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Ist das Christentum jüdisch?

Glaubensimpuls 502 von Gregor Dalliard

Für bibeltreue Menschen, die inzwischen im Glauben des Jahushua von Nazareth gegründet sind oder die sich mehr oder weniger mit seinem Glauben vertraut gemacht haben, ist das heute gar keine Frage mehr. Offenbar hat sich in den letzten Wochen um Pessach ein landesweiter Streit unter Juden und Christen in England entfacht. Ich habe verschiedene Mails zu diesem Thema bekommen, was mich veranlasst, kurz darauf einzugehen. Einige zitieren aus dem Mitte April in “israel heute” veröffentlichten Bericht unter dem Titel “Das Christentum ist jüdisch!” “Ein Streit in der Osterzeit über die Ähnlichkeit eines christlichen Gottesdienstes mit dem Pessach-Seder, der von Juden praktiziert wird, liess mich (Miriam Alster/Flash90) fragen, worum es bei der ganzen Aufregung überhaupt ging. Die Kirche von England hatte einen Leitfaden für den Gebrauch zu Hause vorbereitet (mit Blick auf Corona-Einschränkungen), wie man Gründonnerstag feiert, der den Beginn des dreitägigen Osterfestes markiert. Doch laut The Telegraph zog sie den Leitfaden später zurück, nachdem kritisiert wurde, dass er ‘auffällige Ähnlichkeiten’ mit der jüdischen Gottesdienstordnung aufweise, und entschuldigte sich für die Beleidigung, die dadurch verursacht wurde, dass sie sich die jüdische Tradition ‘angeeignet’ hatte. All dies offenbart die schreckliche Verwirrung, die in der Christenheit als Ganzes und in den britischen Kirchen im Besonderen über die Verbindung zwischen Christentum und Judentum herrscht, weshalb ich in den letzten Wochen viel über dieses Thema geschrieben habe. In den Worten der angesehenen Autorin und Theologin Edith Schaeffer: ‘Das Christentum ist jüdisch’, so lautet der Titel eines ihrer Bücher. Die Verbindung ist nicht partiell, sondern total. ‘Das Christentum ist jüdisch!….’” Soweit aus der Stellungnahme von Miriam Alster in “israel heute”.

Hier muss ich der Kirche von England Respekt entgegenbringen. Das ist ein mutiger Schritt, denn so zu tun als wäre das Christentum jüdisch, entbehrt jeder biblischen Grundlage des TaNaCHs (“ATs”). Diese Aussage ist falsch, stellt den Glauben und die Glaubenspraxis der Juden in ein falsches Licht und ist zudem sehr respektlos den Juden gegenüber. Ebenso schlimm ist die Behauptung, das Christentum sei aus den prophetischen Schriften des Judentums hervorgegangen. Vor allem jene, die sich als messianische Christen bezeichnen, sollten sich gründlicher und gewissenhafter mit den Inhalten und Zusammenhängen des TaNaCHs (“ATs”) auseinandersetzen, ebenso mit den heidnischen Glaubenstraditionen, die zur Zeit der römischen Herrscher, das Glaubensdenken der Menschen beherrschten. Sie sollten beim Lesen des Buches der Bücher (“AT”) aufrichtig auf jene Punkte achten und sie beherzigen, auf die wir im letzten Gim 501 hingewiesen haben! Was für ein Resultat wird sich dabei herausstellen? Das Christentum war nie jüdisch und wird es auch nie werden, selbst wenn das einige Israelfreunde euphorisch aus einigen zusammenhanglosen Ähnlichkeiten behaupten mögen. Das ist gut gemeint. Unser Wunschdenken kann aber den Fakten vollkommen widersprechen. Wir dürfen nicht nur auf die Taten des Jahushua von Nazareth schauen, die wir z. T. in der Bibel der Christen, im NT, nachlesen können. Dort sind sie meistens aus dem ursprünglichen jüdischen Zusammenhang heraus vermittelt Die ersten schriftlichen Zeugnisse über das Wirken Jahushuas von Nazareth waren im jüdischen Geist, Glauben und Kontext verfasst, bevor sich die Kirchengründer und -väter ihrer bemächtigten. Sie deuteten sie um, gaben den Worten und Taten Jahushuas einen anderen Sinn, passten sie dem griechisch-römischen Geist und Denken ihrer Zeit an.
Setzen wir uns aber mit den wesentlichen Glaubenslehren des Christentums auseinander, durchleuchten sie ernsthaft und gewissenhaft im Lichte des TaNaCHs (“ATs”) und der Propheten, dann stellen wir bald einmal mit Entsetzen fest, wie entstellt und verantwortungslos uns das prophetische, israelitisch-jüdische Bekenntnis, von den Gründern des Christentums im “NT” vermittelt wird. Der Missbrauch umfasst JaHuWaH, das Glaubenszeugnis des Jahushua von Nazareth und die Juden selbst, ihre Verdrängung und Verfolgung durch die Lehre der Ersatztheologie. Die Folgen der christlichen Ersatztheologie haben in den vergangen 2000 Jahren ein undefinierbares Ausmass erreicht. Gemäss seiner Lehrkonstellation kann das Christentum nie jüdisch sein. Darum wird es die Menschen auch nie in die Schätze des Lebens hineinführen können, die als Segen dem Abraham und seinen Nachkommen verheissen worden sind, als ein Segen für alle Völker der Erde; Jahushua von Nazareth war Jude. Er war jüdisch geblieben, bis zu seinem Martyrium und seinem Tod durch die Römer. Immer wieder wollen wir uns an geschichtliche Fakten erinnern. Pilatus liess während seiner zehnjährigen brutalen Herrschaft rund 6000 Juden auf diese Weise – wie Jahushua – verurteilen, foltern und töten. Die drei, unter denen auch Jahushua gekreuzigt worden war, waren also drei von sechstausend.
Einzelne Christen werden wohl Einsicht in die verwirrenden Lehrkonstellationen des Christentums erlangen und entsprechend heraustreten, was ja heute überall auf der Welt auch geschieht. Das offizielle Christentum aber kann nicht zurück buchstabieren um vorwärts zu kommen. Ansehen, Macht und Ehre, ob in kleinen Lebenszellen oder im grossen öffentlichen Leben, hält es zurück. Der Gedanke daran ist für die verantwortlichen Stellen, für die Kleriker, die Pastoren und die Prediger der reinste Horror! Also haben sie sich entschlossen blind zu bleiben.

Das Christentum ist seinem Wesen nach durch und durch heidnischen Ursprungs. Es hat sich eigenwillig und bewusst an die Stelle der Juden gesetzt (Ersatztheologie). Das zeigt uns, dass die Gründer des Christentums rein gar nichts vom prophetischen Wort und seinen tiefen Zusammenhängen verstanden haben. Wie wir bereits sagten, entnahmen sie dem Judentum die wesentlichen Glaubenselemente wie JaHuWaH, die Propheten und Jahushua von Nazareth und funktionierten sie raffiniert in die damals gegebenen heidnischen Denkweisen um. Das bestätigen uns vor allem die Grundehren des Christentums: Trinität, Zeugung der Gottheit in eine Frau, die einen wahren Gott und einen wahren Menschen gebiert, Erlösung der Menschheit durch das Blut dieses Gott-Menschen. Die Lehre von den drei Gott-Personen gehört eindeutig zum zentralen Glaubensdogma aller bekannten antiken heidnischen Religionen. Aus dem jüdischen Rabbi, der sich bis zur Erschöpfung, bis zum Tod am römischen Marterpfahl, für die „verlorenen“ Schafe und die von den Römern entrechteten Juden eingesetzt hatte, machten die Gründer des Christentums eine Gottheit, innerhalb zwei weiterer Gottheiten (Trinität). Nach dem christlichen Dogma ist die Erlösung eines Menschen einzig und allein – und zwar ausschliesslich – nur im Glauben an die Wirksamkeit des vergossenen Blutes der Gottheit Jesus Christus möglich, die sowohl wahrer Gott als auch wahrer Mensch ist. So dachte und glaubte der perfekt fromme Heide der Antike. Das wirksamste Blutopfer war das des Sohnes Gottes, d. h. einer Person königlicher Abstammung, die zwar, wie alle anderen Menschen auch, von einer Frau geboren wurde, aber statt wie üblich von einem Mann, von einer Gottheit gezeugt worden war. Darum wird dieser Mensch als wahrer Gott und wahrer Mensch angebetet. Das war und kann nie jüdisch sein! Diese Gottheit hat rein gar nichts mit dem jüdischen Rabbi Jahushua von Nazareth zu tun. Jahushua von Nazareth war Zimmermann (damals: Architekt) und Rabbi. Als Jude geboren, erzogen und im jüdischen Glauben unterwiesen und in den Schriften der Propheten bewandert, hätte er sich nie anbeten lassen, schon gar nicht als eine Gottheit.

Die jüdische Mikwe, das rituelle Tauchbad, wurde durch ein rettendes Taufritual ersetzt. Weder kannten Jochanan (Johannes der Täufer) noch Jahushua von Nazareth eine christliche Taufe, noch haben sie jemals etwas davon gewusst oder gelehrt. Sie vollzogen und vollziehen die T‘vilah (das Eintauchen) in einer Mikweh, die keinerlei rettende Wirksamkeit auf das Innenleben eines Menschen hat, wie das später der erfundenen christlichen Taufe zugeschrieben wird. Das ist Magie. Mit dem Ritual der T‘vilah (Tauchbad) wurde einerseits die Hingabe und Treue an JaHuWaH bekundet, anderseits stellte sie eine reinigende und vorbeugende Massnahme vor ansteckenden Krankheiten und Epidemien dar. Aus der T‘vilah fabrizierten die Gründer des Christentums eine Taufe, die lange nach dem Tode des Jahushua von Paulus und anderen zu einem erlösenden Sakrament gemacht worden war: “Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen” (Apg 2,38). Das ist ein erschreckender Missbrauch der Gnadenlehre, die uns im Glauben Abrahams geschenkt ist. Vergebung der Sünden und die Rückkehr in die Gemeinschaft mit JaHuWaH wird uns allein durch Teshuwa (Umkehr) geschenkt. So lehren es die biblischen Propheten einstimmig.
Andere fest verordnete, sichtbare Elemente aus dem Judentum wurden übernommen, aber verändert, wie etwa der 7-Tage-Rhythmus des Shabbats. Der Shabbat wurde durch den Sonntag (Sonnen-Tag) ersetzt. Er ist der Feier-Tag der auferstehenden Götter, im Bilde der aufgehenden Sonne – im ganzen römischen Reich. Die Sonnengottheiten der Antike, die mit der aufgehenden Sonne identifiziert waren, wurden regelmässig in Auferstehungsritualen gefeiert und angebetet. Dieser “Ehrenbonus” musste auch der neuen Gottheit der Christen im römischen Reich zukommen. In der Auferstehungsgottheit Christi sollten später alle auferstandenen Götter des römischen Reiches in EINS gebündelt werden. In diesem Kontext ist die Lehre von der Auferstehung des Christus entstanden und in das “NT” eingeflossen. Zur Zeit des Kaisers Konstantin wurden sämtliche Sonnengötter der Antike auf Christus, als den auferstehenden Sonnengott, übertragen. Er galt nun als der unbesiegbare Sonnengott (Sol invictus), der alle auferstandenen Götter als Jesus Christus in sich vereinigt Darin versuchten Konstantin und die nach Macht strebenden Bischöfe die heidnischen Völker zu einigen.

Jahushua hat Pessach gefeiert, wie das bei den Juden üblich war. Niemals hätte er Pessach in einen Tod- und Auferstehungskult seiner Person umgewandelt. Auferstehungskulte, bzw. Osterfeste finden wir in allen Grossreligionen der Antike, wie etwa die Feier der akkadischen/babylonischen oder assyrischen Sonnen-, bzw. Auferstehungsgötter Samas/Usisis. So auch die Feier der griechischen Sonnen-, bzw. Auferstehungsgottheit Helios, wie die Feiern der ägyptischen Sonnen-, bzw. Auferstehungsgottheiten Aton oder Ra/Re. Die persisch-römische Sonnen-, bzw. Auferstehungsgottheit Mithras nahm eine ebenso bedeutende Stellung ein, wie die germanische Sonnengöttin Ostera, Aurora usw. Als überzeugter engagierter Jude hätte Jahushua Pessach nie zu einer protestantischen Abendmahlsfeier oder zu einer katholischen Messopferfeier umgewandelt, verbunden mit einer Lehre von Tod und Auferstehung. Das ist völlig absurd. Damit hätte der Jude Jahushua sich selbst in einen absoluten Widerspruch zu JaHuWaH und den Zeugnissen der Propheten gesetzt. Niemals hätte er seinen Erlöser JaHuWaH, seine Gemeinschaft mit IHM, die Zeugnisse der Propheten und sein Volk verleugnet und sich den finsteren heidnischen Glaubenstraditionen zugewandt und unterworfen. Niemals hätte er sich als Gottheit ausgegeben, die mit ihrem Folterblut und dem eintretenden Tod die Juden und die ganze Menschheit erlösen würde, um dann als Sonnengottheit, im Rhythmus der jährlich wiederkehrenden heidnischen Frühjahrssonne (Osterfest) als auferstandene Gottheit angebetet und gefeiert zu werden. Wozu hätte er das alles tun sollen? Solche Lehren sind völlig absurd, sie sind erschreckend absurd, umso mehr, da es keine einzige diesbezügliche Prophetie im TaNaCH (“AT”) zu finden gibt. Meistens zitieren Christen das “NT” einfach blind drauflos. Würden sie aber bei jedem Zitat aus dem “AT”, das sie im “NT” lesen, die genauen Zusammenhänge im “AT” ergründen, die jeweiligen Zustände und Umstände jener Tage ergründen, dann müssten sie die Verführung erkennen, der sie zum Opfer gefallen sind.
Seit bald 2000 Jahren durchläuft das Christentum diese Prozesse der religiösen Hirnwäsche. Die in uns eingeimpfte Ersatztheologie ist so leicht nicht wieder aus uns heraus zu bekommen. Sollten wir aber dazu bereit sein, werden wir anfänglich keine leichten Wege durchlaufen müssen, das Ziel aber ist uns sicher. Den meisten von uns blieb dieser Weg nicht erspart. Heute freuen wir uns über das erreichte Ziel. Dafür sind wir unendlich dankbar! Halleluja!

Wir denken wieder einmal an die Worte des Jahushua von Nazareth, der seine Zuhörer daran erinnerte, dass derjenige JaHuWaH wirklich liebt, der ihn mit seinem Verstand (Denken) liebt: »Du sollst JaHuWaH, deinen Erlöser, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand….« (vgl. Mt 22,37-39). Seinen Verstand in der Liebe zu JaHuWaH einsetzen, mit ganzem Herzen und ganzer Seele, das schafft inneren Frieden und Ruhe. Das ist es, was uns als Geschöpfe vom Schöpfer her glücklich macht. Wer sich auf die Bibel beruft und sich als bibeltreu versteht, der achte darauf. Der Abraham verheissene Segen bleibt nicht aus.

In dieser zuversichtlichen Gewissheit grüsse ich alle herzlich und wünsche allen einen passenden Shabbat. Schalom!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 21. April 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.