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Der Wille des JaHuWaH und mein freier Wille? Teil 14

Glaubensimpuls 465 von Gregor Dalliard

In ein schreckliches Dilemma gerät der Bibelleser, der nicht versteht, was in der Bibel zu den Übergängen gehört. Als Übergang in der Bibel gelten bestimmte Normen und Gesetze, die mich heute nicht mehr betreffen, die aber in den Tagen beim Auszug aus Ägypten, bei der Landnahme, zur Zeit der Propheten und Könige etc., etc. absolute Verbindlichkeit und Gültigkeit besassen. Vorschriften, Gebote, die damals einfach dringend notwendig galten, unumgänglich, unvermeidlich, weil sie damals, aus den aktuellen Umständen heraus, notwendigerweise so und so verordnet werden mussten. Damit sollte – vor allem – eine weiterer Schritt aus dem Heidentum, hin zu dem von JaHuWaH angepeilten Ziel, erreicht werden. Warum sind dann solche Bestimmungen, Normen und Gesetze in der Bibel aufgeschrieben?
Erstens, damit wir Einblick in die notwendige Entwicklung des auserwählten Volkes, hin zu dem angepeilten Ziel JaHuWaHs bekommen.
Zweitens, damit wir offen bleiben für Entwicklungen. Wir sollen uns nicht grundsätzlich gegen sie sträuben, uns mit ihnen auseinandersetzen und erkennen, dass in vielen Dingen Veränderungen notwendig sind, auch in unseren Tagen, damit es den Menschen besser geht.
Drittens sollten wir nie vergessen: JaHuWaH hat nichts mit erstarrten Götzen, mit ihren Priestern, ihren Vorschriften und Liturgien zu tun. Es sind Menschen, die in ihren Glaubensstrukturen erstarrt sind. Mit Eifer pflegen sie überholte Traditionen, die nichts oder nichts mehr mit dem Leben zu tun haben. JaHuWaH hat nie Kleriker um sich gesammelt. Sie sind meistens Menschen, die nur darauf bedacht sind, unnütze, überholte starre religiöse Formen zu hüten und alle, die sich ihnen nicht unterwerfen und ihnen kein Gehör schenken zu diskriminieren, zu kriminalisieren. JaHuWaH lebt, ER ist mobil und geht mit uns durch jede Zeit, durch jedes Geschehen (vgl. Ps 23).
Viertens als Mahnung, damit wir uns von jedem Virus des Götzendienstes strikte fernhalten, uns hüten vor dem religiösen Missbrauch im frommen Kleid und vor der Unterdrückung jener Menschen, die am Rande des Lebens stehen, und, und, und….
Wir sollten über Menschen nicht erstaunt sein, die diese Unterscheidung nicht vollziehen (nicht vollziehen können), wenn sie den TaNaCH oder die christliche Bibel irgendwann über Bord werfen. Andererseits sollten wir auch die fromm Verängstigten verstehen, die aus lauter Angst und Schuldgefühle oder aus Interesselosigkeit an ihrer angestammten religiösen Gemeinschaft hängen bleiben.

Die Übergänge, von den zahllosen allgegenwärtigen Götzen und ihren tödlichen Forderungen, hin zu einem mündigen und befreiten Verhältnis im Umgang mit JaHuWaH, gingen und gehen nie reibungslos, als schnelle Aktion, an den Menschen vorbei. Moshe und die israelitisch-jüdischen Priester hatten als Übergang vom Götzendienst hin zum Vertrauen auf JaHuWaH allein, den Tieropferkult belassen. Wobei der Sinn, die Bedeutung und die Handhabung des israelitisch-jüdischen Opferkultes wenig bis nichts mehr mit dem heidnischen Verständnis von Opferkult gemein hatte.
Damit kamen sie den Menschen entgegen, um die Übergänge zu erleichtern. Sie hatten den Willen JaHuWaHs darin erkannt und wussten: JaHuWaH wollte den Tieropferkult nicht, gab aber seine Einwilligung dazu, als Übergangslösung. Das ergibt sich schon aus dem gesamten Offenbarungsgut und der damit verbundenen Zielsetzung JaHuWaHs mit der Menschheit. Darum knüpfte JaHuWaH den Tieropferkult an sehr strenge Regeln, nachdem die Israeliten keine Menschen opfern und keine heidnischen Tieropferrituale mehr praktizieren durften, wie das bei den Heiden/Ägyptern und anderen Völkern, tagtäglich üblich war und woran sie teilgenommen hatten (vgl. 2.Mose 32,1-4).
Sie durften auch nicht mehr bei jeder Gelegenheit und auch nicht mehr an jedem Ort Tiere opfern, wie das die Heiden taten und auch nicht mehr jedes beliebige Tier. Die Schlachtung eines Tieres wurde sehr strengen Regeln unterworfen. Es gab äusserst strenge Vorschriften, im Unterschied zu den Praktiken der Heiden. Als die Zeit gekommen war, predigten die Propheten, und damit auch immer mehr Pharisäer, gegen den Tieropferkult. “Sollte ich das Fleisch von Stieren essen und das Blut von Böcken trinken?” (Ps 50,13). “Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen?, spricht JaHuWaH. Ich habe die Brandopfer von Widdern und das Fett der Mastkälber satt, und am Blut von Stieren, Lämmern und jungen Böcken habe ich kein Gefallen”. (Jes 1,11).

In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf Mk 12, 32-33 hinweisen. Das zunehmende einheitliche Erkennen des damals aktuellen (gegenwärtigen) Willens von JaHuWaH, unter den Pharisäern, wird hier voll zum Ausdruck gebracht: “Da sagte der Gesetzeslehrer (Schriftgelehrte, Pharisäer) zu Jahushua (ebenfalls Pharisäer): ‘Du hast vollkommen Recht, Lehrer! Es ist so, wie du sagst: Elohim JaHuWaH ist nur einer, und es gibt keinen Erlöser (Gott) ausser ihm (JaHuWaH). Ihn (JaHuWaH) zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft und unsere Mitmenschen zu lieben wie uns selbst, das ist viel wichtiger als alle die Brandopfer und anderen Opfer, die wir ihm darbringen’”.
Die Priester aber, die Sadduzäer, die Verwalter des Tempels, die im Laufe der Zeit reich geworden waren, wehrten sich gegen jede Veränderung. Sie sahen ihre hohe Position in Gefahr. Sollte der Tieropferkult ein Ende nehmen, sollte das Ende des Tieropferkultes vom Volk als vorübergehende und zeitbedingte Einrichtung JaHuWaHs erkannt und verstanden werden, dann wäre es um ihre Stellung geschehen. Zudem waren sie davon überzeugt, dass sie den Tieropferkult bis in alle Ewigkeit aufrecht erhalten müssten. Sie hatten das Wissen über die Zielsetzung JaHuWaHs aus den Augen verloren. Irrtümlicherweise meinten sie, sie schuldeten JaHuWaH den Erhalt des Tieropferkultes. Also weigerten sie sich, dem aktuellen Willen JaHuWaHs zu folgen. Sie stellten sich gegen die Pharisäer und damit auch gegen Jahushua von Nazareth.
Sich mit den Propheten und den weisen Pharisäern an einen Tisch zu setzen und nach dem aktuellen Willen JaHuWaHs zu forschen, das kam für sie nicht in Frage. Als kleineres Übel arbeiteten sie lieber mit den Römern zusammen. Die Römer mochten die Pharisäer überhaupt nicht. Jahushua war auch Pharisäer (Lehrer). Warum mochten die Römer die Pharisäer nicht? Die Pharisäer suchten nicht nach dem Willen der Römer, sondern nach dem Willen ihres Elohim und Erlösers JaHuWaH. Während seiner zehnjährigen Herrschaft folterte und pfählte Pilatus Tausende von ihnen qualvoll – rund 6000.
Die Sadduzäer lebten weitgehend als erstarrte Kleriker, die vor allem den Tempel, die Tempelgesetze und -bezirke verwalteten und auf das Einhalten äusserer Opferregeln fixiert waren, obwohl sie die Grundweisung in Bezug auf das Leben nach dem Tod verteidigten, indem sie z. B. die Lehre einer leiblichen Auferstehung klar ablehnten, weil JaHuWaH in der Thora keine leibliche Auferstehung lehrt. Die Lehre von einer leiblichen Auferstehung hat zuerst über die Perser (Parsen) bei Juden in Babylon und später bei Juden in Alexandrien (Ägypten), Eingang in das jüdische Glaubensleben gefunden. Ohne Diskussion galt die Lehre und das Zeugnis: “Und der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Elohim zurück, der ihn gegeben hat” (Pred 12,7).
Die Sadduzäer hatten kaum noch eine reale Beziehung zum Alltagsleben. Sie vermochten dem Volk in seinen aktuellen Nöten und Herausforderungen des Lebens kaum noch etwas mit auf den Weg zu geben. Die Zerstörung des Tempels gab den Pharisäern und Jahushua, der zu ihnen gehörte, recht.
Die Pharisäer forschten allezeit nach dem Willen JaHuWaHs. Die Suche nach dem aktuellen Willen stand über allem. Manchmal erkannten Pharisäer, also Schriftgelehrte, den Willen des JaHuWaH differenziert von anderen Pharisäern. Dann aber folgten meistens tiefgreifende Diskussionen, gründliche Auseinandersetzungen, innerhalb der unterschiedlichen Erkenntnisrichtungen, bis der Wille JaHuWaHs erkannt war. Erst dann trafen sie Lebens- und Lehrentscheidungen, die auch unterschiedlich ausfallen konnten und können. Dennoch erkannten sie darin den Willen JaHuWaHs. Das ist gesund und entspricht dem, was die Bibel als Wille JaHuWaHs versteht. Sie waren es, die Propheten und Schriftgelehrten (Pharisäer), die das Volk über den aktuellen Willen des JaHuWaH unterwiesen. Sie trugen eine äusserst hohe Verantwortung.

JaHuWaH hatte in der Wüste, im Zelt der Begegnung, dem Moshe die strengen Regeln zu den verschieden Tieropfern verordnet. Noch einmal!! Er sagte dazu: “Eine ewige Ordnung bei euren Generationen in allen euren Wohnsitzen….” (3Mo 3,17). Also heist das, nach unserem traditionellen Verständnis fälschlicherweise: Das muss immer so bleiben, immer so eingehalten werden. Nun ja, was aber geschah, nachdem der Tempel zu Jerushalajim gebaut war und der Opferkult in vollem Gange war? Propheten traten auf und predigen gegen den Opferkult, weil sie das als den Willen JaHuWaHs erkannt hatten, obwohl JaHuWaH gesagt hatte: “Eine ewige Ordnung bei euren Generationen in allen euren Wohnsitzen….” (3Mo 3,17). Ab dieser Zeit wird nur noch in symbolischer Weise vom Tempel gesprochen, so wie das der Prophet Jecheskel (Hesekiel) tat.
Als dann im Jahre 70 u. Z. der Tempel zerstört worden war, hörte der Opferkult definitiv auf. Damit war der Wille JaHuWaHs unmissverständlich bestätigt. Freuen wir uns etwa nicht nach dem Willen JaHuWaHs für unsere Tage zu fragen, für mein Leben! Wir bekommen immer Antwort. Das hängt von unserer persönlichen Beziehung zu JaHuWaH ab, je nachdem wie wir sie pflegen. Das macht das Leben so lebenswert.
“Ich wandte mich an JaHuWaH und er antwortete mir; er befreite mich von allen meinen Ängsten. Wenn ihr auf JaHuWaH blickt, dann leuchtet euer Gesicht, euer Vertrauen wird nicht enttäuscht. Hier steht einer, der um Hilfe rief. JaHuWaH hat ihn gehört und ihn aus jeder Bedrängnis gerettet” (Ps 34,5-7).
Von Herzen wünsche ich allen den Frieden – den Frieden im Herzen – und einen Shabbat des Wohlergehens. Shalom und liebe Grüsse

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. November 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.