Der Wille des JaHuWaH und mein freier Wille? Teil 6
Glaubensimpuls 457 von Gregor DalliardWas recht viele, nach der biblischen Wahrheit Suchende beschäftigt, drückt ein junger Mensch so aus: “Allerdings habe ich einen für mich riesigen Widerspruch in der Bibel entdeckt: der freie Wille. An ganz vielen Stellen steht, dass wir Menschen die Wahl haben uns für den richtigen Weg mit Gott zu entscheiden. Dann steht aber an anderen Stellen, dass alles von Gott vorhergesehen ist bzw. hat Gott z.B. das Herz des Pharao verstockt damit er das Volk nicht ziehen ließ. Wo ist da der freie Wille des Pharao? Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass wir Menschen alle einen freien Willen haben, ansonsten wäre es ja nicht gerecht und wir wären alle Marionetten.” Lesen wir den Text in 2Mo 7,3-4: “Und JaHuWaH sprach zu Moshe: Siehe, ich habe dich für den Pharao zum Erlöser (Gott) eingesetzt, und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein. Du wirst alles reden, was ich dir befehlen werde, und dein Bruder Aaron soll zum Pharao reden, dass er die Söhne Israel aus seinem Land ziehen lassen soll. Ich aber will das Herz des Pharao verhärten und meine Zeichen und Wunder im Land Ägypten zahlreich machen. Und der Pharao wird nicht auf euch hören. Dann werde ich meine Hand an Ägypten legen und meine Heerscharen, mein Volk, die Söhne Israel, durch grosse Gerichte aus dem Land Ägypten herausführen. Und die Ägypter sollen erkennen, dass ich JaHuWaH bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecke und die Söhne Israel aus ihrer Mitte herausführe”.
Ist das etwa nicht ein Widerspruch? Das ist tatsächlich ein Thema, das viele ein Leben lang beschäftigt oder aber in gewissen Lebensabschnitten und -ereignissen neu zu schaffen macht. Andere ignorieren das einfach. Äusserst fromm eingeseifte, denen das Denken verboten ist, sagen: das muss man einfach so glauben, denn es steht so in der Bibel. Die Bibel ist von Gott geschrieben. Aber gerade mit einer solchen Antwort kommen denkende Menschen nicht zurecht und das ist eigentlich auch gut so. Ist das Verhalten dem Pharao gegenüber korrekt, gerecht? Wie brutal ist doch dieser Gott der Juden. Mit IHM kann ich nun mal nichts anfangen, so wird oft argumentiert.
Ich möchte in diesem und im nächsten Gim auf ein paar zentrale Zusammenhänge hinweisen, die uns helfen, in ein gesundes biblisches Gottes- und Bibelverständnis hineinzuwachsen und die Bibel in ihrem wunderbaren grossen Zusammenhang zu verstehen. Worin liegt m.E. das Hauptproblem? Wie wird JaHuWaH und die Bibel den Menschen vermittelt? Was machen Menschen mit JaHuWaH? Was aus der Bibel? Die Art der Vermittlung von JaHuWaH und was der Leser, der Lehrer und der Hörer daraus macht, prägt unsere – sagen wir – Gottesvorstellung. Wir sagen im Volksmund: Was für ein Gottesbild hat ein Mensch? Es gibt drei Wege. Mein angelernter Glaube kann mich in meinem Leben einen von drei Wegen führen. Der erste Weg ist der Weg in die fromme Erstarrung. Es ist der Weg, den die meisten Menschen gehen. Alles wird so geglaubt und gemacht, wie es immer schon geglaubt und gemacht worden ist. Genau so, oder mehr oder weniger so, wie es der Glaubensgründer einmal festgelegt hat. Alles andere ist Glaubensabfall und wird schwere Strafen nach sich ziehen. Dieser erste Weg, der Weg der Erstarrung wirft heute viele Menschen in arge Glaubenskrisen. Sie suchen nach einem Ausweg, aber kommen aus dem angelernten erstarrten Bibelverständnis nicht heraus. Die Unsicherheit und Angst hält sie gefangen. Sie können das in ihnen so tief sitzende, angelernte und erstarrte Gottesbild nicht loswerden. Sie sind darin gefangen. Sie sind wie in religiöse Fesseln gelegt. Ihr Argument: Es steht doch so in der Bibel geschrieben und nicht anders. Aber so wie ihre religiösen Führer das in der Bibel Geschriebene glauben und deuten und ihnen beigebracht haben, so entspricht es eben gerade nicht den Autoren der Bibel. Wie aber sollten sie das wissen und glauben können? In dieser Unwissenheit schmeissen viele die Bibel über Bord und es ist fertig mit dem Glauben. Das ist der zweite Weg, ein tragischer Weg.
Aber da gibt es diesen dritten Weg. Mancher Mensch, der in seinem Leben in Schwierigkeiten und in Glaubenskrisen gerät, gibt nicht einfach auf. Er schaltet die wunderbare Gabe des Geistes/Verstandes ein. Die ganz spezielle Gabe, die eigentlich jedem menschlichen Geschöpf innewohnt. Sie ist das kostbarste Gut des Lebens. Diese Gabe Geist/Verstand will und soll genutzt werden. Sie führt zum dritten Weg. Dieser Weg führt den Menschen hinein in das zusammenhängenden biblische Glaubensverständnis, so wie Abraham und Sara, also zum Leben. Damit stösst der suchende und aufrichtige Mensch, als Ebenbild JaHuWaHs, zu den Quellen des Lebens vor. Dadurch wird er im Glauben und im Leben beweglich und stark. Er kann die Eigenverantwortung für sein Leben und für das seiner Nächsten in der Ebenbildlichkeit JaHuWaHs – im wahrsten Sinn, im Bade der Gnade – leben. Im nächsten Gim fahren wir weiter.
“Erwirb dir Weisheit, erwirb Verstand, vergiss sie nicht! Und weiche nicht von den Reden meines Mundes! Verlass sie (diese Weisung) nicht, so wird sie dich behüten; liebe sie, so wird sie dich bewahren! Der Weisheit Anfang ist: Erwirb dir Weisheit! Und mit allem, was du erworben hast, erwirb dir Verstand!” (Spr 4,3-4). Das kann das Leben äusserst lebenswert machen. Shalom!
Einen gesegneten und erholsamen Shabbat wünsche ich allen. Herzliche Grüsse
Gregor Dalliard
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.