Besser dem Heiligen Geist nicht vertrauen! Teil 1
Glaubensimpuls 612 von Gregor DalliardAuf meinen letzten Glaubensimpuls hin rief mich eine Katholikin aus der Gegend von Kisslegg im Allgäu an. Sie sagte bitter enttäuscht: “Besser dem Heiligen Geist nicht vertrauen”!
Ich war früher ab und zu in dieser Gegend von christlichen Gemeinschaften zu weiterführenden Glaubensthemen eingeladen. Das war in jener Etappe meines Glaubensweges bzw. -wachstums, als ich mich zur pfingstlichen Glaubensrichtung zählte, aber auch danach, als ich mich davon gelöst hatte. Immer wieder nahmen Katholiken an solchen Anlässen teil, denen der Schmerz über meinen “Abfall” von der katholischen Kirche im Gesicht geschrieben stand; ein Schmerz, den ich im Angesicht ihres Glaubens nur allzu gut mitempfinden konnte und kann. Aus dieser Gegend werde ich noch laufend mit katholischer Literatur eingedeckt, in der Hoffnung, dass ich wieder in den Schoss der Mutter aller Kirchen und christlichen Gemeinschaften zurückkehre, in den Schoss der katholischen Kirche.
Wer von uns könnte dieses Anliegen nicht nachvollziehen, denn jede Kirche und christliche Gemeinschaft ist auf der Lehre des Paulus aufgebaut, die wir schon tausendmal gehört oder gelesen haben: “Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: Er sei verflucht! (Gal 1,8-9; 1Kor 16,22) Wir erinnern uns immer wieder daran, dass die später entstandenen “Evangelien” auf der Lehre des Paulus (platonisch-stoische Philosophie) aufgebaut und dann mit Bereichen aus dem Leben des Juden Jahushua von Nazareth vermischt worden sind. Klar, dass Johannes im Geiste des Paulus seinen Jesus sagen lässt: “….wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des einzigen Sohnes Gottes” (Joh 3,18).
Für ewig und immer verflucht und gerichtet zu sein ist wahrlich das Schrecklichste, das sich ein Mensch vorstellen kann. Niemand will doch, dass ihm jemals so etwas widerfährt. Halten wir aber fest: So etwas hat JaHuWaH nie gelehrt, auch nicht die israelitisch-jüdischen Propheten und damit auch nicht der Jude Jahushua von Nazareth. Aber gerade auf den Glauben der israelitisch-jüdischen Propheten und des Jahushua von Nazareth berufen sich die Autoren der christlichen “Evangelien”. Perfekt gelungene Täuschung und Irreführung ihrer Anhänger!
Dieses schreckliche Urteil des Paulus, auf dem die Autoren der “Evangelien” das Christentum aufgebaut haben war einer katholischen Frau im Laufe ihres engagierten und hingebungsvollen Glaubenslebens immer wieder zum Stein des Anstosses geworden, immer dann, wenn in ihrem Umfeld liebe Menschen, auch Juden und Moslems starben, die sie als vorbildliche Menschen kannte, die sich aber um nichts in der Welt hatten taufen lassen wollen. In dem selbstgerechten paulinischen Glauben sind aber solche Gedanken tabu. Das prophetische Wort des Lebens hat darin keinen Platz, auch ein Jude nicht, wenn er sich vor seinem Tod nicht taufen lässt. Diese Haltung und Überzeugung ist den meisten von uns wohlbekannt, sind wir doch darin aufgewachsen und erzogen worden.
Die Entscheidung eines lieben vorbildlichen treuen katholischen Bekannten dieser Frau brachte das Fass zum Überlaufen. Wie konnte das geschehen? Die katholische Kirche in Deutschland durchlebt gerade die schlimmste Existenzkrise seit ihrer Existenz. Wir werfen einen Blick in das Wesen des katholischen Klerus, um das, was gerade in Deutschland geschieht (schrittweise auch in anderen Ländern) besser einordnen zu können. Der katholische Klerus definiert sich als Gott auf Erden, der allein die Autorität hat, die Menschen vor der Hölle zu bewahren und in den Himmel zu führen (siehe dazu, was die Kirche über sich selbst lehrt, über den Klerus, seine Stellung und die damit verbundene Ausübung der Sakramente).
In jedem Rechtsstaat wird sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen als ein Verbrechen geahndet. Doch die Kirche hat sich ab dem 3./4. Jh. offiziell über Menschenwürde, Recht und Gerechtigkeit und jede Rechtsstaatlichkeit, wie sie von den israelitisch-jüdischen Propheten grundgelegt und von Jahushua von Nazareth übernommen worden ist, eigenwillig hinweggesetzt und sich (ihr System) als unfehlbar definiert. Entsprechend wurde diese Macht den Gründern des Christentums von ihrem Jesus-Gott übertragen. Ihm war ja angeblich alle Macht im Himmel und auf Erden von Gott (Zeus, Deus, Theos) übergeben worden (vgl. Mt 28,18), nie aber von Elohim JaHuWaH. Entsprechend lassen sie ihren Jesus-Gott in ihren “Evangelien” sprechen: Er, der Jesus-Gott “….hauchte sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist! Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ⟨ihm⟩ behalten” (Joh 20,22-23). Damit basta.
Wie ich schon früher sagte, wiegt das Verbrechen an Kindern und Jugendlichen nicht so sehr wie das Ansehen des Klerus in der Öffentlichkeit. In jedem Fall muss das Ansehen des Papstes, der Kirche, des Klerus immer erste Priorität haben. Es darf nichts an die Öffentlichkeit kommen.
Den Gläubigen muss von Kindheit an ein vollkommenes Bild des Papstes, seines Klerus und seiner Vollmacht eingehämmert werden. Das System und die Lehre der Kirche ist entsprechend aufgebaut. Kinder und Jugendliche, die durch kirchliche Vertreter missbraucht werden, werden es im Himmel umso schöner haben. In ihrer Vollmacht sorgt die Kirche dafür. Schliesslich, so lehrt die Kirche, kommt es nicht auf das irdische Glück an, sondern wo und wie wir die Ewigkeit verbringen. Also liegt alles in der Hand des Klerus, was immer auch sein mag. So glauben die meisten Katholiken. Sie sind entsprechend gelehrt worden. Entsprechend wird der Priester als aussergewöhnlicher Mensch bewundert und behandelt, eben als Erlöser-Gott an Stelle ihrer Jesus-Gottheit hier auf Erden.
Die Zeit ist nun gekommen, da Licht in das unheimliche fromme Dunkel dieser Irrlehren der Christenheit fällt. Über Jahrhunderte hat die klerikale Täuschung und Vertuschung so viel Leid und Elend über Menschen gebracht. Aufrichtige Menschen, ausserhalb und innerhalb der Kirche, setzen dem nun schrittweise ein Ende. Endlich werden Missbrauchsopfer von der Weltöffentlichkeit und von ihren eigenen Eltern gehört.
Seit Jahren setzt sich nun eine Richterbehörde in Baden-Württemberg (Richter, Staatsanwalt, Kriminalbeamte) mit dem sexuellen Machtmissbrauch der Kirche im Umgang mit Kindern und Jugendlichen auseinander. Der Abschlussbericht, der vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde ist erschütternd. Es ist ein 600 Seiten dickes Dokument! Das Ausmass der vorsätzlichen Vertuschung sexueller Verbrechen der ehemaligen Erzbischöfe ist für ältere treue Katholiken einfach unerträglich.
Diese Aufdeckung des sexuellen Kindes- und Jugendmissbrauchs trifft Massen von aufrichtig glaubenden Katholiken ins Herz, sie sind am Boden zerstört, wie gelähmt. Was sie vor allem fassungslos macht ist die Beteiligung der kirchlichen Führerschaft an diesem grenzenlosen Leid. Wie gesagt, der Vatikan fordert von allen Klerikern Vertuschung, damit das Ansehen der klerikalen Macht in der Welt nicht beeinträchtigt wird. Entsprechend haben sie den schutzlosen und wehrlosen Kindern und Jugendlichen keinen Schutz und keine Hilfe geboten, als ihnen grösstes Leid widerfuhr. Diese Kinder und Jugendliche fanden kein Gehör.
Dass die zölibatären Erzbischöfe und Päpste zum Schutze des päpstlichen Machtapparates diese grausamen Vergehen an Kindern und Jugendlichen immer schon gedeckt haben, das macht die ältere Generation fassungslos, stürzt sie in schwerste Depressionen. Gerade ahnungslose treue und im Leben missbräuchlich indoktrinierte ältere Katholiken, die an ihren Erzbischöfen hingen, als wären sie ein Jesus-Gott in Person, sind entwurzelt und verwirrt. Für ihre Erzbischöfe wären sie in den Tod gegangen.
Gerade werden in Baden Württemberg die Porträts des noch lebenden Erzbischof Robert Zollitsch und seines Vorgängers, des verstorbenen Erzbischofs Oskar Saier aus allen Amtsräumen und Kirchen entfernt.
Durch diese schrecklichen Ereignisse schockiert und verwirrt ist ein bisher vorbildhafter älterer Katholik aus dem verwandtschaftlichen Umfeld dieser Frau aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Dass nun ein treuer vorbildlicher Katholik sich vom christlichen Glauben und dazu noch vom katholischen verabschiedet, das macht sie völlig sprachlos. Damit hat er sich auch von seiner Taufe verabschiedet. Fassungslos! “Wo ist denn da der Heilige Geist?”, fragt sie in ihrer Trostlosigkeit.
Wenn der Führung jener Kirche, die angeblich von der Mensch gewordenen Gottheit Jesus gegründet worden ist, und von seinem Geist geleitet wird nichts als ein religiöses Machtgefüge ist, das ihr öffentliches Erscheinungsbild höher bewertet als das Leben schutzbefohlener ahnungsloser Kinder und deren Eltern, dann bricht irgendwann alles zusammen. Ich werde dem Heiligen Geist nie mehr vertrauen….”.
Lasst uns darum guten Mutes und aufrichtigen Herzens die Botschaft des grossen Propheten Jirmejahu (Jeremia) beherzigen und in die Tat umsetzen: “So spricht JaHuWaH: Tretet auf die Wege, seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo denn der Weg zum Guten sei, und geht ihn! So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.” (Jer 6,16).
Allen wünsche ich einen friedvollen Shabbat Shalom!
Herzliche Grüsse
Gregor Dalliard
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.