Kinder durchlaufen gesunde Glaubensprozesse, wenn wir uns mit ihnen regelmässig über den Glauben, ihrem Alter entsprechend, unterhalten. Wir kommen nicht darum herum ihnen die Lehrweisungen JaHuWaHs frühzeitig, und wenn immer möglich, aus den geschichtlichen Zusammenhängen heraus zu erklären. Die Weisungen, die JaHuWaH gab, sind zum grossen Teil aus geschichtlichen Ereignissen heraus gegeben worden. Es ist das was uns im berühmten “Shma Israel” dargelegt ist:
“Höre, Israel: JaHuWaH ist unser Erlöser (Gott), JaHuWaH allein! Und du sollst JaHuWaH, deinen Erlöser (Gott), lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen als Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben” (5Mo 6,4-9).
Zuerst muss ich auf einen schweren Fehler aufmerksam machen, der sich im Gim 285 eingeschlichen hatte. Ich schrieb vom Segen jener die schon von Kindesbeinen an in eine tiefe Beziehung zu JaHuWaH, zu seinem Wesen und zu seinen Verheissungen hineinwachsen dürfen. Dann wollte ich darauf hinweisen, dass den meisten von uns diese Beziehung nicht ermöglicht wurde und schrieb: “Den meisten von uns war das in den Kinder- und Jugendjahren vergönnt.” Das ist ein grober Fehler. Es sollte heissen: Den meisten von uns war das in den Kinder- und Jugendjahren nicht vergönnt. Inzwischen habe ich diesen Fehler korrigiert. Die weiteren Darlegungen wären voller Widersprüche, wenn das Wort ”nicht” in diesem erwähnten Satz fehlen würde.
Wo und wann brauchen die Kinder unsere Hilfe ganz besonders? Erstens in Regionen in denen das Schulprogramm von den sich jährlich wiederholenden religiösen Traditionen stark gekennzeichnet ist. Zweitens vor allem dann, wenn innerhalb der Schulzeit ein Wechsel aus der angestammten Kirche in eine Freikirche oder in eine freikirchliche Gemeinschaft stattfindet, die z.T. mit recht unterschiedlichen religiösen Gepflogenheiten und Traditionen geprägt sind. Drittens beim Vollzug des letzten Glaubensschrittes, d.h. beim Verlassen des Freikirchentums und der sogenannten unabhängigen christlichen Gemeinschaften, hinein in die biblisch bezeugte Gemeinde, d.h. in den Glauben Abrahams.
Wir heirateten, bekamen Kinder. Wir führten die Kinder und Jugendliche in den Glauben ein, den wir in der jeweiligen Glaubensetappe für den wahren und richtigen hielten. Sie nahmen vieles von dem auf was wir ihnen zu Hause und in der Sonntagsschule beibrachten. Ein Jahr später, vielleicht zwei, drei oder mehr Jahre später mussten wir den älteren Kindern oder jungen Erwachsenen behutsam erklären, dass wir dies und das aus diesen und jenen biblischen und geschichtlichen Gründen und Zusammenhängen heute nicht mehr glauben und vertreten könnten. Meistens ist ja damit das Verlassen einer christlichen Glaubensgemeinschaft verbunden, einer Gemeinschaft die den Kindern vertraut war.
Wir fragen uns: was ist mit dem Glauben unserer Kinder und unserer jungen Erwachsenen? Was haben sie mitbekommen, bzw., was bekommen sie mit, und wie gehen sie damit um, wenn ihre Eltern oder Verantwortlichen ihre angestammte Glaubensgemeinschaft verlassen und mit anderen Menschen neu vorwärtsgehen? Doch lasst uns in diesem Gim zuerst das Vorfeld dazu bestellen. Normalerweise ist es heute noch so, dass jeder Mensch in einen bestimmten Glauben oder in ein bestimmtes Glaubensumfeld hineingeboren und hineinerzogen wird. Darin soll er auch einmal sterben. So ist das von den meisten Religionsgründern geplant und vorgesehen. Das wird den “Schäfchen” seit Menschengedenken eingetrichtert.
Wir sprachen in den letzten Glaubensimpulsen etwas im Zusammenhang von der Macht des Wortes und dem Glauben “in den Tagene deiner Jugendzeit.” Aussagen, die uns daran erinnern wie wichtig es ist von Kindesbeinen an in JaHuWaH und in seine Weisungen hineinzuwachsen, und das gemäss den prophetisch-biblischen Zusammenhängen und Erkenntnissen. Dabei meine ich nicht, dass dabei ein Vorzeigemensch herauskommt, ein perfekter Mensch, sondern ein Mensch der es lernt in seinem Leben eigenständig verantwortungsbereit zu handeln und fähig wird rücksichtsvoll mit dem ihm Anvertrauten umzugehen. Wer von Kindesbeinen an in einer vertieften ungezwungen Art und Weise in das Wesen JaHuWaHs hineinwachsen darf und die Beziehung zu ihm, zu seinen Weisungen und Verheissungen schrittweise aufbauen kann, der ist im Leben sehr gesegnet. Ein solcher Mensch wird ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können, das sich im Umgang mit den Mitmenschen aufbauend äussern wird. Er wird sich nicht von jedem Windstoss der Meinungen verunsichern und treiben lassen, bleibt auch immer dialogbereit ohne seine Überzeugung aufgeben zu müssen.
Den letzten Gim schloss ich mit der Aufforderung aus dem Buch Kohelet: “Und denke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugendzeit, bevor die Tage des Übels kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen!” (Pred 12,1). Dieser Abschnitt gehört zu der ältesten Sammlung der Lehrweisheiten Israels. In den Familien der Patriarchen und der Vorväter gehörte er zur Grundlehre des Lebens. Später gehörte er zur pharisäischen Grundunterweisung in der Beth haKnesset (Synagoge). Diese und andere Lebensweisheiten führen zu einem erfüllten Leben. Die Psalmen untermauern diese Lebensweisheiten.
Die Worte aus dem Buch Kohelet (aus dem Hebräischen übersetzt: Prediger) gehen zu Herzen. Reiche Erfahrungen im Zusammenhang von Torheit und Weisheit und der Vergänglichkeit des gegenwärtigen irdischen Zeitalters stehen im Zentrum dieser Sammlung. In jeder Generation schöpften Menschen aus dieser Sammlung. Sie schöpften aus dem was ihre Vorväter in vielen Jahrhunderten vor ihnen im Umgang mit dem Schöpfer JaHuWaH und untereinander erfahren hatten. Sie schrieben diese Erfahrungen als einen reichen Schatz fürs Leben nieder. Es ist ein Schatz der nie vergänglich ist. Es ist ein zeitloser Schatz. Er soll vor allem den jungen Menschen jeder Generation als Lebenshilfe weitervermittelt werden. Jede Generation darf und soll sich mit diesem Schatz auseinandersetzen und daraus schöpfen, damit ihr Leben – trotz aller Querelen und Enttäuschungen – gelingen kann. Alles dreht sich um die Beziehung zu JaHuWaH und die damit verbundenen ethisch-moralischen Anweisungen, ohne die kein gesundes Zusammenleben funktionieren kann.
Wir haben im letzten Gimauf zwei wichtige biblische Grundprinzipien hingewiesen. Wir werden erstens aufgefordert uns in unserem Leben mit ganzer Konzentration auf JaHuWaH auszurichten. Das geschieht, wenn wir uns mit den Inhalten des TaNaCHs (“AT”) auseinandersetzen. Zweitens: Wer sich in seinem Leben mit ganzer Konzentration auf JaHuWaH ausrichtet, wird befähigt schrittweise ihr ganzes Vertrauen auf JaHuWaH zu setzen, so wie Abraham das tat, der Vater des Vertrauens (Glaubens) auf JaHuWaH. Seit Abraham taten das unzählige Menschen. Sie aber zogen meistens den Zorn der JaHuWaH-losen auf sich.
Was wir reden löst bei jenen die uns reden hören eine Reaktion aus. Jedes Wort ruft eine Wirkung hervor, so oder so. Manchmal vergessen wir wieder, was geredet worden ist, manchmal schieben wir das Gehörte wieder weg, weil es uns als blödes Gerede vorkommt. Manchmal aber wirkt das was geredet wird, ob viel oder wenig, wie auch immer, auf uns ein und bestimmt für eine Zeit lang unser Leben. Es kann sogar Auswirkungen auf unser ganzes Leben haben, vor allem was uns als Kinder ein-geredet wird. Das beeinflusst und prägt unser Denken wesentlich. Ein Mensch entfaltet sich im Bereich dessen was zu ihm geredet wird. Wir sind uns bewusst, ohne reden, ohne sich mitteilen zu können (Gehörlose) und ohne zu hören (zu verstehen) kann sich kein Mensch entfalten.