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Das messianische Reich auf Erden? Teil 5

Glaubensimpuls 673 von Gregor Dalliard

Wer sich ein messianisches Reich unter der Führung eines Königs in dieser Welt vorstellt, muss sich folgende Frage gefallen lassen: Bin ich mir dessen bewusst, dass ein realer leiblicher König oder sonst eine irdische Führungsperson, niemals das messianische Reich (ein Friedensreich) aufbauen kann und wird? Bin ich mir bewusst, dass JaHuWaH, der El Eljon, so etwas niemals wollte oder will und auch niemals fordert oder gefordert hat?
In Teilen des Judentums sind im Laufe der Zeit solch irrige Gedanken aus einem falschen Verständnis dessen entwickelt worden, wer JaHuWaH ist und was ER unter den Menschen will. Das hat in jener Zeit seinen Lauf genommen, als einflussreiche Juden von dem Richter Shmuel (Samuel) einen König forderten, “Nun setze über uns doch einen König, uns zu richten, wie es bei allen Nationen ist”! (1Sam 8,5). Mit dieser Forderung war das Ende der ungeteilten Beziehung zu JaHuWaH, als dem König, eingeläutet, ebenso das Ende der Mündigkeit jedes Einzelnen vor JaHuWaH und aus JaHuWaH. Als es Juda sehr schlecht ging, fordert der grosse Prophet Jirmejahu nicht einfach so “Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen” (Jer 6,16). Die Beziehung zu JaHuWaH war von alters her verknüpft mit der persönlichen Verantwortung der Menschen für und untereinander. Bis dahin gehörte sie zum obersten Erziehungsprinzip in Juda, gemäss dem Shma Jisrael, das die Liebe zu JaHuWaH und die damit verbundene Hinwendung (Liebe) zum Nächsten unabdingbar in sich vereinigt. In manchen jüdischen Kreisen entsteht ab dieser Zeit die Sehnsucht nach einem Menschen, der als Messias, als Gesalbter, als ein König, die Juden erlösen und in ein Friedensreich führen soll.
Shmuel betet zu JaHuWaH. Die Antwort JaHuWaHs war: “Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll (1Sam 8,7). Wir halten fest: Das erwählte Volk war eben nicht wie jedes andere Volk. Es wurde von JaHuWaH erwählt und mit einem besonderen Auftrag unter SEINER KÖNIGS-Herrschaft in die Welt gesandt. Sein König ist allein der Elohim JaHuWaH, der El Eljon, der Höchste. ER wird immer der König Israels bleiben, selbst wenn viele IHN damals verwarfen. Er ist aber auch der König aller Menschen auf Erden. Diese Stellung und diese Ehre lässt ER sich weder durch einen irdischen König noch durch irgendeine Führungsperson (Messias) nehmen, nicht einmal durch den Ersatzkönig Jesus Christus der Getauften, der übrigens nicht der Jude Jahushua von Nazareth ist, sondern eine heidnische griechisch-römische Gottheit, von Zeus gezeugt und einer Frau geboren (vgl. Gal 4,4).
Die Kirchengründer haben im 2./3. Jh. die Gottheit Jesus Christus offiziell zu ihrem König gemacht und ihn schändlicherweise als König der Juden den Juden aufzwingen wollen (Ersatztheologie). Bis heute missionieren sie die Juden, weil sie angeblich nur über das Taufritual und die Taufformel auf ihren König erlöst werden können. Das haben auch wir bis vor wenigen Jahren noch geglaubt. Damit haben auch die Getauften JaHuWaH verworfen, weil sie nicht wollen, dass JaHuWaH König über die Christen sein soll (vgl. 1Sam 8,7). Der verheissene Segen wird über den Glauben Abrahams unaufhaltsam in Menschenherzen wirksam (vgl. 1Mo 12,3; 15,6; Ps 106,31). Das ist eine Freude:
“Höre, Israel: JaHuWaH ist unser Elohim, JaHuWaH allein! Und du sollst JaHuWaH, deinen Elohim, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft” (5Mo 6,4-5). “Ich bin JaHuWaH, das ist mein Name. Und meine Ehre gebe ich keinem anderen noch meinen Ruhm den Götterbildern” (Jes 42,8; 48,11;). Darunter ist auch Jesus (s. Kruzifix) zu zählen. Das Reformieren eines Kruzifix-Götzen, wie es die Protestanten und sämtliche christliche Gemeinschaften tun ist weder im “AT” noch im “NT” vorgesehen.

Da JaHuWaH nicht mehr der Fels, der Weggefährte der Juden sein sollte, verloren sich viele in Orientierungslosigkeit. Im Leid und Unglück suchten viele von ihnen nicht mehr nach der Lösung, die im Shma Jisrael zu finden ist, obwohl sie weiterhin bei jeder Gelegenheit das Shma Jisrael zitierten und zitieren. Sie suchten und suchen bei irdischen Führungsgestalten nach Antworten des Lebens, bei einem irdischen König, bei irdischen geistlichen Berühmtheiten, wie Rebben, die ihnen als Messiasse Befreiung bringen sollen. In ihrer geistlichen Verlorenheit glaubten und glauben viele in ihnen den Messias gefunden zu haben.
Die Fragen, die die Menschen beschäftigten, sind seit eh und je dieselben geblieben: Wie komme ich aus Leid und Unglück in dieser Welt heraus? Wie komme ich zu einem besseren Leben? Wie finde ich den Frieden in meiner Familie, in meinem Umfeld. Wie kann ich ihn erhalten? Das sind alles Fragen, die das Grundbedürfnis, das Urbedürfnis des Menschen betreffen. Wie könnte es auch anders sein, lehrt uns doch der TaNaCH (“AT”), dass der Mensch im Bilde JaHuWaHs geschaffen ist. D. h.: wie kann ich in diesen Frieden und in dieses Wohlergehen hinein kommen, das JaHUWaH wirkt? Über SEINE Propheten hat uns JaHuWaH dazu SEINE Weisungen gegeben: “Eine Leuchte für meinen Fuss ist dein Wort, ein Licht für meinen Pfad” (Ps 119, 105).
Allein in und aus der freien Beziehung zu JaHuWaH, dem König, kann unser Leben jenen Frieden und jene Ruhe finden, die der Mensch sucht und finden kann, trotz aller Enttäuschungen und der unerfüllten Wünsche. Das gehört ganz einfach zu unserem Leben.
Der Mensch ist meistens ungeduldig, will die Weisungen JaHuWaHs nicht studieren und das Erkannte in sein Leben aufnehmen und umsetzen. So wendet er sich irgendwelchen irdischen “Idealen”, falschen Lehrern und religiösen Führern zu, die lauter Zitate aus den prophetischen Schriften im TaNaCH wild aneinander reihen und den Menschen einen kommenden Messias, einen König als ihren Erlöser predigen. Dem Unwissenden scheinen diese Lehren biblisch bestätigt zu sein, da ihre Lehren eben voll gespickt mit lauter TaNaCH-(“AT”-)Zitaten sind, also folgt er ungeteilt solchen Lehrern und ihren Lehren. Das ist ein gravierender Fehler, der uns daran hindert, den über den Glauben Abrahams verheissenen Segen auf unser Leben fliessen zu lassen und von uns zu den Mitmenschen (vgl. 1Mo 12,3).

Wie wir immer wieder hören, ist uns Menschen der Verstand als die grösste Gabe JaHuWaHs geschenkt worden. Darum fordert Jahushua von Nazareth seine jüdischen Zuhörer auf, JaHuWaH mit dem ganzen Verstand zu lieben (vgl. Mk 12,30). Über diese Gabe studieren wir die prophetischen Weisungen JaHuWaHs und setzen sie frohen Herzens in unserem Leben um, selbst, wenn wir nicht alles verstehen; das aber müssen wir auch nicht. Damit wachsen wir in das Bild (den Willen) JaHuWaHs hinein - auch zum Segen unserer Mitmenschen, selbst wenn uns dabei ab und zu Dinge misslingen.
Die Frage ist die: Will ich die Weisungen JaHuWaHs in ihren wunderbaren tiefen Zusammenhängen wirklich studieren, auch im Austausch mit anderen Menschen? Dazu ist der Mensch im allgemeinen nicht bereit, denn das ist für ihn zu aufwendig und seine angelernten vorgefassten religiösen bzw. ideologischen Prägungen (Ersatztheologie) erschweren ihm diese Bereitschaft. Das zeigt die Erfahrung.
Viele nach dem Sinn des Lebens suchende Menschen erfahren das, das habe auch ich über Jahrzehnte hinweg erlebt. Immer wieder richten die Propheten die Botschaft an das auserwählte Volk: “Und wenn ihr ihn sucht, wird er sich von euch finden lassen” (2Chr 15,2). Dieses Suchen aber ist kein Spaziergang. Das wachsende Verständnis für die prophetischen Zusammenhänge führt uns zum Herzen JaHuWaHs, es erfreut das Herz und macht das Leben viel, viel leichter. In diese Ruhe dürfen wir hinein wachsen. Sind wir einmal da hinein gekommen, werden trotzdem dunkle Wolken und schwere Gewitter an uns oder über uns vorüberziehen und ihre Spuren hinterlassen. Das ist so, aber unser Glaubensleben hat hier auf Erden sein Ziel erreicht; denn wir haben auf den Grundstein gebaut, von dem der Prophet Jeshajahu vor tausenden von Jahren schrieb, als die Juden in schwersten Tagen ihres Lebens standen und jeden Glaubensboden unter ihren Füssen zu verlieren glaubten: “Darum, so spricht der Elohim, JaHuWaH: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, felsenfest gegründet. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen” (Jes 28,16). Als er diese Worte sprach, waren die Babylonier im Anmarsch. Sie machten keinen Hehl daraus, dass sie die Oberschicht nach Babel deportieren würden. Zion, der Tempel, das Priestertum und das Königtum würden zerstört werden. So geschah es dann auch. Die Juden durchlebten in diesen Jahrzehnten eine der schwersten Zeiten ihres Lebens. Es schien so, als würden sie jeden Glaubensboden unter ihren Füssen verlieren, als wäre das Ende gekommen. Sie aber hatten den Auftrag JaHuWaHs noch nicht erfüllt. Der in Zion gelegte Grundstein, d. h. Auftrag JaHuWaHs an die Welt, bleibt felsenfest bestehen. Dieser Grundstein ist der in Abraham begründete Glaube, das Vertrauen in JaHuWaH (vgl. 1Mo 12,3; 15,6; Ps 106,31). Alle Welt soll es hören und sich freuen: “Glücklich ist der Mensch, dessen Stärke in dir ist! Gebahnte Wege sind in seinem Herzen!… Glücklich ist der Mensch, der auf dich vertraut!” (Ps 84,6.13).
Der Prophet verweist mit seinen Worten nicht nur auf die Rückkehr der Juden nach Jerushalajim (durch Kyrus), vielmehr auf den tiefen Sinn der inneren Beziehung zu JaHuWaH. (Übrigens: Dieser Kyrus war der Einzige, der von Jeshajahu als Mashiach bezeichnet wurde, und dies, obwohl er ein Heide war und niemals gesalbt [mashach] werden durfte). Es ist die Beziehung, die allein auf JaHuWaH, den König, aufbaut. Letztlich zählt sie allein, sie allein überlebt alles: “Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr JaHuWaH sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid”! (Jes 51,1). (Auf den in Zion gelegten Grundstein) (Felsen vgl. 5Mo 32,4.18.31; 1Sam 2,2; 2Sam 22,32.47; Ps18,3; Jes 26,44,8). (s Gim 661). Mit grosser Dankbarkeit und Zuversicht lasst uns weiter auf diesen Felsen bauen.

Der Prophet Jirmejahu (Jeremia) drückt dieses wunderbare Verhältnis zwischen JaHuWaH und jenen, die eine feine Beziehung zu IHM pflegen, so aus: “In jenen Tagen wird Juda gerettet, und Jerusalem wird in Sicherheit wohnen. Und das wird sein Name sein, mit dem man es benennt: ‘JaHuWaH, unsere Gerechtigkeit’. Denn so spricht JaHuWaH: Nie soll es dem David an einem Mann fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israel sitzt” (Jer 33,17). Nun wissen wir alle, dass sich diese Worte des Propheten nicht so erfüllt haben. Darum dürfen diese Worte niemals wörtlich verstanden werden. Der Prophet meint damit etwas anderes. In jedem Menschen, der in und aus der Beziehung mit JaHuWaH lebt, ist der Thron Davids für immer aufgerichtet. Wir erinnern uns! Der Elohim JaHuWaH, der El Eljon, der Höchste, hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen” (1Sam 13,14). Diese sucht ER und er findet sie.
Ebenso haben sich die Worte in Jer 33,18 nie erfüllt, weil sie nicht wörtlich zu verstehen sind.
Auch die Aussage in Jer 33, 25-26 hat sich nicht wörtlich erfüllt: “So spricht JaHuWaH: Wenn mein Bund mit dem Tag und der Nacht nicht mehr besteht, wenn ich die Ordnungen des Himmels und der Erde nicht festgesetzt habe, dann werde ich auch die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David verwerfen, dass ich nicht mehr von seinen Nachkommen Herrscher nehme über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs”.
D. h. JaHuWaH führt SEINE Ziele und Verheissungen durch. ER verwarf die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs auch dann nicht, als IHN viele von ihnen als König verwarfen. Was immer die Getauften und der Islam gegen JaHuWaH lehren und wirken; ER wird SEINE Pläne und Ziele durch keine ihrer Angriffe ändern und sich umstimmen lassen. ER wird den in Zion gelegten Grundstein niemals umdeuten lassen und ER wird das israelitisch-jüdische Volk niemals durch die Getauften oder den Islam und ihre Irrlehren ersetzen oder ersetzen lassen (Ersatztheologie). Niemals!

Mögen auch die ultraorthodoxen Juden und andere Richtungen innerhalb des jüdischen Volkes sich von ihren Rebben loslösen und sich JaHuWaH mit ganzem Herzen und mit ihrer ganzen Seele und mit ihrer ganzen Kraft dem König (Messias) Israels anvertrauen.
Was der Prophet mit seiner mitreissenden Bildsprache ausdrückt, ist die Tatsache, dass die Beziehung mit JaHuWaH, dem einzigen König alle irdischen Vorstellungen und Vorkehrungen über irgendwelche Messiasse und Könige, weit übertreffen. Mögen sie erkennen, dass jene Menschen, die ihnen eine Erlösung oder ein kommendes Friedensreich durch einen von JaHuWaH eingesetzten König oder eine andere geistliche Führungsperson bringen sollen, lauter gutgemeinter Irrtümer sind, denen aber immer schon grausame Leiden folgten. Wer aber dem König und Felsen JaHuWaH vertraut, der baut auf den (felsenfesten) Grundstein. Ein solcher Mensch ist bereits im Friedensreich JaHuWaHs, des Königs Israels angekommen und darin eingegangen.
Automatisch denke ich wieder an die Worte des Propheten Jirmejahu: “So spricht JaHuWaH: Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei, und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen (Jer 6,16). Gehen wir vorwärts. Wachen wir über diese Ruhe. Pflegen und hüten wir sie wie den Augapfel, denn nichts und niemand wird diese Ruhe ersetzen können. Das gelingt uns nicht immer. Das aber ist keine Schande, dann starten wir einfach wieder neu.

In dieser Zuversicht wünsche ich allen einen gesegneten Shabbat und viel Genügsamkeit im täglichen Leben. Shabbat Shalom.

Herzliche Grüsse

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 20. Oktober 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.