"...entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium (Botschaft) verkündigt haben: er sei verflucht" (Gal 4,6).
Glaubensimpuls 46 von Gregor DalliardLassen wir uns von der Schrift (der Bibel) unser kirchliches Denkkorsett abnehmen. Dann fällt uns so manch bisher Geglaubtes wie Schuppen von den Augen - zu unserer Befreiung. Wir werden gleichzeitig auch ganz neu in Verantwortung genommen. Viele Kirchenmitglieder empfinden ihre Mitgliedschaft absolut nicht als Korsett, weil sie nichts anderes kennen und ihnen in Glaubens- und Ethikfragen jegliche Unterscheidung und Eigenverantwortung abgenommen ist.
Spontan denke ich an meine ältere Pfarrköchin in Grächen (VS, CH). Ich sollte sie um jeden Preis zu einem Besuch ihres Bruders nach Kenia begleiten. Sie befürchtete ihn das letzte Mal zu sehen. Allein wollte sie nicht reisen. Wir flogen für fünf Wochen nach Kenia. Nach vierzehn Tagen wurde sie von einer heimtückischen Infektion am Leib geplagt. Wir suchten eine Arztpraxis in Mombasa auf. Kaum war sie im Untersuchungsraum, der Raum war ebenerdig und oben offen, rief mich der Arzt aufgeregt um Hilfe. Dem Arzt war es trotz Hilfe von Rosa nicht gelungen sie von dem Ganz-Leib-Korsett zu befreien. Schweissgebadet und schier verzweifelt rannte der junge Arzt auf mich zu. Obwohl ich ihn in diesem Tempo sprachlich nicht verstehen konnte, folgte ich ihm schnurstracks. Es musste Rosa wohl in Ohnmacht gefallen sein - oder sonst was Schwerwiegendes vorgefallen sein, dachte ich!
Schnell rannte ich also in den versandeten Raum, begriff sogleich und legte kräftig Hand an. Mit vereinten Kräften gelang es uns die arme Rosa von dem Ganz-Leib-Korsett zu befreien. Die Ärmste atmete sichtlich erleichtert auf und es ging mit ihr von da an gesundheitlich schnell bergauf. Der Arzt verbot ihr strengstens sich jemals wieder in diesen europäischen Frauenpanzer, wie er es nannte, zu zwängen. Der frauliche Körper sei nicht für solche Torturen bestimmt. Meines Wissens hat sie sich in Kenia endgültig von diesem Frauenpanzer verabschiedet. Sie ist übrigens wohl deshalb im vorigen Jahr mit fast hundert Jahren gestorben. Sie trug, wie sie mir etwas beschämt zuflüsterte, schon seit ihrer Jugendzeit dieses Korsett. Sie fühlte sich darin wie in einer Zwangsjacke, aber die allgemeine Frauenmode erheischte diese Tortur. Es war einfach eine Tradition, die sie blind übernommen hatte, ohne jemals nach dem Wohlsein und den gesundheitlichen Auswirkungen zu fragen.
Das geistige Korsett, das uns das zölibatäre Mönch- und Papsttum umgelegt hat, von dem sich auch die Freikirchen und Gemeinschaften nicht ganz zu lösen vermögen, hat nicht minder negative Auswirkungen auf unser geistiges Wohlsein. Eine Masse von Menschen macht sich darüber auch keine Gedanken. Dieses geistige Korsett verhindert jedoch eine echte und tiefe Verbindung und Gemeinschaft mit JaHuWaH, so wie sie uns JaHuWaH durch die Propheten, seine Schriftgelehrten und Jahushua vorlegt. Diese Verbindung wird durch das Wort der Bibel, dem TaNaCH (“AT”) und dem darin enthaltenen Geist wirksam. Sie führt uns in die Mündigkeit, in die Freiheit des Denkens.
Paulus schreibt den Galatern den Eingangs zitierten Vers (vgl. Gal 1,9): “Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: Er sei verflucht!” Manche von uns haben in den letzten Jahrzehnten die traditionellen Kirchen verlassen, weil ihnen die chaotischen Lehren und Praktiken der Kirchen immer offenbarer geworden sind, wie sehr sie im Widerspruch zum “Neuen Testament” stehen. Wir glaubten endlich die biblische Wahrheit und damit den Willen JaHuWaHs gefunden zu haben. wir waren überglücklich. Das “Neuen Testament” ist vor allem von den Briefen des Paulus beherrscht. Den Galatern schrieb er von seinem Evangelium, das er durch Offenbarung, direkt von Jesus Christus, aus dem Himmel, bekommen hätte (Gal 1,12). Er hat es also, wie er betont, nicht von Menschen empfangen. Gemeint ist damit nicht von Juden, die später fälschlicherweise Apostel genannt wurden.
Seine Lehraussage an die Galater berührte uns sehr, traf uns sehr, liess zu jener Zeit auch keinen Zweifel an die Echtheit seiner Offenbarung zu. Dann aber setzten wir uns mit den uns bekannten 4 “Evangelien” immer mehr auseinander, in Vorträgen, Predigten etc. In kleinen Schritten fiel uns auf, immer wieder in so kleinen Häppchen, dass zwischen den Lehraussagen in den uns bekannten 4 “Evangelien” und dem “Evangelium” des Paulus zum Teil tiefgründige und widersprüchliche Unterschiede vorlagen. Anfänglich realisierten wir diese Widersprüche nicht. Wir waren zu euphorisch.
Wir hegten keinen Verdacht daran, dass Millionen freier führender Christen, also Christen in “Freikirchen” und unabhängigen “freien” christlichen Gemeinschaften uns irreführten, indem sie über die vielen Widersprüche im “Neuen Testament” fromm hinwegschauen und die Menschen entsprechend lehren. Wir wurden in ein neues frommes Korsett gezwängt. Das geschah, weil wir uns über die unterschiedlichen frommen Korsetts noch nicht auskannten. Was mussten wir mit Entsetzen feststellen? Es gehört zum Wesen eines Christen, Menschen in die fromme Verlogenheit hinein-zu-führen, ich will sagen: hinein-zu-verführen. Die christlichen Theologen sind Meister im Wegschauen, aber auch perfekte Meister im Vermischen von Wahrheit und Lüge. Sie alle haben dieses Metier von ihrer Mutter gelernt, der römisch-katholische Kirche. Die Töchter sind wie die Mutter.
Wir konnten nicht blind darüber hinweg schauen und alle möglichen Widersprüche im “Neuen Testament” einfach so hinnehmen. Wie sollte das aber geschehen, wenn der auferstandene Christus zu Paulus direkt gesprochen haben soll und alle verflucht, die diesem “Evangelium” des auferstandenen Christus nicht glauben? Wie konnte es sein, dass der Jahushua von Nazareth, der jetzt zur Rechten des Vaters im Himmel sitzt, sich plötzlich in den wesentlichsten Aussagen über das Heil der Menschen so tiefgründig widerspricht? Dieses Verhalten irritierte uns sehr. Schlaflose Nächte waren die Folge. Wie sollten wir bloss damit umgehen? Im Laufe der Zeit kamen wir zu dem gesunden und erlösenden Schluss: Wir müssen die Bibel, den TaNaCH (“AT”), die Bibel des Jahushua von Nazareth, zu Rate ziehen und schauen wie es sich dabei verhält. Hier gingen und gehen uns Türen auf, von denen wir nichts wussten. Seitdem haben wir uns von dem “Evangelium” des Paulus endgültig verabschiedet. Sein angedrohter Fluch ist längst schon auf ihn und seine Christen zurückgefallen. Das ist zwar traurig, Umkehr ist aber allezeit möglich!
Wir haben schon etliche Zusammenhänge aus der Bibel des Jahushua von Nazareth, dem TaNaCH, dem biblisch-prophetischen Wort, erkennen können. Wir wollen uns diese Erkenntnis unter keinen Umständen wieder rauben lasssen. Im Gegenteil! Wir wollen zu Ehren des himmlischen Vaters JaHuWaH, zu unserem Segen und dem der uns Anvertrauten darauf weiterbauen und uns gegenseitig brüderlich stärken.
Mit einem herzlichen Shalom wünsche ich allen einen gesegneten Shabbat und eine erbauliche innere Sammlung und Ausschau auf das Wesentliche.
Gregor Dalliard
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.