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Der Shomer – der Wächter. Teil 5

Glaubensimpuls 473 von Gregor Dalliard

Im letzten Gim schrieb ich: “Dank der treuen Shomrim (Wächter) dürfen auch wir heute an der Freude von Sukkot teilhaben”. Es ist tatsächlich kaum zu fassen, was die Shomrim (Wächter) Israels – durch ihre anhaltende Treue zu JHWH (JaHuWaH) der Menschheit an Werten hinterlassen haben. Seitdem mich damals Professor Samuel Külling als Lehrer zu regelmässigen Seminaren in Kirchengeschichte und Katholizismus an der Staatsunabhängigen Theologischen Fakultät STH Basel, (Universitäre Theologische Hochschule) in Basel engagierte, wurde ich von verschiedenen christlichen Kreisen und Organisationen zu Seminaren und Vorträgen eingeladen, auch in den umliegenden Nachbarländern. Vieles habe ich damals als biblische Wahrheit und Lehre vom “Freikirchentum” und christlichen Gemeinschaften übernommen. Ich hielt ihre Theologie tatsächlich für die biblische Wahrheit, schon deshalb, weil sie sich “freikirchlich”, oder irgendwie ähnlich bezeichneten, was auf jeden Fall, als von der katholischen Theologie befreite Kirchen und Organisationen verstanden wird. Davon war ich anfänglich voll überzeugt. Da sie sich überall als jene bezeichnen, deren Glaubensfundament allein die Bibel ist, hegte ich über Jahre keinen Zweifel das dem nicht so ist. Wenn dem so wäre, was hätte sie dann jemals hindern können, die Bibel in ihrer prophetischen Gesamtheit verstehen zu wollen und dementsprechend zu lehren?

Dass hier aber die Bibel des Jahushua von Nazareth (das “Alte Testament”) in gemeinster Weise pervertiert worden ist, war mir zu jenem Zeitpunkt noch völlig unbekannt. Mir war auch nicht bewusst, dass Jahushua von Nazareth nie eine andere Bibel las und nach keiner anderen Bibel lehrte als aus dem TaNaCH, der die Bibel ist, der aber von den Christen fälschlicherweise – als Abgrenzung zu den Juden – “Altes Testament” genannt wird. Damit schufen die Gründer des Christentums in den ersten Jahrhunderten ihre Ersatzbibel, das “Neue Testament”, und damit die Ersatztheologie. Damit aber schnitten die Christen die Juden von der ihnen eigens von JaHuWaH zugesprochen Sohnschaft (2Mo 4,22; 14,1), von der Herrlichkeit (2Mo 40,34-35), von den Bündnissen (1Mo 17,7; 2Mo 24,7-8; 5Mo 28,69; Jer 31,31, u.a.m.), vom geoffenbarten Wort (5Mo 32,4; Ps 103,7), von der Erlösung und dem Frieden mit JaHuWaH (1Mo 15,6; Ps 106,31 u.a.m.), von ihrem Auftrag und ihrer Sendung (2Mo 19,6; Ps 114,2 u.a.m.) und von sämtlichen Messianischen Verheissungen ab. Sie haben sie in ihrer Lehre davon ausgeschlossen, nicht aber JHWH. Paulus und die übrigen Gründer des Christentums haben alles an sich gerissen. Die Juden wurden – und werden – durch diese Ersatztheologie durch die Christen vom Heil ausgeschlossen. Sie geben den Volksmassen vor, das sei der Wille des JHWH. Diese Tatsache aber bleibt eine Verführung, eine Irreführung, mit bisher verheerenden Auswirkungen auf die Juden und die gesamte Menschheit. Wie ich im Laufe der Jahre erkennen musste, sind die Christen, allesamt, in ihrem Wesen und in ihrer Theologie Kinder der katholischen Mutter Kirche geblieben – und wie schon gesagt – sie hängen unwiderruflich an der Brust der Mutter Kirche in Rom, an der Ersatztheologie, fest. Der Schuld, die sie sich damit aufladen und der grausamen Folgen die daraus erwachsen sind, sind sie sich nicht bewusst. Das ersatztheologische Konzept des “Neuen Testamentes”, ist den Christen seit ihren Anfängen auf eine Weise eingeimpft worden, die gar keinen Zweifel aufkommen lässt, denn sie ist und bleibt von der Angst vor der Hölle durchwirkt. Diese Lehre gehört zur grössten Selbstverständlichkeit eines gläubigen Christen wie das tägliche Ein- und Ausatmen. Sollte jemand aber dennoch Widersprüche entdecken und sie artikulieren und Klärung im Lichte des prophetischen Wortes fordern, fliegt er im hohen Bogen aus der Gemeinschaft hinaus. Er wird fortan gemieden und gemobbt.

Was verstand ich damals unter der Aussage, die Bibel in ihrem Zusammenhang auslegen? Darunter verstand ich, sie ganz nach den Richtlinien des “Neuen Testamentes”, im paulinischen Sinn, auslegen, wie das in den Kirchen überall gang und gäbe ist. Ich glaubte, die Christen würden die Bibel (das “Neue Testament”) frei und verantwortungsvoll auslegen, im Unterschied zu der katholischen Kirche. Mit den Jahren des Bibellesens aber begegnete ich zusehends Widersprüchen zwischen der Bibel des Jahushua von Nazareth, dem TaNaCH (“Altes Testament”) und der “Bibel” (“Neues Testament”) des Paulus und seiner Gründer des Christentums. Doch meiner religiös-christlichen Kultur entsprechend, von ihr zutiefst antisemitisch verformt und geprägt, kam ich nur schleppend voran. Die vielen Reisen mit den zahllosen Vorträgen und Seminaren hinderten mich daran, die Bibel noch intensiver, tiefgründiger und in ihrem ganzen Zusammenhang verstehen zu lernen. Es sollte noch etliche Jahre dauern.

So lesen wir etwa im Brief an die Römer: “..und du (Heide), der du ein wilder Ölbaum warst (ein Heide), unter sie (die Juden) eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes mit teilhaftig geworden bist..” (Röm 11,17b). Paulus vergisst hier offenbar die wesentlichste Tatsache, die eine Beziehung zu JHWH ausmacht. In keinem Buch des TaNaCH (des “Alten Testamentes), in keinem prophetischen Wort steht geschrieben, dass ein Heide jemals durch den Glauben an die griechische Gottheit Jesus Christus (wahrer Mensch und wahrer Gott) und durch das Ritual einer Taufe auf dessen Namen oder auf die Namen der drei Gottheiten (Trinität), in JaHuWaH und in seine wunderbaren Segnungen und Verheissungen eingepfropft (ein Jude) worden wäre oder es jemals werden würde. Ein absoluter Missbrauch, den Paulus sich auch hier anmasst – mit verheerenden Folgen für die Menschheit! Geschickt und unsäglich rührend schreibt er jenen Heiden, die nun offenbar in der Ersatztheologie heimisch geworden sind: “Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, wobei mein Gewissen mir Zeugnis gibt im Heiligen Geist, dass ich grosse Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen; denn ich selbst, ich habe gewünscht, verflucht zu sein von Christus weg für meine Brüder (Juden), meine Verwandten nach dem Fleisch; die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheissungen..”
Welch ein theologisches Chaos. Wer soll das noch entwirren können? Wer soll das noch zu entwirren wagen, wenn Paulus, gemäss Gal 1,8-9, jeden verflucht, der so etwas wagen sollte wie das die Shomrim taten. Berechtigterweise und biblisch fundiert lehnten die seine Lehre konsequent ab. Was ist das für ein cholerisch-frommer Paulus? Einerseits möchte er vor Rührseligkeit und Mitleid, um der verlorenen Juden willen, gleich verflucht werden, denn sie alle fahren in die Hölle, wenn sie JHWH nicht aufgeben und nicht an seine neue griechische Gottheit Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, glauben. Sie weigern sich, gemäss dem prophetischen Wort, an dessen Auferstehung zu glauben. Davon ist nämlich keine Rede in der Bibel des Jahushua von Nazareth. Entsprechend weigern sie sich auch, sich auf diese neue Gottheit taufen zu lassen. Was tut er? Er verflucht sie samt und sonders und setz die Heiden, die keine Ahnung vom prophetischen Wort haben, an ihrer Stelle zu Erben ein: Die Heiden sind nun die wahren Juden. Er lehrt: “..denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft und nach der Verheissung Erben (Gal 3,29). Rein gar nichts steht davon in der Bibel des Jahushua von Nazareth, im prophetischen Wort, geschrieben. Eine Philosophie des Paulus, die am Leben vorbeigeht, ein wirksames Gift, das in den letzten bald 2000 Jahren Fürchterliches heraufbeschworen hat. Warum kennen und wollen die Heiden keine Beziehung zur wahren Lebensfülle in JaHuWaH? Weil Paulus sie davon abhält. Und sollten sie ein Verlangen danach verspüren, dann macht Paulus ihnen die Hölle so richtig heiss, indem er sie alle verflucht, wie uns das im Brief an die Galater und anderswo gezeigt wird.

Paulus hat mit der Begründung des Christentums unendliches Leid in die Welt gebracht. Diese Aussage mag sich für manchen als schrecklich übertrieben anhören, so dachte ich früher auch. Die Shomrim aber haben allezeit auf die menschlichen Werte in der Gesellschaft geachtet, die jedem Menschen ein gesegnetes Dasein ermöglichen sollen. Sie wurden manchmal innerhalb des Judentums und später von den Christen verachtet, gefoltert und getötet. Wir sind ihnen dankbar haben sie durchgehalten. Jeder gewissenhafte Shomer gab sein Leben für die Werte des Lebens, die JaHuWaH geoffenbart hatte. In Jes 53 wird uns das Leben eines Shomers vor Augen geführt. Nicht allen Shomrim erging es so. Hier nur ein kleiner Auszug: “Wer hat unserer Verkündigung geglaubt? An wem ist der Arm des JHWH offenbar geworden? Er ist wie ein Trieb vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet. Jedoch unsere Leiden - er hat sie getragen, und unsere Schmerzen - er hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten ihn für bestraft, von JHWH geschlagen und niedergebeugt. Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen eigenen Weg; aber der JHWH liess ihn treffen unser aller Schuld” (Jes 53,1-8).
Das waren echte Shomrim, die jeweils wussten, was unterzugehen drohte, darum nahmen sie alles auf sich um solches zu verhüten. Ihnen sind wir dankbar und werden es immer bleiben. “Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkomme Abrahams, meines Freundes, du, den ich ergriffen von den Enden der Erde und von ihren fernsten Gegenden her gerufen habe, zu dem ich sprach: Mein Knecht bist du, ich habe dich erwählt und nicht verworfen - fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Habe keine Angst, denn ich bin dein Erlöser! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich halte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit” (Jes 41.8-10). In dieser freudigen Gewissheit und mit herzlichen Grüssen wünsche ich allen allezeit Stärkung aus der Fülle solcher Zusprüche. Shalom!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. Mai 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.