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Aus dem Glauben des Jahushua von Nazareth. Teil 21

Glaubensimpuls 497 von Gregor Dalliard

Bevor wir der Frage nachgehen: “Wer hat gesündigt?” (Joh 9,2), wollen wir doch noch ein bisschen das Thema “Propheten” (hebräisch: nabi oder navi) vertiefen. Wir sprechen von den biblischen Propheten. Auf welchem Fundament steht das Reden der Propheten? Hören wir das Wort “Propheten”, denken wir an Menschen, die in die Zukunft blicken und davon reden. Die alten Israeliten oder Juden sprachen so von den Propheten: Die Propheten sind Menschen, die das fühlen was JaHuWaH fühlt. Ich bin überzeugt davon, dass diese Aussage den Nagel auf den Kopf trifft.
Der Prophet weiss, dass JaHuWaH niemals fassbar ist, aber dennoch mit den Menschen unterwegs ist, und das selbst in den tiefsten Empfindungen, die ein Mensch haben kann. Warum das? Wir sind in SEINEM Bilde, in seinem Wesen, geschaffen. Ein Prophet weiss fest und sicher, dass JaHuWaH nur Gedanken des Heils und damit des Friedens für die Menschen hat. Wie könnte es anders sein? Merken wir uns EINES für alle Zeit unseres Lebens: Andere Gedanken kann JaHuWaH gar nicht haben, denn dann wäre ER den Göttern und Götzen gleich. Andere Gedanken werden JaHuWaH lediglich unterstellt.
Darum bleibt es das höchste Ziel der Propheten, dass die Menschen nicht mit Gewalt oder anderen verwerflichen Mitteln geführt werden, sondern von Jugend auf zu den Weisungen JaHuWaHs hingeführt und erzogen werden. Dazu braucht es aber führende Leute, die selbst in den Wegen JaHuWaHs gehen, die sich nicht bestechen lassen, die nicht nach dem Äusseren handeln, d. h. alles zu ihren Gunsten missbrauchen. Es braucht Menschen, denen das Wohlergehen aller im Volk oberste Priorität haben muss. “Glücklich ist das Volk, das den Jubelruf kennt! JaHuWaH, im Licht deines Angesichts wandeln sie” (Ps 89,16). “Und ich gab ihnen meine Ordnungen, und meine Rechtsbestimmungen liess ich sie wissen, durch die der Mensch, wenn er sie tut, lebt”. Und auch meine Sabbate gab ich ihnen, dass sie zum Bundeszeichen sein sollten zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, dass ich, JaHuWaH, es bin, der sie heiligt (Hes 20,11-12; vgl. 5Mo 4,1-20). Wunderbar! Mensch ist Mensch, und gerade weil der Mensch im Bilde JaHuWaHs geschaffen ist braucht er diese Leitlinien des Lebens, sonst geht alles bachab. Immer dann, wenn die Führung Israels andere Wege gegangen ist, schlugen die Propheten Alarm. Sie griffen zu den äussersten Massnahmen, die getroffen werden konnten. In ihrem brennenden Eifer für den Erhalt des Volkes und seiner Bestimmung für die Welt, machten sie in solchen absolut gefahrvollen und grauenvollen Situationen und Zeiten aus JaHuWaH nicht selten ein Monster der Rache, das alle aufschrecken sollte, denn die Schuld lag bei jenen, die die Rechtsbestimmungen JaHuWaHs in allem übertreten hatten. Mit allen erdenklichen Mitteln kämpften sie für den Erhalt des Volkes, dass der Welt Recht und Gerechtigkeit vermitteln soll. Weil sie das fühlten was JaHuWaH fühlte, übergoss sie gleichsam ein Strom von Emotionen. Sie waren hin und weg.
Das zeigt sich ganz speziell in manchen Berufungsgeschichten, die uns überliefert sind. In Jes 6 wird uns die Berufungsgeschichte des Propheten Jeshajahu geschildert. Total ergriffen und wie berauscht sieht Jeshajahu JaHuWaH auf einem Thron sitzen, so wie man damals einen König auf seinem Thron sitzen sah. Spektakulär und voller Emotionen geht die Geschichte weiter.
Der Prophet erkennt die äusserst akute Lage, in der sich das auserwählte Volk gerade befindet. Entweder kehrt das Volk zu JaHuWaH und dessen Weisungen um oder es bricht eine schreckliche Leidenszeit über das Volk herein, die der Prophet als Gericht, als Grimm, als Rache JaHuWaHs bezeichnet.
Zwei Dinge sollten wir hier beachten: Erstens wusste der Prophet genau, dass niemand JaHuWaH sehen und am Leben bleiben kann (vgl. 2Mo 33,20; 5Mo 4,15-20) und trotzdem greift er zu einem solchen Mittel, das im Widerspruch zur Weisung JaHuWaHs in der Thora steht. warum macht er das? Zweitens weiss der Prophet genau, dass der Elohim JaHuWaH, der El Eljon, der Höchste, keine Gottheit ist. ER ist also kein Gott, wie das die verschiedenen Gottheiten der Völker sind. Das Wesen dieser Gottheiten besteht aus Forderungen, Drohungen, Grimm, Zorn, Gerichte, bzw. Strafe, Rache etc. Tiefen inneren Frieden, Respekt vor dem einzelnen Menschen, seiner Mündigkeit und Menschenwürde gibt es darin niemals (siehe China, Russland, Nordkorea, arabisch-islamische Staaten, Gaza (Hamas), unter dem Joch der Gottheit Allah u. a. m.).
Dass das alles kein Wesenszug, kein Verhalten JaHuWaHs ist, das alles ist dem Prophet bewusst. In der Fülle der Emotionen aber greift der Prophet zu solchen Mitteln, weil er das Volk in solchen Situationen nur mit dieser Methode aufzurütteln vermag, denn Führer und Volk verstehen in Anbetracht einer solchen Lage nur noch diese Sprache. So tragisch ein solches Vorgehen sein mag, aber es zeigt uns die folgenschwere Distanz einer Volksregierung und eines Volkes zu den Rechtsbestimmungen JaHuWaHs auf. Die Propheten wollten den Niedergang des Volkes mit allen Mitteln verhindern.
Bei vielen ultraorthodoxen Juden wurde das spezielle Vorgehen der Propheten in ständig sich wiederholenden Ausnahmesituationen zur allgegenwärtigen Glaubens- und Lebensnorm. In vielen ihrer Lehren, Unterweisungen und ihrer Lebenshaltung ist JaHuWaH eher ein allgegenwärtig strafendes Monster, das nichts anderes zu tun hat, als nach versagen zu suchen und zu strafen. Ähnliches habe ich in den vergangenen Jahrzehnten in christlichen Gemeinschaften und Kirchen beobachtet.

Das aber ist nicht der Elohim JaHuWaH, der Schöpfer des Menschen. ER hat Menschen in SEINEM Bilde geschaffen. Er sucht beim Menschen das Leben.
Das auserwählte Volk wusste um das Wesen JaHuWaHs. Es wusste um seine Erwählung durch JaHuWaH. JaHuWaH schloss mit diesem Volk einen Bund, den JaHuWaH niemals rückgängig machen würde. Das alles war dem Volk bewusst. Dieses Wissen aber wurde von Generation zu Generation immer wieder missbraucht. Die Versuchung war gegeben sich darin einfach sicher zu fühlen und sich nicht regelmässig Rechenschaft über den Sinn und das Ziel der Erwählung zu geben.
Ein Mensch, der im öffentlichen Leben eine hohe Stellung einnimmt, die Rechtsnormen JaHuWaHs übergeht, Recht und Gerechtigkeit mit Füssen tritt, kann ein Volk zugrunde richten. Israel nimmt eine besondere und herausragende Stellung und Verantwortung in dieser Welt ein. Erkannten die Propheten, dass Israel sich von JaHuWaH und seinem Auftrag durch das Übergehen der Rechtsnormen entfernte und versündigte und sich vom Spiegel des Wortes JaHuWaH nicht zur Umkehr bewegen liess, dann griffen sie zu äusserst drastischen Massnahmen, indem sie drohende Eigenschaften der Götter auf JaHuWaH übertrugen. So tragisch sich das anhört, aber mit dieser Methode vermochten sie Menschen immer wieder zur Umkehr zu bewegen.

Der Prophet wusste auch, dass niemand die Stimme des JaHuWaH akustisch hören kann. Ein Prophet kannte aber das Ziel das JaHuWaH für alle Menschen gesetzt hat: “Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg JaHuWaHs, zum Haus des Erlösers Jakob, dass er uns aufgrund seiner Wege belehrt und wir auf seinen Pfaden gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort JaHuWaHs von Jerushalajim. Und er wird richten zwischen den Nationen und für viele Völker Recht sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Haus Jakob, kommt, lasst uns im Licht des JaHuWaH leben! (Jes 2,3-4). Das Ziel JaHuWaHs ist also ein neuer Himmel und eine neue Erde (Jes 65,17; 66,2).

Mit der Formulierung “neuer Himmel” ist eine neue Beziehung zu JaHuWaH gemeint. Wenn die Menschen in eine (neue) Beziehung zu JaHuWaH und in seinen Willen hineinwachsen, dann wird das Leben unter den Menschen auf dieser Erde neu, weil sie ihre Berufung und Verantwortung für sich, die Mitmenschen und die Schöpfung JaHuWaHs wahrnehmen und entsprechend leben werden, geradezu paradiesisch. Viele von uns dürfen das bereits – wenn sie das denn realisieren wollen und damit dankbar umzugehen wissen! Eine Masse von Menschen ist sich aber gar nicht bewusst, dass sie die Wege JaHuWaHs geht. Sie geben sich zwar als alles andere aus, als JaHuWaH-gläubig oder sonst irgendwie gläubig, aber sie tun unbewusst das, was JaHuWaH fordert. Eine uralte israelitisch-jüdische Weisheit aus der Thora, auf die alle Propheten absoluten Wert legten, ebenso auch Jahushua von Nazareth, lautet: “An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen” (Mt 7,16). Viele Menschen führen ethisch-moralisch ein einwandfreies und vorbildliches Leben, aber ohne Bezug zu JaHuWaH. Fehlt der persönliche Bezug zu JaHuWaH kann das in ethisch-moralischen Fragen zu Irritationen und zu falschen Entscheidungen führen, weil etwas zwar gut gemeint sein kann, aber, auf die Länge gesehen, schweren Schaden unter Menschen anrichtet (s. Thema Abtreibung).

Der Prophet realisierte sofort, wenn Menschen, die JaHuWaH zur Erreichung seiner Ziele berufen hatte, davon abirrten. In aller Schärfe und Deutlichkeit reagierte er darauf, selbst wenn er damit sein Leben riskieren sollte (s. Jirmejahu). Sie, die Propheten, wussten sich im Namen JaHuWaHs erwählt, die Verantwortlichen und das Volk an ihre Bestimmung zu erinnern, nötigenfalls zur Umkehr (Teshuwa), indem sie Recht und Gerechtigkeit üben sollten. Das taten sie mit aussergewöhnlich konkreten Handlungen und Zeichen, die manchmal schockierten (s. Hosea). Weil die Propheten so sehr wie JaHuWaH fühlten, erlebten sie ihre Berufung in ganz besonderer Weise. Entsprechend wurden uns die Berufungsgeschichten in bildreichen und gleichnishaften Geschehnissen, manchmal äusserst dramatisch und apokalyptisch, vermittelt. Was wollen uns die Bibelschreiber mit der Erzählung solcher Berufungsgeschichten sagen? Diese Berufungsgeschichten haben sie nicht einfach so aufgeschrieben und überliefert. Da die Propheten durch und durch mit JaHuWaH fühlten, verinnerlichten sie JaHuWaH und seine Ziele entsprechend. Sie wussten, was bei Nichtbeachtung dieser Ziele mit den Menschen geschehen konnte. Darum empfanden sie JaHuWaH, seine Anliegen und Ziele in einer Weise, wie wir das wohl nur am Rande mitempfinden können und werden. In dieser Ergriffenheit und Einheit mit JaHuWaH sprudelten Redewendungen aus ihrem Wesen heraus, wie: “So spricht JaHuWaH”; “das Wort JaHuWaHs erging an….”; “Spruch JaHuWaHs”; “Und das Wort JaHuWaHs geschah zu mir so…. usw.” Das sind die immer wiederkehrenden Redewendungen, die die Propheten benutzen. Wie gesagt: In alledem aber waren und blieben sie immer Menschen. Alle ihre Emotionen flossen mit hinein.

Wie wir bereits sagten, gab es vor allem weltliche Gründe für den Untergang Israels und Judas. Es waren die tiefen Machtkämpfe der Grossreiche rund um Israel und Juda. Da war das mächtige Assur unter Tiglat-Pileser III. Assyrien hatte mehr als 130 Jahre lang nicht nur Juda, sondern die gesamten kleinen Völker im Vorderen Orient terrorisiert.
Da war das babylonische Reich, das schliesslich unter dem König Nabopolassar und seinem Sohn Nebukadnezar die Macht an sich gerissen hatte. Da war das aufstrebende Persien, das zur Weltmacht avancierte. Da war das alte Ägypten, das immer wieder in die Machtkämpfe der anderen Grossreiche verwickelt war. Kriegsbündnisse wurden geschlossen, gebrochen, neue geschlossen. Dazwischen lagen Israel und Juda und andere kleinere Völker. Sie alle waren Spielball dieser Grossmächte. Dagegen konnten sie nichts oder nicht viel ausrichten. Übrigens gehörte die Praxis der Deportation besiegter Völker zur Tradition der assyrischen Herrscher. Nicht nur Israel und Juda wurden an verschiedene Orte deportiert, auch die übrigen besiegten Völker waren von diesem Schicksal betroffen. Der Perser Cyrus der Grosse, hat nicht nur die Juden zurück in ihr Heimatland ziehen lassen, auch alle anderen Völker.
Trotz der tiefgreifenden Reformen des Hiskia und des Joshia, trotz der Umkehr des Manasse, wurde Juda, wie die vielen anderen kleinen Völker auch, von den kriegslüsternen Babyloniern erobert und die Oberschicht deportiert. Es gab keine Ausnahme unter den kleinen Völkern. An diese Tatsache denken wir meistens gar nicht. Das aber verändert das falsche Bild, das vor allem die Christenheit von JaHuWaH hat. Ein Bild, das von der Theologie der Christenheit her nicht verändert werden darf, weil es unantastbar bleibt! Was aber unterscheidet JaHuWaH von den Göttern und Gottheiten der grossen und der kleinen Völker? Im Unterschied zu den Göttern und Gottheiten führte JaHuWaH die Überlebenden seines Volkes immer wieder aus diesen vielen kriegerischen Aktionen unter den Kriegsvölkern heraus – und zwar mit Gedanken des Heils. Das tat ER, indem ER die Überlebenden seines Volkes durch die Propheten immer wieder neu aufrichtete. So etwas gibt es kein zweites Mal! Darum gibt es heute noch Juden. Darin und dadurch wurde die Sendung und der Auftrag des auserwählten Volkes durch alle Zeiten hindurch neu belebt, neu geweckt, und zu den Menschen gebracht – bis heute: “So mache ich dich auch zum Licht der Nationen, dass meine Rettung reicht bis an die Enden der Erde” (Jes 49,6).

Das ist der Grund zu unermesslichem Dank. Er befruchtet unser Leben täglich neu. Eine Dankeshaltung möge uns von Morgen bis Abend – und allezeit – begleiten. Sie belebt und erfrischt uns.
Am kommenden Samstag, den 27. März abends, beginnt Pessach. Das Fest dauert bis Sonntag, den 4. April abends.
Allen wünsche ich von Herzen ein frohes Pessachfest. Shalom und Chag Sameach, d. h. Friede und eine fröhliche Feier. Selbst wenn wir diese Zeit von Pessach allein verbringen sollten, was soll’s? Wir sind nie allein!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. Mai 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.