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Aus der Gnade gefallen. Teil 6

Glaubensimpuls 418 von Gregor Dalliard

Was ist manchen Gim-Lesern bei den letzten Themen: “aus der Gnade gefallen”, bewusst geworden? Das Christentum glaubt gar nicht den Worten des TaNaCH. Damit glaubt es nicht was in der Bibel des Jahushua von Nazareth gelehrt wird und was für Jahushua nie zur Diskussion stand. Das Christentum kennt den Glauben des Juden Jahushua von Nazareth nicht, obwohl es sich offenbar dauernd auf dessen Glauben beruft. Es ist nicht im Glauben Jahushuas von Nazareth verwurzelt. Wir müssen festhalten: Der Gott des Christentums ist Paulus, ein von der Philosophie und der heidnischen Kultur geprägter und durchdrungener Mann, jüdischer Abstammung. Nichts kann uns davon hinwegtäuschen.

Das Christentum hat sich aus dieser Lehre heraus entwickelt. Wie Muhammad im Islam wird Paulus im Christentum gehört und befolgt. Worin besteht die Kernlehre des Paulus? Sie besteht in der Aussage, dass der äusserst gesegnete und einflussreiche Jude, Rabbi, Pharisäer und Schriftgelehrte Jahushua von Nazareth von Gott auferweckt worden sei und dadurch aufgehört habe Jude zu sein. Erstens wurde er durch die Auferstehung in eine Gottheit umgewandelt (nach dem Muster der heidnischen Gottheiten) (Röm 1,4). Zweitens konnte er von da ab für Paulus kein Jude mehr sein (vgl. 2 Kor 5,16; 1Petr 3,18; 4,6). Heute können wir den religiösen Weg des Paulus gut nachvollziehen.
Er war in der römischen Stadt Tarsus als Kind zur Schule gegangen, dort als Jugendlicher aufgewachsen. Die Stadt war römisch, vom griechisch-hellenistischen Götterglauben geprägt. Sein Vater war römischer Bürger geworden, lebte mit der römischen Kultur. Mögen seine Eltern Juden gewesen sein und ihn möglicherweise in diesem Glauben etwas unterrichtet haben, möglicherweise seine Mutter, gegriffen hat der biblische Glaube bei Paulus allerdings nie. Mag er sich in seiner ungestümen Jugendzeit eine Zeit lang in Jerushalajim mit besonderem Eifer, mit Haut, Haar und Knochen, dem Studium des TaNaCH hingegeben haben – es blieb ein kurzes heftiges Feuer,das wie bei einem Blitz, einen erschreckenden Donner verursacht – schnell aber ist alles wieder vorbei. Er war für ganz kurze Zeit ein Eiferer für die Thora, mehr als alle anderen Juden, seine Altersgenossen. Sein griechisch geformtes Wesen aber hielt ihn blind für die Fülle der Schätze und Reichtümer des Lebens, so wie sie uns im TaNaCH geschenkt sind. Er fand den Einstieg dazu nicht, obwohl er in Jerushalajim die besten pharisäischen Lehrer kannte.

Er blieb als religiöser Mensch, als religiöser Eiferer, aussen vor, er blieb leer und kalt, von den geschenkten Schätzen und dem Reichtum des TaNaCH, von der Gnade im TaNaCH, unberührt. Darum wird er später die Schätze und Reichtümer des TaNaCH, die alleinige Gnade in JaHuWaH, im Segen und in der Gnade an und über Abraham, verwerfen. Er sagt von sich: “..und im Judentum mehr Fortschritte machte als viele Altersgenossen in meinem Volk; ich war ja für meine überkommenen väterlichen Überlieferungen in viel höherem Masse ein Eiferer” (Gal 1,14). Eben alles lief schnell und äusserlich ab. Die äusseren Dinge packten ihn für eine kurze Zeit. In seinem unbeherrschten äusseren Einsatz gibt er alles, tut alles, weil er nur äusserlich dazu gehörte, nie mit dem Herzen, weil er nie im Glauben Abrahams wiedergeboren war. Wie wirkte sich sein Eifer aus? Es war ein todbringender Eifer. Er verfolgte und tötete jene Juden, die Eiferer für JaHuWaH geworden waren und – und das möchten wir gleichzeitig wohl betonen – anfänglich, irrtümlicherweise davon überzeugt waren, dass mit Jahushua der Anbruch des Messianischen Reiches sichtbar geworden sei.

Was unterschied den Paulus von den Schülern (Jüngern) Jahushuas von Nazareth im Verhalten zu jenen Juden, die davon überzeugt waren, dass mit Jahushua der Anbruch des Messianischen Reiches sichtbar geworden sei? Eine sehr entscheidende Frage, die sich uns hier stellt. Paulus meinte in seinem blinden, fanatischen Eifer, solche Juden müssten verfolgt und umgebracht werden (vgl. Apg 8,3; 9,21). “Saulus aber schnaubte immer noch Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn, ging zu dem Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit, wenn er einige, die des Weges wären, fände, Männer wie auch Frauen, er sie gebunden nach Jerushalajim führe” (Apg 9,1-2).
Merken wir uns, der Hohepriester war kein Pharisäer. Der Hohepriester stand mit seiner Priesterschaft, im Unterschied zu den Pharisäern, unter dem Einfluss der Römer. Sie hatten sich zum Teil mit ihnen arrangiert. Die Römer wollten keinen Messias. Sie hatten ihren Kaiser (ihren Messias) in Rom. Den Sadduzäern war der Preis der römischen Strafaktionen gegen Messianische Erwartungen und Aufbrüche zu riskant, zu hoch und zu folgenschwer. Wenn ein so fanatischer Eiferer wie Paulus, jene Juden, die so konkret auf Jahushua hin Messianisch waren und sie –innerhalb des Judentums – verfolgte und vernichtete, und das noch mit dem Siegel des sadduzäischen Hohepriesters, dann war das für die Römer eine hoch willkommene Aktion. Warum betone ich: auf Jahushua hin Messianisch? Weil alle Pharisäer, alle gläubige Juden, 100-prozentig Messianisch sind, ohne an den paulinischen Jesus Christus zu glauben. Sagen wir es so: Sie sind gerade deswegen echt Messianisch, weil sie sich am biblisch-prophetischen Wort orientieren. Übrigens hatten die Pharisäer im Sanhedrin, gegenüber den mächtigen Sadduzäern, sowieso nichts zu sagen.

Wenn sich Paulus später auf die Unterweisung des Pharisäers und Schriftgelehrten Gamaliels in Jerushalajim beruft, so entspricht dies so nicht der vollen Wahrheit (vgl. Apg 22,3). Gamaliel war als Pharisäer und Schriftgelehrter wohl, wie jeder gläubige Jude auch, ein Eiferer für den geoffenbarten Glauben und für die gesunden gesellschaftlichen Ordnungen und Weisungen des Zusammenlebens, wie sie im TaNaCH enthalten sind. Merken wir uns aber! Er verfolgte und töte niemanden, der mehr Eifer für JaHuWah hatte, sagen wir: der übereifriger war als andere. Alle jene, die durch Jahushua von Nazareth und später durch dessen Bibelschüler (später selber Unterweisende)zurück zu JaHuWaH und zu dessen Weisungen fanden, hingen mit viel mehr Eifer und Einsatz der Thora an. Wir lesen: “Du siehst, Bruder, wie viele Tausende der Juden es gibt, die gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für den TaNaCH” (Apg 21,20).

Sie aber verfolgten und mordeten keine Juden wie Paulus. Manche ”glaubten” über das Mass des biblischen Wortes hinaus. Was heisst das? Sie glaubten und meinten irrtümlicherweise mit Jahushua von Nazareth sei das verheissene Messianische Reich angebrochen. Dieser Glaube war in der Geschichte der Juden aber keine Seltenheit, vor allem in Zeiten der schwersten Bedrängnisse. In solchen Zeiten erwachte ein neues Feuer des Glaubens an den Anbruch der Messianischen Zeit. Männer standen auf, die sich gegen die Unterdrücker zur Wehr setzten und einen Guerillakrieg anzettelten. Dann schien das Gericht anzubrechen. Die prophetischen Schriften schienen sich durch einen “Messias” zu erfüllen. Das Reich JaHuWaHs schien nahe herbeigekommen zu sein. Eine schreckliche Zeit der Bedrängnis war jene unter den Römern. Es war darum sehr naheliegend, dass Abertausende Juden glaubten mit Jahushua von Nazareth sei der Messias gekommen. Die Messianische Zeit sei mit seinem Auftreten angebrochen. Mit ihm sei das Reich des JaHuWaH nun nahe gekommen, es stehe vor der Tür.

Gamaliel und andere lehrende Pharisäer wussten mit solchen falschen Erwartungen unter den Juden anders umzugehen als Paulus. Mit dem ganzen Einsatz ihres biblisch-prophetischen Wissens, dem Wissen aus ihren Erfahrungen und ihrer Kenntnis über die Zeichen der Zeit, führten sie jene, die mit Jahushua von Nazareth den Anbruch des Messianischen Reiches zu sehen glaubten, und sich für diese Überzeugung mehr oder weniger intensiv einsetzten, von solchen Abweichungen der Bibel, von solchen Irrtümern, wieder auf den guten Weg des gesunden geoffenbarten biblischen Glaubens zurück. Die neu bekehrten Juden waren wie alle anderen Juden auch, Eiferer für die Thora geworden (vgl. Apg 21,20), was denn sonst? Das gelang diesen führenden weisen Pharisäern auch immer wieder weitgehend. Das ist ja der Grund warum die Jünger Jahushuas von Nazareth, und ihre Schüler, am Ende ihrer Tage gegenüber Paulus sagen konnten: “Du siehst, Bruder, wie viele Tausende der Juden es gibt, die gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für den TaNaCH” (Apg 21,20). Die Bruderschaft mit Paulus hielt aber nicht lange. Was wir nicht vergessen dürfen: Paulus war ein Freund der Sadduzäer, des Hohepriesters, geworden. Damit hatte er sich dem Einflussbereich der Pharisäer entzogen. Bis zuletzt hatte er sich gegen die weisen und gemässigten Pharisäer gestellt.

Lasst uns im nächsten Gim diesen Spuren noch etwas nachgehen. Mit den auferbauenden Worten aus Psalm 145, 17 grüsse ich alle herzlich und wünsche allen einen gesegneten Shabbat: “JaHuWaH ist gerecht in allen seinen Wegen und treu in allen seinen Werken”. Shalom!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 21. April 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.