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Die messianische Botschaft der Propheten. Teil 2

Glaubensimpuls 680 von Gregor Dalliard

Die Zeit Davids gilt als jene Zeit in der Geschichte des Eigentumsvolkes JaHuWaHs, die einzigartig war, mit Ausnahme der Vorzeit (s. Jer 6,16). Nie gab es eine solche Zeit innerhalb dieses Volkes JaHuWaHs, weder nach der Zeit des Auszuges aus Ägypten (der sogenannten Vorzeit) noch nachher. Seit seinen Anfängen 1'500 v. u. Z. im alten Orient und seiner Ansiedlung in Kanaan bis zur Zerstörung des herodianischen Tempels im Jahre 70 u. Z. und dem Ansiedlungsverbot für Juden nach der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstands im Jahr 135 u. Z. gab es keine solche Zeit mehr. Darum fixieren sich von je her jüdische Kreise auf diese Zeit und sehen in ihr fälschlicherweise die Vorschau eines kommenden messianischen Reiches, in dem alle Stämme wieder vereint sein werden.
Im letzten Gim 679 sagte ich: “Die Rede der israelitisch-jüdischen Propheten enthält immer eine messianische Botschaft. Doch worin besteht diese Botschaft?” Immer dann, wenn das Volk unterzugehen drohte, folgte der Hinweis der Propheten auf das Versagen des Volkes und der Aufruf zur Umkehr, zu einem JaHuWaH-gefälligen Leben. Gleichzeitig war dieser Aufruf mit der messianischen Botschaft der Propheten verbunden, die nach den jeweiligen aktuellen Ereignissen das Fortbestehen des Eigentumsvolkes JaHuWaHs bezeugte und bestätigte.
Die messianische Botschaft traf nach den schlimmen Ereignissen immer und immer wieder ein, indem das Volk oder der Überrest des Volkes weiter existierte und bis heute existiert, weil die Existenz dieses Eigentumsvolkes JaHuWaHs für immer beschlossene Sache JaHuWaHs bleibt, weil dieses Volk einen Auftrag an die Menschheit zu erfüllen und zum grossen Teil auch schon erfüllt hat. Wir dürfen uns voll Danksagung zu denen zählen, bei denen diese messianische Botschaft zum Ziel gekommen ist.
Ich will mich etwas genauer ausdrücken: Die messianische Botschaft der Propheten ist nie auf das Ende der Zeiten hin zu verstehen und zu deuten, wie uns das die traditionellen Ausleger immer wieder beigebracht haben und beibringen wollen. Das ist unter Gläubigen eine allgemein verbreitete Irrlehre. Wie uns die Vergangenheit zeigt, und zwar durch die ganze Geschichte hindurch, war das Eigentumsvolk eingezwängt zwischen grossen und mächtigen Nachbarvölkern, die es aus wirtschaftlichen und geopolitischen Machtinteressen allezeit bedrohten und auszulöschen versuchten. Durch den Zwang zur Teilnahme an den Kriegsprojekten dieser Völker oder durch unerträgliche Tributzahlungen machten sie das Volk fast durchgehend von sich abhängig. Wegen seines JaHuWaH-Glaubens setzte sich das Volk immer wieder zur Wehr, obwohl z. B. der Prophet Jirmejahu (Jeremia) für die Unterwerfung unter die Babylonier kämpfte, weil er den Einmarsch der Babylonier als Gericht JaHuWaHs verstand, weil Recht und Gerechtigkeit keinen zentralen Stellenwert mehr unter SEINEM Volk hatten. Der Widerstand der führenden Leute gegen den Propheten besiegelte beinahe den Untergang des auserwählten Volkes und seiner Botschaft, und das geschah in beinahe regelmässigen Abständen. (Gim 678).
Kaum erlebte das Eigentumsvolk JaHuWaHs friedliche Zeiten, dann verrannte es sich intern in zahllose Auseinandersetzungen und war unter sich zerstritten (s. Ri 12,5-6). Wie uns der TaNaCH (“AT”) zeigt, blieben Recht und Gerechtigkeit schnell auf der Strecke, Untreue, Gleichgültigkeit, Herzlosigkeit und Ausbeutung der Schwächeren unter dem Volk machte sich breit (s. Jer 7). Dann erreichte die messianische Botschaft der Propheten ihren aktuellen Höhepunkt: die Androhung von Gerichten (Das sind die logischen Folgen einer solchen Lebensweise). Es folgte der messianische Kern, der mit der Erinnerung an die Erwählung, Berufung und Sendung verknüpft ist.
Was belegt uns der TaNaCH auch noch? In Zeiten eines drohenden Nieder- und Unterganges griffen neben den Propheten auch strenggläubige Kreise innerhalb des Volkes zum Gegensteuer. Im Unterschied zu den Propheten glaubten sie aber, das Beleben alter religiöser Traditionen könnte sie vor dem drohenden Untergang retten, damit aber begaben sie sich jedoch auf heidnisches Terrain.
Gegenwärtig erleben wir diesen Prozess innerhalb des Christentums in ausgeprägter Weise, nicht nur in den christlichen Grosskirchen. Anstatt sich auf JaHuWaH und SEINE Forderungen einzulassen und die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen, wenden sich die führenden Leute mit neuer Energie ihren alten religiösen Lehr-Traditionen zu, von denen sie sich eine Neubelebung des Christentums erhoffen. Die Neubelebung alter religiöser Irrtümer werden aber keinen Menschen verändern. Das ist ein totaler Fehlentscheid.

Solche gut gemeinten, aber völlig fehlgeleiteten Entwicklungen, brachten weder damals, innerhalb der israelitisch-jüdischen Kreise Umkehr und Licht, noch tun sie das heute innerhalb des Christentums. Warum wohl? Die religiösen Lehren und Traditionen sind von Menschen gemachte Kulte (Kulturen, Dogmen, Sakramente usw.), dies sogar dann, wenn sie in der Bibel verankert sind, an denen JaHuWaH und SEINE Propheten zu keiner Zeit Gefallen fanden, noch finden werden. Sie haben Auswirkungen auf den Umgang mit den Mitmenschen. Sie binden den Menschen an den Menschen, an religiöse Obrigkeiten, und an heidnische Praktiken, wenn man es auch nicht sehen kann. Sie hindern ihn in der Wahrnehmung seiner persönlichen Verantwortung in JaHuWaH. Unwillkürlich denke ich an die Worte des Propheten Jirmejahu (Jeremia): “So spricht JaHuWaH Zebaot, der Elohim Israels: Fügt nur weiter eure Brandopfer zu euren Schlachtopfern und esst Opferfleisch (Festmahle)! Denn ich habe nicht mit euren Vätern darüber geredet und ihnen nichts geboten über das Brandopfer und das Schlachtopfer als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte; sondern dieses Wort habe ich ihnen geboten: Hört auf meine Stimme…” (Jer 7,21-23).

Nun, sie würden nie untergehen, weil sie einen messianischen Auftrag in der Welt zu erfüllen hätten. In diesem Sinne sind ihre Botschaften immer messianische Botschaften. Aber, wer nicht wachsam ist und nicht hört, was JaHuWaH redet, der driftet in eine falsche Sicherheit ab, weil er eben nicht bereit ist zu hören, was JaHuWaH mit der Aussage verbindet, dass sie niemals untergehen werden. Darum warnt der Prophet das Eigentumsvolk JaHuWaHs: “Und verlasst euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen: Der Tempel JaHuWaHs, der Tempel JaHuWaHs, der Tempel JaHuWaHs ist dies!” (Jer 7,4). M. a. W.: “Uns kann letztlich niemand besiegen, denn wir haben diesen Zuspruch JaHuWaHs, dass wir nie untergehen werden”. Sich über einen Zuspruch, der falsch verstanden und ausgelegt wird in einer vermeintlichen Sicherheit zu wiegen, kann schockierende Folgen haben, darum erinnert der Prophet das Eigentumsvolk JaHuWaHs an das, worauf es JaHuWaH ankommt und immer, zu allen Zeiten, auch heute, ankommen muss: “Denn nur, wenn ihr eure Wege und eure Taten wirklich gut macht, wenn ihr wirklich Recht übt untereinander, den Fremden, die Waise und die Witwe nicht unterdrückt, kein unschuldiges Blut an diesem Ort vergiesst und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem Unheil (auch keinen christlichen), dann will ich euch an diesem Ort, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe, wohnen lassen von Ewigkeit zu Ewigkeit” (Jer 7,5-7). Ich kann jedem empfehlen auch die folgenden Verse zu lesen.

Ich möchte unbedingt noch einmal auf das folgende prophetische Wort hinweisen: “Merkt auf mich, mein Volk, und meine Nation, hört auf mich! Denn Weisung geht von mir aus, und mein Recht werde zum Licht der Völker” (Jes 51,4; Ps 89,15-17). “Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Ruach auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen” (Jes 42,1). Also sollte das Recht, das sie als Licht zu allen Nationen bringen sollen, zuerst innerhalb des Eigentumsvolkes JaHuWaHs gelebt werden.
Das messianische Reich, besser gesagt, alle messianischen Verheissungen erfüllen sich dort (kommen zum Ziel), wo Menschen von ganzem Herzen JaHuWaH lieben und unter den Menschen (Mitmenschen) den entsprechenden Umgang suchen und schaffen, indem sie ihren messianischen Einfluss, den Einfluss von Recht und Gerechtigkeit leben und mit aufbauen.

Die Propheten begegneten jeweils einem enormen Widerstand. Wohl keiner hat diesen Widerstand leidvoller erlebt, als Jirmejahu (Jeremia): “Aber sie (viele aus der Elite, nie alle) sagen: Wir wollen diesen Weg nicht gehen” (Jer 6,16b). Sind das nicht auch die Worte der getauften Führer, der moslemischen Führer und der Führer in den ultraorthodoxen jüdischen und in gewisser Weise auch der Führer jüdisch-orthodoxer Richtungen? Widerstehen sie JaHuWaH, dem El Eljon, dem Höchsten, nicht etwa genau so, wie so viele der israelitisch-jüdischen Elite in der langen geschichtlichen Vergangenheit? Ihre eigenwillige Auslegung der prophetischen Texte hat sie blind gemacht für das, worauf es JaHuWaH zu jeder Zeit, im Hier und Heute, wirklich ankommt. Beharrlich und stur bleiben sie bei ihrer Entscheidung: “Wir wollen diesen Weg nicht gehen” (Jer 6,16b), obwohl sie die Geschichte kennen.
Trotzdem stellen wir fest, dass im Laufe der Jahrtausende viele Menschen, unabhängig ihrer religiösen Herkunft oder Zugehörigkeit, diesen Weg JaHuWaHs unbewusst gegangen sind und gehen, obwohl sie kulturell fest in einer dieser Religionen eingebettet waren oder sind. Vor wenigen Tagen traf Marianne noch spät am Abend ein älteres jüdisches Ehepaar, das in Breiten auf der Suche nach einer Unterkunft war. Da es schon spät war, hat Marianne sie spontan bei uns aufgenommen. Sie kamen aus der Nähe von Tel Aviv. Ich konnte mich am folgenden Tag mit ihnen unterhalten. Sie sind säkulare Juden, die keiner der jüdischen Gemeinschaften angehören, aber das Shma Jisrael (Höre Israel), also die ungeteilte Liebe zu JaHuWaH und der Umgang mit den Mitmenschen, gemäss den Weisungen JaHuWaHs im TaNaCH (“AT”), hat in ihrem Leben höchste Priorität. Diese Begegnung hat mir einmal mehr gezeigt, wie auch säkulare Juden das leben, worauf es JaHuWaH bei jedem Menschen im Hier und Heute ankommt, dass sie nämlich in ihrem Leben und mit ihrem Leben gerade heute das messianische Reich verwirklichen.
Auch heute gibt es immer mehr Menschen, die unbewusst diesen Weg gehen. Es gilt das biblische Prinzip JaHuWaHs: “Denn JaHuWaH sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber JaHuWaH sieht auf das Herz” (1Sam 16,7). (Das Selbstverständnis der Getauften ist völlig irrsinnig: “Weil ich an Jesus glaube, schaut Gott auf mein Herz, und darum ist es gut.”) Darin wollen wir uns von JaHuWaH und SEINEN Weisungen führen lassen, alles andere wird nie bleibenden Sinn haben und Segen bringen, der ins ewige Leben hineinreicht.
Können wir uns das vorstellen, dass JaHuWaH, der El Eljon, der Höchste, auf unser Herz schaut. Dieses Thema sollten wir irgendwann vertiefen.

Der Prophet Hesekiel sprach zu den verbannten Juden in Babylon: “Und ich werde euch ein neues Herz geben und eine neue Lebenskraft in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz (das verbitterte, enttäuschte Herz, das auf religiöse Führer fixiert und an sie gebunden war und ist) aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes (vertrauensvolles) Herz geben. Und ich werde meinen Ruach (Meine Lebenskraft) in euer Inneres geben” (Hes 36,24-27). Einfach wunderbar, das ist es!

In dieser frohen Gewissheit grüsse ich alle herzlich und wünsche allen einen entspannten Shabbat, Shalom.

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. November 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.