Lasst uns im Zusammenhang der letzten Glaubensimpulse noch etwas verweilen. Wir lernten im Theologiestudium, dass Moshe eigentlich den Gesetzeskodex, d.h. die Weisungen des Rechts von Hammurapi weitgehend übernommen habe. Das aber stimmt nicht. Hammurapi war der sechste König der 1. Dynastie von Babylon. Zu seiner Zeit wurde der Ausspruch: “Zahn um Zahn, Aug um Aug” im wörtlichen Sinn umgesetzt. Die israelitisch-jüdische Rechtsbestimmung unterscheidet sich gerade darin, dass sie “Zahn um Zahn, Aug um Aug” nicht im wörtlichen Sinn gestattete. Es soll ein gleichwertiger Ersatz als Wiedergutmachung entrichtet oder geleistet werden. Das wollen die folgenden Lehren besagen: “Falls aber ein weiterer Schaden entsteht, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuss um Fuss, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme” (2Mo 21,23-25). Das belegt die Aussage: “Wenn jemand in das Auge seines Sklaven oder in das Auge seiner Sklavin schlägt und es zerstört, soll er ihn zur Entschädigung für sein Auge als Freien entlassen. Auch falls er den Zahn seines Sklaven oder den Zahn seiner Sklavin ausschlägt, soll er ihn zur Entschädigung für seinen Zahn als Freien entlassen” (2Mo 21,26-27).
Nehmen wir es vorweg: JaHuWaH verfolgt mit seinem auserwählten Volk einen heilsgeschichtlichen Plan, nach einem bestimmten Konzept, der bis zum Ende dieses Zeitalters funktionieren wird. Das haben viele von uns inzwischen aus der Bibel (Tanach) heraus verstanden. Mit der Aussage: “Ihr habt gehört.. Du sollst deinen..Feind hassen. Ich aber sage euch..” will der Schreiber, der Überarbeiter des Evangeliums nach Matthäus, diesen Heilsplan zerstören. Er versucht darum mit allen Mitteln die Ehre JaHuWaHs, sein Wort, die Thora, die Juden und den heilsgeschichtlichen Plan in ein schlechtes Licht zu stellen und ins Gegenteil zu verkehren. Die Leser sollen zur Überzeugung gebracht werden, dass der ganze Tanach, die Bibel, voller Hasspredigten ist und darum für unseren Glauben untauglich geworden ist.
Lasst uns mit grosser Freude und Dankbarkeit zur Ehre JaHuWaHs und seiner Propheten weiter biblische Zusammenhänge auf den Leuchter stellen. Wir tun es in der Gewissheit jenes Psalmisten der sagt: “Wohlgeläutert ist dein Wort, dein Knecht hat es lieb” (Ps 119,140). Den Christen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind möchte ich ermutigend zurufen: nehmt den Glauben Jahushuas von Nazareth in eure Herzen auf!
Im letzten Gim schrieb ich etwas über Mt 5.45: “Damit ihr Söhne eures Vaters seid”. In diesem Zusammenhang schreibt der Überarbeiter des Evangeliums nach Matthäus etwas sehr Widersprüchliches: “Ihr habt gehört, dass (in der Thora) gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch..” (Mt 5,38-39). Mit dieser Formulierung stellt der Autor JaHuWaH, sein Wort in der Thora und das israelitisch-jüdische Volk in ein miserables Licht. Bis heute prägt dieses Vorurteil das Denken der Kirchen JaHuWaH und den Juden gegenüber. Mit andern Worten verbreitet dieser Schreiber das verheerende Lügengespinst: Die Juden kennen nur Rache und Vergeltung. Sie leben aus der Rache und der Vergeltung. Wir Christen hingegen haben über Christus die Liebe und Vergebung, die Gerechtigkeit und die Wahrheit erfahren. Es ist das was die Christenheit im Unterschied zu den Juden lebt. In der abendländischen Kultur sind solche Formulierungen im Laufe der Geschichte zum Selbstverständlichsten der Welt geworden.
Die Söhne des Vaters repräsentieren ihren Vater in der Öffentlichkeit. Unter dem Begriff “Söhne” sind natürlich auch die Töchter zu verstehen! An der geistigen und moralischen Einstellung und am Verhalten der Söhne, bzw. der Kinder, im öffentlichen Leben kann der Vater oder die Mutter erkannt werden. Im Volksmund sagt man: “der Apfel fällt nicht weit vom Stamm”. Diese Schlussfolgerung trifft zwar nicht immer zu, aber im Allgemeinen vermitteln junge Menschen in der Öffentlichkeit doch das was sie Zuhause mibekommen haben. Das wissen wir aus den Beobachtungen und Zeugnissen der Geschichte, aber auch aus den eigenen Beobachtungen und Erfahrungen. Aus der Jugendseelsorge, der Jugendarbeit und dem Religionsunterricht kann ich diese Tatsache nur bestätigen.
Das biblische Fest der Freude, Sukkot, ist vorbei, dennoch lebt die Freude, die innere Ruhe und der Frieden in unseren Herzen. Im letzten Gim schrieb ich: Ein Jude der diese Erlösung (die Beziehung zu JaHuWaH, wie Abraham sie pflegte) aus irgend einem Grund “vergass”, die lebendige Beziehung zu JaHuWaH zerbröckeln liess, götzendienerische Einflüsse nicht abwehrte usw. galt also als verlorenes Schaf. Der Jude bleibt zwar Schaf, aber eben ein verlorenes Schaf, es sei denn er kehrt zu JaHuWaH zurück. Das auserwählte Volk galt und gilt als Herde (Schafe) seiner Weide: “Und ihr, meine Herde, ihr Menschen seid die Herde meiner Weide; ich aber bin euer Erlöser (Gott), spricht der Herr, JaHuWaH” (Hes 34,31).
Wir stehen inmitten der Festtage der Freude. Wir haben uns die Feste Rosh HaShana und Jom Kippur zu Herzen genommen. Reichlich durften wir aus ihnen schöpfen. Jeder nach seinem Vermögen und nach seinem Zugang zu den Quellen dieser Feste. Sie rufen uns zur Besinnung auf, sind uns wegweisend im praktischen Alltag und zugleich voller prophetischen Reichtums. Jahr für Jahr dürfen wir tiefer in diesen wunderbaren unerschöpflichen Schatz hineintauchen und uns innerlich an den Früchten dieser Feste erfreuen. Sie enthalten, wie das Zehnwort (zehn Gebote), das Regelwerk der Beziehung JaHuWaHs zu uns und umgekehrt (wie bei Abraham). Sie enthalten aber auch das Regelwerk des gesegneten menschlichen Zusammenlebens untereinander und öffnen uns den Blick für das künftige Heilsschaffen des JaHuWaH.
Von Rosh HaShana über Jom Kippur blicken wir auf das bevorstehende dritte Fest im Monat Tishri (Sept./Okt.), auf Sukkot (Laubhüttenfest). Gemäss 3Mo 23,33-35 soll auch dieses Fest im siebten Monat gefeiert werden und zwar vom 15.-21. Tishri. Es beginnt am 27. September abends, nach Sonnenuntergang und dauert bis Sonntagabend. Neben Pessach (Gedächtnis der Erlösung) und Shawuoth (Empfang des Wortes und der Ordnungen der wahren Anbetung und Verehrung JaHuWaHs und des menschlichen Zusammenlebens), ist Sukkot eines der drei segensreichen Wallfahrtsfeste die JaHuWaH den zwölf Stämmen im verheissenen Land gab. Sukkot ist das Fest der Freude und des Dankes für den empfangenen Segen, den das auserwählte Volk als Segen über Abraham für sich und die ganze Menschheit empfangen durfte. “..und sollt euch vor JaHuWaH, eurem Erlöser, sieben Tage freuen. Und ihr sollt es sieben Tage im Jahr als Fest für JaHuWaH feiern: eine ewige Ordnung für eure Generationen; im siebten Monat sollt ihr es feiern” (3Mo 23,40b-41).
Am zehnten Tag nach Rosh HaShana (Kopf des Jahres, jüdischer Neujahrstag) feiert das auserwählte Volk, das Volk des JaHuWaH, allgemein das Volk Gottes genannt, das Versöhnungsfest Jom Kippur. Er ist der höchste Feiertag und beginnt am 22. abends und dauert bis zum 23. abends (vgl. 3Mo 16,26-32; 23,26-32; 4Mo 29,7-11). Die Versöhnung mit JaHuWaH gibt es nicht ohne dass die zwischenmenschlichen Beziehungen in Ordnung gebracht werden. Dieses Lebensprinzip gehört zumindest seit der Existenz der Thora zum Herzstück, zum Zentrum, des israelitisch-jüdischen Lebens. Die Thora ermahnt uns, JaHuWaH, unseren Schöpfer, zu lieben “denn er ist EINER und keiner ausser ihm” (5Mo 4,35.39).** D.h. er allein gibt den Menschen, seinen Geschöpfen, die Regeln des Zusammenlebens, ohne die keine Gesellschaft menschenwürdig leben kann.
Wir stehen vor dem grossen Fest Rosh HaShana, das am 13. September abends beginnt und am 14. gefeiert wird. Manche feiern bis zum 15. abends. Der siebte Monat, (Tischri = Anfang) ist, entsprechend dem Kalender des JaHuWaH, zum Haupt der Monate gemacht worden. Das Fest ist vor allem in 3Mo 23,23-25, 4Mo 29,1-6 und im Zusammenhang von Hes 40,1 bezeugt. Dieses wunderbare Fest aber zieht sich durch die ganze Bibel (Tanach) hindurch. Von der Erschaffung der ganzen Schöpfung bis hin zur Wiederherstellung der ganzen Schöpfung. Alles Leben ist von diesem Sinn erfüllt. Für das Volk (Gottes) JaHuWaHs ist es das Neujahrsfest. Der Jahreskalender JaHuWaHs richtet sich nach seiner Schöpfung: Und JaHuWaH sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung des Himmels werden, um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und sie sollen dienen als Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren.." (1Mo1,14). “Er hat den Mond gemacht zur Zeitbestimmung..” (Ps 104,19).
Wer kennt seine täglichen Bedürfnisse nicht? Du hast sie, ich habe sie. Sie gehören ganz einfach zu unserem Menschsein. Manchmal können wir sie gar nicht definieren. Du bist hungrig, ich bin hungrig. Hungrig nach Liebe, Geborgenheit, Anerkennung, Sicherheit, Wohlwollen, Heilsein. So lebt jeder von uns in einem bestimmten Umfeld, in seinem sozialen Gefüge.
Das auserwählte Volk wurde aus der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit entlassen. Doch der Weg der Gemeinde, die JaHuWaH mit Abraham ins Dasein gerufen hatte, führte direkt in die Wüste. Es mangelte ihnen bald einmal an den Grundbedürfnissen. Sie waren Menschen wie du und ich, was die Grundbedürfnisse angeht. Wir lesen in 2Mo 16,1-4a: “Und sie brachen von Elim auf, und die ganze Gemeinde der Söhne Israel kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und Sinai liegt, am fünfzehnten Tag des zweiten Monats nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten. Da murrte die ganze Gemeinde der Söhne Israel gegen Moshe und Aaron in der Wüste. Und die Söhne Israel sagten zu ihnen: Wären wir doch durch die Hand des JaHuWaH im Land Ägypten gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen sassen, als wir Brot assen bis zur Sättigung! Denn ihr habt uns in diese Wüste herausgeführt, um diese ganze Versammlung an Hunger sterben zu lassen. Da sprach JaHuWaH zu Moshe: Siehe, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen..!