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“.. und JaHuWaH hatte Abraham in allem gesegnet” (1Mo 24,1). Teil 1

Glaubensimpuls 354 von Gregor Dalliard

Bei unseren alljährlichen Familientreffen fehlt es denn auch nie an Gesprächsstoff. Da einige aus der Verwandtschaft Psychologen, bzw. Psychotherapeuten sind, andere Lehrpersonen und wieder andere Religionslehrer kann es ab und zu einmal zu tiefschürfenden Gesprächen kommen. Einer meiner Neffen, Psychotherapeut, kann es beim besten Willen nicht begreifen, dass ich mit den vielen Ritualen der katholischen Kirche und der Religionen nichts mehr anfangen kann, ja sie sogar als götzendienerische Traditionen hinstelle und mich sogar eifrig dagegen positioniere. Diese Tatsache führte unweigerlich zu einer gewissen Entfremdung.

In den letzten Jahren hat die Welt der Psychologie die Bedeutung der Rituale in den Religionen neu entdeckt. Ich bezeichne sie heute als götzendienerische Abläufe, die den Menschen in seiner Entwicklung und in seinem Gesundsein vor JaHuWaH hindern und zurückwerfen. Bewusst und gezielt werden sie heute in der Behandlung von Menschen mit psychischen Schwierigkeiten im Leben recht stark mit einbezogen. Vor allem die Rituale der katholischen und der orthodoxen Kirchen, aber ebenso auch die Rituale des Woodookultes, des Hinduismus, Schamanismus usw., die den gleichen Quellen entspringen wie die katholischen und orthodoxen Rituale. Der Mensch braucht Rituale, heilige Handlungen, so lautet die moderne Devise, will er seelisch gesund bleiben oder gesund werden. In einer schnelllebigen Welt, die keine beständigen natürlichen Beziehungen mehr zulässt, haben Rituale einen neuen Stellenwert bekommen, heisst es. Rituale sind etwas Regelmässiges, Altes, Traditionelles. Sie schenken fehlende Geborgenheit, ersetzen sie.

Der Glaube Abrahams hat mich jedoch eines Besseren belehrt. Ich war früher ein vollkommener Mensch der Rituale. Ich konnte mir kein Seelenheil, keine Geborgenheit bei Gott in dieser Welt vorstellen ohne mich nicht den regelmässigen religiösen traditionellen Ritualen und den entsprechenden Priestern zu unterwerfen, auch kein ewiges Leben im Himmel. Doch die Bibel löste mit der Zeit etwas völlig Unerwartetes in mir aus. Die Anfänge des Buches mit den ältesten und weisesten JaHuWaH- und Lebenserfahrungen belehrten mich eines völlig anderen.

“.. und JaHuWaH hatte Abraham in allem gesegnet” (1Mo 24,1). Ja, und wie fing das denn an? Abraham ist in der Stadt Ur in Chaldäa geboren. Diese Stadt war schon über tausend Jahre das politische Machtzentrum weit und breit, also eine Stadt mit einer sehr langen religiös-kulturellen Tradition. Daran gab es nichts zu ändern, weil der Götterkult jede Veränderung verdammte. So wie auch später in Rom, war der Götzendienst staatlich organisiert und überwacht. Jene die von diesem religiösen Kult abweichten oder ihn zu verändern suchten wurden verfolgt und umgebracht. Das war übrigens die lange Praxis der offiziellen Christenheit seit dem 4. Jh. Sie wurde bis ins letzte Jahrhundert hinein vereinzelt noch praktiziert. Heute sind in traditionell christlichen Kreisen und Gemeinschaften Mobbing und Ausgrenzung immer noch gang und gäbe, wenn jemand aus dem religiösen Milieu ausschert!

Abraham wuchs mit seinen Brüdern Nahor und Haran in dieser traditionsreichen Stadt auf, in der das Denken, die Politik und das ganze wirtschaftliche Leben von den religiösen götzendienerischen Traditionen beeinflusst und beherrscht war. Archäologen brachten 1933 über 20 000 Tontäfelchen in akkadischer Sprache ans Tageslicht, die uns Einblick in das Leben vor über 4 000 Jahren geben. Dabei sind auch Namen erwähnt, die von der Bibel im Stammbaum von Shem bis Abram erwähnt werden, wie etwa: Peleg, Seruq, Nahor, Terach und Haran (vgl. 1Mo 11,1ff). Das aktuelle Zeitgeschehen der damaligen Zeit ist sehr gut dokumentiert durch königliche Erlasse, die Korrespondenz unter Diplomaten, wirtschaftliche Fragen, Finanzregelungen u.a.m. Abraham wuchs in diesem “modernen” Umfeld auf und war ohne Zweifel einer aus der obersten Elite der Stadt. Man schrieb in dieser hochentwickelten Zeit also auf Tontäfelchen. Vermutlich sind uns die ersten Kapitel der Bibel aus seinem Umfeld – oder von ihm selbst – auf Tontäfelchen übermittelt worden. Das ist sehr spannend!!

Wir alle kennen inzwischen 1Mo 12,1-3+ff. Es ist gerade JaHuWaH, der Schöpfer des menschlichen Lebens, der Abraham aus den Ritualen der heidnischen Kulte ruft und ihn davon definitiv befreit. Darüber wollen wir doch gerne nachdenken und uns freuen. Der Segen ist nicht aufzuhalten. Und weil Abraham alles Heidnische aufgab um sich dem Neuen, das im Prinzip das Leben ist und beinhaltet, öffnete, weil er JaHuWaH vertraute, wurde er – und wird er – zum Licht aller Völker. Darin ist der Mensch vor JaHuWaH, dem Schöpfer des Lebens, gerechtfertigt (vgl. 1Mo 15,6). Jahrhunderte später kann der Prophe Jeshajahu, wie alle anderen Propheten auch, in aller Lebendigkeit und Glaubenskraft von dem Erlöser Abrahams sprechen: “Darum, so spricht der JaHuWaH, der Abraham erlöst hat” (Jes 29,22).

In dieser Freude grüsse ich alle herzlich und wünsche allen einen friedvollen Shabbat. Shalom!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. Mai 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.