wichtig, den Willen des Vaters erfüllen (vgl. vor allem die Lehren der Propheten Jeshajahu und Hesekiel). “Denn er ist unser Erlöser, und wir sind das Volk seiner Weide und die Herde seiner Hand” (Ps 95,7). “Erkennt, dass JaHuWaH Erlöser (Gott) ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst - sein Volk und die Herde seiner Weide" (Ps 100,3).
Verschleppte aus den „verlorenen“ zehn Stämmen, die der Vater ihm zeigte, aber auch Abgefallene, zu den Römern übergelaufene Juden, führte Jahushua zurück zu der einen Herde JaHuWaHs. Alles “verlorene” Schafe innerhalb der Grenzen seines Umfeldes. Dafür bot er alles auf. Unzählige Rabbinen, Schriftgelehrte, Gerechten und Pharisäer – vor und nach ihm – mussten diesen Einsatz mit Verfolgung, und nicht selten mit Folter und Tod bezahlen. Sie alle taten das, weil sie JaHuWaH liebten, weil sie um seine Verheissungen wussten, weil sie den Segen Abrahams für die ganze Menschheit in Fluss halten wollten. Sie haben nie aufgegeben. Die Worte, die Jahushua von Nazareth in den Mund genommen hatte, hatten unzählige vor und nach ihm auch gesprochen: „Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11). Darum konnten sie alle ebenso sagen: „Grössere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde (für die Herde JaHuWaHs)“ (Joh 15,13). Ist das etwa nicht wunderbar?
Die Liebe des Vaters geht aber noch weiter. Er will schliesslich alle Menschen über den Bundesschluss mit Abraham in seinen Segen bringen: „Und mit deinem Samen (Nachkommenschaft) werden sich segnen alle Völker der Erde, dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast“ (1Mo 22,18). Das wird abenteuerlich. Das alles aber ist viel mehr als ein Abenteuer. Es geht um das Leben in Freiheit, in der Herde JaHuWaHs.
In der Fülle dieser frei machenden Botschaft, wünsche ich allen Lesern Tage des Segens und der Zuversicht.

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.