Aus der Gnade gefallen. Teil 21
Glaubensimpuls 433 von Gregor DalliardLasst uns das Thema, Auferstehung in und mit seinem Leib, vertiefen. Wie wir bereits sagten, beruht der Glaube des TaNaCH nicht auf eine Auferstehung des Fleisches. Die jüdische Elite wurde damals nach Babylon deportiert. Dann besiegten die Perser die Babylonier. Zu den Grundlehren der Perser (Parsen) gehörte der Glaube, “dass die Toten einst zum Sieg des lichten und guten Prinzips über das dunkle und böse aus ihren Gräbern leiblich auferstehen würden.” (Aus: die Glaubensstufen des Judentums von Friedrich Thieberger, Spemann Verlag Stuttgart, 1952).
Daniel und andere Juden, die unter den Persern hohe Ämter innehatten, liessen sich im Laufe der Zeit von den persischen Vorstellungen, von der Lehre einer leiblichen Auferstehung und einem damit verbundenen Gericht nach dem Tode, beeinflussen. Im täglichen Leben aber vernachlässigten sie die Treue zu JaHuWaH keineswegs. Wie wir bereits sagten, lehren die Thora und die prophetischen Schriften kurz und bündig das was im Buch Kohelet gesagt ist: “Und der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu JaHuWaH zurück, der ihn gegeben hat” (Pred 12,7).
Die Shomroner (Samaritaner) sind ein Mischvolk. Der König von Assur hatte den Grossteil der israelitischen Oberschicht, also der zehn Stämme, nach Assur deportiert. In diesen Städten siedelte er schrittweise fremde heidnische Volksgruppen an (vgl. 2Kö 17, 24-41). Diese Menschen vermischten sich allmählich mit den zurückgebliebenen Israeliten. Der Prozess der Umsiedlung und Vermischung zog sich über viele Jahre hin. Inzwischen hatten sich in vielen, nicht mehr bewohnten Gebieten, Wildtiere breitgemacht, vor allem Löwen, die manche der neu Angesiedelten töteten.
Die vom assyrischen König im Zehnstämmegebiet eingepflanzten fremden Völker lebten in den Vorstellungen, dass den Göttern eines Landes gehuldigt werden müsste, wenn nicht würden sie sich rächen. Darum versuchten sie den Glauben der Israeliten zu verstehen und JaHuWaH die entsprechende Verehrung und Anbetung zu geben. Neben ihren bisherigen Göttern, so glaubten sie, musste auch der Lokalgottheit, also JaHuWaH, die entsprechende Anbetung entgegengebracht werden. Sie waren der Überzeugung, JaHuWaH würde sich mit den wilden Tieren an ihnen rächen, weil sie ihn nicht kannten und ihn nicht ehrten. Sie kannten JaHuWaH bis dahin nicht. Er war ihnen nur vom Hörensagen irgendwie bekannt. Für sie war er ein Gott unter vielen Göttern. Sie baten den König von Assur, er möge ihnen einen der weggeführten Priester zurücksenden, damit er sie lehre, wie JaHuWaH zu verehren und anzubeten sei. Der israelitische Priester lehrte sie die fünf Bücher des Moshe und das Buch des Jehoshua (Josua). Aufgrund von Jos 24,26 wurde der Berg Garizim, bei Sichem, ihre neue Opferstädte zu Ehren JaHuWaHs.
Sie wurden politisch und religiös die Gegner von Jerushalajim. Damit wurden sie von jeder Weiterentwicklung im Judentum abgeschnitten. Sie aber bezeugen uns, was uns auch so klar ist, dass die fünf Bücher des Moshe und das Buch Josua keine leibliche Auferstehung kennen. Bis heute lehren die Shomroner (Samaritaner) nur die fünf Bücher des Moshe und Jehoshua (Josua) und darin ist keine Aussage von einer leiblichen Auferstehung der Toten zu finden, ebenso wenig die Rede von einer Belohnung der Guten und einer Bestrafung der Bösen mit einer Hölle.
Später wurden auch die Südstämme (Juda) deportiert, nach Babylon. Die Perser besiegten die Babylonier. Der Perserkönig Kyrus gestattete den Juden, wieder in ihr Land Judäa zurückzukehren, den Tempel und die Stadt wieder aufzubauen. Viele kehrten heim. Eine grosse Kolonie blieb aber in Persien zurück. Sie hatten sich gut eingerichtet, hatten es zu grossem Wohlstand gebracht. Sie unterstützten die Heimkehrer von Persien aus. Einige dieser Juden übernahmen von den Persern, den Parsen, schleichend die Lehre von der leiblichen Auferstehung. Ab dem vierten vorchristlichen Jahrhundert durchdrang die Lehre der leiblichen Auferstehung den Glauben vieler Juden (vgl. Dan 12,2). Viele werden auferstehen, lesen wir hier, nicht alle. Die einen “werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste” (Dan 12,3), “die anderen zur Schande und zu ewigem Abscheu” (Dan 12,2). Noch sind es nicht alle, wie Paulus später lehrt. Wir sehen, wie sich der Glaube an die leibliche Auferstehung der Menschen langsam im Denken von Juden Aufnahme fand.
Bis ca 200 u. Z. wurde die Lehre von einer leiblichen Auferstehung, innerhalb des Judentums, nur mündlich – und nicht allgemein vertreten. Die Mischna ist die erste grössere Niederschrift der mündlichen Thora bei den Juden. Hier heisst es, dass derjenige “des Anteils an der kommenden Welt verlustig gehe, der behauptet, die Auferstehung der Toten sei nicht aus der Thora, (den fünf Büchern des Moshe) ableitbar”. (Sanhedrin X, 1). Wir sind aber immer dazu aufgefordert in der Thora, in der schriftlichen Thora, nach den Quellen einer Lehre zu suchen. Von einer leiblichen Auferstehung der Toten ist nun wahrlich keine Rede in der Thora und sie ist keineswegs aus der Thora ableitbar. Hier irrt die mündliche Thora.
Ich grüsse alle herzlich und wünsche allen einen gesegneten Shabbat mit den Worten aus Psalm 12,7: “Die Worte JaHuWaHs sind reine Worte - Silber, am Eingang zur Erde geläutert, siebenmal gereinigt”. Shalom!
Gregor Dalliard
Ankündigungen
Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!
In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).
Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.