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Der Wille des JaHuWaH und mein freier Wille? Teil 11

Glaubensimpuls 462 von Gregor Dalliard

Von wem ist die Bibel geschrieben worden? Das ist ein äusserst brisantes Thema. Inzwischen wird sich wohl jeder, dem der Glaube ein Herzensanliegen ist, gründlich damit beschäftigt haben, auf was es denn bei dieser Frage ankommt? Die rasante Entwicklung im medialen Bereich, aber auch in der Forschung, konfrontiert die gläubigen Menschen mit dieser Frage mehr denn je. Das führt gelegentlich zu heftigen Herausforderungen, mehr als vielen lieb ist. Damit aber wird eine ehrliche und gründliche Auseinandersetzung oft erst möglich. Eines scheint dabei aber sicher zu sein: Durch diese Herausforderungen und Auseinandersetzungen geht so manche freundschaftliche Beziehung in Brüche, was nicht notwendig sein müsste. Die einen sagen entschieden: Gott hat die Bibel geschrieben, die anderen sagen, Menschen haben die Bibel geschrieben. Zwei Standpunkte, die oft wie zwei Bison-Büffel aufeinanderprallen. Beide Standpunkte haben ihr Wahres dran. Sie sind wohl miteinander verflochten. Wir können das eine nicht vom anderen trennen.

Das “Neue Testament” lehrt im Brief an die Hebräer: “Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn” (Hebr 1,1-2). Damit ist für Christen alles gesagt. Sie glaubten damals, das Ende der Tage sei nun da, wie Paulus lehrte. Das Ende kam allerdings zu der angesagten Zeit nicht, auch später nicht. Trotzdem! Heute noch zählt im Glauben der Christen nach wie vor das, was damals auf das gleich bevorstehende Ende hin so sehr erwartet, gelehrt und geglaubt worden war. Das gehört für sie heute noch zum zentralen Bestandteil ihrer “Bibel”, die sie heute wie damals als geoffenbartes Wort glauben müssen. Von den katholischen Gründern des Christentums ist diese Irrlehre als Reden Gottes im “Neue Testament” verfasst und für immer zu glauben. Kein Weg führt daran vorbei. Der Schreiber des Briefes an die Hebräer glaubte und lebte innerhalb des persisch-griechischen Gedankengutes. Das fällt jedem Bibel kundigen Menschen gleich ins Auge, wenn er die Verse liest, die gleich darauf folgen. Im persisch-griechischen Gedankengut des Paulus verankert, macht er es selbstverständlich wie Paulus. Ja, Gott hat geredet durch die israelitisch-jüdischen Propheten: Damit aber ist nun Schluss, damit ist es endgültig vorbei, denn das Ende steht gleich bevor: am Ende dieser Tage hat er zu uns geredet im Sohn" Zuletzt sprach Gott also nur noch durch seinen Sohn. Ist dieser Jude, Jahushua von Nazareth, dem Paulus nicht als Sohn Gottes vor Damaskus erschienen und hat mit ihm gesprochen? Diese Gottheit war für Paulus in deren Erdentagen der letzte redende Jude. Was aber tat Paulus nach dieser “Erscheinung” vor Damaskus? Jahushua von Nazareth sollte nicht mehr innerhalb des israelitisch-jüdischen Glaubens- und Lebensschatzes der Juden gehört und verstanden werden. Dieser Lebensfluss sollte endgültig unterbunden werden. Also machte Paulus aus ihm – nach der “Erscheinung” – gleich eine griechische Gottheit, mit Namen Jesus Christus. Dabei prahlte er: “Wenn wir Christus auch nach dem Fleisch (als Jude) gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so” (2Kor 5,16). Der Jude Jahushua von Nazareth war nun eine Gottheit, kein Jude mehr. Warum das, fragten viele Juden? Paulus erklärte warum. Weil dieser Jude von Gott persönlich in eine junge Frau gezeugt worden war. Das, so sagte Paulus, haben alle eure Propheten gelehrt. Die Juden konnten allerdings keinen solchen heidnischen Unsinn in den prophetischen Schriften ihrer Vorväter finden. Sie wussten, dass nie ein Prophet von solchen heidnischen Lehren gesprochen hatte. Hartnäckig aber beharrte Paulus auf seine “Offenbarungen” und verfluchte alle Juden, die ihm widersprachen (Gal 1,8-9; 1Kor 16,22): Denn nach dem Willen dieses Gottes konnte allein der vom Vater gezeugte Sohn die wutentbrannte Verdammnis, die sein Vater vor langer Zeit über die ganze Menschheit ausgesprochen hatte – jetzt, am Ende der Tage – aufheben, wegnehmen. Das aber konnte er allein über die qualvolle Opferzeremonie am Pfahl der Römer tun und zwar durch die bösen Juden. Nur noch über diesen Glauben an das brutale Menschenopfer und an das Leid, vom Vater gefordert, von den Juden vollzogen, sollten und konnten gläubig gewordene und getaufte Menschen dem gleich bevorstehenden Gericht entgehen. Verrückt und total makaber diese Lehre!

Als Kinder sind wir damals in eine mysteriöse Welt hineingetaucht, hinein erzogen worden. Es war eine Welt, die für uns Laien unerreichbar war. Eine fromme Welt, die lauter Geheimnisse in sich barg, die aber laufend zu uns redete. Was sie redete, sollten wir verstehen lernen und auf jeden Fall tun, um nicht in der Hölle zu enden. Die Kleriker waren jene ganz besonderen Menschen, die sich durch Weihen, Kleidung, Lebensstil, Ehelosigkeit und das Spenden des ewigen Lebens (der Sakramente) von uns anderen unterschieden. Sie allein konnten uns das Reden aus dem “Himmel” über den Papst vermitteln und übersetzen. Wir hatten sie, so wie die Heiden ihre Götter, bewundert und sie im Prinzip angebetet und sind ihnen – blind gemacht – überallhin gefolgt. Wir hätten ja auch keine andere Wahl gehabt.
Nun, wenn wir alles das, was je Geschrieben worden ist, alles, das anscheinend je aus einer anderen Welt geflossen sein soll und von Menschen als unantastbar geoffenbartes und verbindliches Wort aufgeschrieben worden ist, beachten wollten, dann würde uns das fromme Chaos buchstäblich um den Verstand bringen.

Der unnötigen Zeitvergeudung aber möchte ich mich nicht länger hingeben. Wie JaHuWaH redet, das zeigen uns die Propheten und Bibelschreiber auf eindrücklichste Weise auf. Wie der Pharao es hätte tun sollen, so übernimmt auch jeder andere Mensch seine eigene Verantwortung für die Bildung seiner Gesinnung, für seine geistige Entwicklung und Haltung. Dafür wird jeder Mensch irgendwann für sich verantwortlich sein. Dazu hat er seine Möglichkeit, seinen freien Willen. Vernachlässigt oder missbraucht der Mensch seine Stellung, nutzt er sie aus, lässt nicht ab von seinem Missbrauch, dann wird eine solche böse Haltung zur Gewohnheit, zur Sturheit, führt zu Starrheit – mit bösen Folgen für den betreffenden Menschen selbst, aber vor allem auch für seine Mitmenschen. Die Bibelschreiber bezeichnen dieses Verhalten als Verstockung, die JaHuWaH bewirkt, denn es existiert kein Leben ausserhalb vom Schöpfer. Alles vollzieht sich innerhalb des Schöpfers und seiner Schöpfung. Darum wird eine anhaltende Sturheit und ein anhaltender Widerspruch als von JaHuWaH bewirkte Haltung bezeichnet – als Zeichen des Gerichts. Die Schreiber drücken damit aus, dass wenn der Mensch, wohl wissend und spürend was recht und was falsch ist, nie Anzeichen von Veränderungen signalisiert, er von seiner Sturheit definitiv gebunden werden wird. Das ist so, als würde JaHuWaH die Bosheit des Betreffenden in Sturheit umwandeln, eine Sturheit, die nicht mehr aufzuhalten ist**. So darf und will ich es nicht machen.

Darum weise ich zum x-sten Mal, mit grosser Freude und tiefer Dankbarkeit auf das Herzstück des menschlichen Lebens und Zusammenlebens hier auf Erden hin, wie das die Propheten und Weisen Israels immer schon getan haben und wie das Jahushua von Nazareth auch tat. Es ist die Lebensethik, die Hände und Füsse hat, die in schwersten und allerschwersten Tagen und Zeiten zum Tragen kommt. Sie lässt den Menschen nie ins Nichts, nie in die absolute Sinnlosigkeit und Verzweiflung fallen: “Jahushua antwortete ihm: Das erste ist: ‘Höre, Israel: JaHuWaH, unser Erlöser, ist EINZIG EINER; und du sollst JaHuWaH, deinen Erlöser, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!’ Das zweite ist dies: ‘Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!’ Grösser als diese ist kein anderes Gebot. Und der Schriftgelehrte (Pharisäer) sprach zu ihm: Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn er ist EIN EINZIGER (Erlöser), und es ist kein anderer ausser ihm; und ihn zu lieben aus ganzem Herzen und aus ganzem Verständnis und aus ganzer Seele und aus ganzer Kraft und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist viel mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer” (Mk 12. 29-33). Darum konnten diese Frauen und Männer das Leben haben – in jeder Lage –, denn sie hatten nicht auf Sand gebaut (gelebt): “Wäre nicht dein Gesetz (deine Lebensweisungen) meine Lust gewesen, dann wäre ich verloren gegangen in meinem Elend” (Ps 119,92). In dieser tragenden Lebensfreude grüsse ich alle herzlich und wünsche allen einen wohltuenden Shabbat. Shalom!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. Mai 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.