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Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar 2017. Teil 1

Glaubensimpuls 278 von Gregor Dalliard

Lasst mich über eine Grundüberzeugung des jüdischen Volkes nachsinnen. Der Psalm 91 bietet dazu eine bewährte Basis: “Wer im Schutz (Versteck) des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen (El Shaddai)” (Ps 91,1). In den Psalmen sind uns jahrtausende Alte und bewährte Zeugnisse des tiefen Vertrauens und der herzlichen Gemeinschaft mit JaHuWaH überliefert. Jeder Bibelleser ist eingeladen, ja wird buchstäblich aufgefordert, dieselben Erfahrungen mit JaHuWaH zu machen. Menschen bleiben immer Menschen. Wenn sich die äusseren Lebensumstände der Menschen über Generationen hin verändern mögen, die äusseren und inneren Grundbedürfnisse des Menschen bleiben immer dieselben. Sie sind von Anfang an vom Schöpfer in seine Geschöpfe hineingelegt worden. Daran ändert sich nichts, durch alle Generationen hindurch.

Werden diese Grundbedürfnisse, sowohl die äusseren als auch die inneren, vernachlässigt, übergangen, dann verkümmert der Mensch. Innerlich kann er sich zu einer unberechenbaren Bestie entwickeln oder er bricht in sich zusammen, verliert seine Nerven, verkommt, verzweifelt. Äusserlich kann der Mensch verhungern und sterben. Die Bibel sagt darum nicht umsonst: “Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr (der Menschen) Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk nicht ergründet, das JaHuWaH getan hat, vom Anfang bis zum Ende” (Pred 3,11). Das heisst m.a.W.: der Mensch kann nicht ohne die Beziehung zu JaHuWaH jede Lebenssituation aushalten, denn er hat nicht auf alles eine Antwort.

“Nein, ich, JaHuWaH, ich habe mich nicht geändert; aber ihr, Söhne Jakob, ihr habt nicht aufgehört euch zu ändern (von mir wegzugehen). Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Ordnungen abgewichen und habt sie nicht beachtet. Kehrt um zu mir! Und ich kehre um zu euch, spricht JaHuWaH der Heerscharen” (Mal 3,6-7). M.a.W. heisst das: nimmt der Mensch die Beziehung zu JaHuWaH auf, kehrt der Mensch zu den Ordnungen JaHuWaHs zurück, dann ist der Mensch unter dem Schatten des El Shaddai, JaHuWaHs in jeder Situation geborgen, selbst im äussersten Leid, selbst dann wenn der Leidende nichts mehr nachzuvollziehen vermag. Im Gleichnis vom barmherzigen Vater oder dem verlorenen Sohn, in Lk 15,11-32, will uns Jahushua zeigen wie das alles zu verstehen ist. Das geht uns durch Mark und Bein. Das muss uns durch Mark und Bein gehen. Überzeugender und eindrucksvoller kann die Liebe JaHuWaHs nicht mehr dargestellt werden! JaHuWaH verändert sich (darin) nie. Das Wüste Bild, das uns die Gründer des Christentums vom Abba JaHuWaH vermittelten, findet in der eingefleischten Ersatz-Theologie, die das ganze Christentum durchsetzt, seinen verwerflichen Höhepunkt, der in der Verwerfung und Vernichtung der Juden zu seiner “Blüte”kommt.

Das Vertrauen auf JaHuWaH ist ein Prozess der wachstümlich ist, vor allem für ehemalige Katholiken, die verführt, ihr Vertrauen bisher auf Ersatzgottheiten wie Sakramente, Hostien, Muttergottes, Heilige, Ablässe usw. setzten, oder freikirchliche Gemeinschaften, die in ihrem bisherigen Leben absolut auf den magisch-mystischen hellenistischen Jesus-Gott des “Neuen Testamentes” fixiert waren. Wir wollen hier nicht den ganzen Psalm 91 zitieren, nur die ersten neun Verse: “Wer im Schutz des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen. Ich sage zu JaHuWaH: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Fels (Gott), ich vertraue auf ihn! Denn er errettet dich von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest. Mit seinen Schwingen deckt er dich, und du findest Zuflucht unter seinen Flügeln. Schild und Schutzwehr ist seine Treue. Du fürchtest dich nicht vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tag fliegt, vor der Pest, die im Finstern umgeht, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet. Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten - dich erreicht es nicht. Nur schaust du es mit deinen Augen, und du siehst die Vergeltung an den JaHuWaHlosen. Denn du hast gesagt: JaHuWaH ist meine Zuflucht; du hast den Höchsten zu deiner Wohnung gesetzt..” (Ps 91,1-9).

Mit sehr eindrucksvollen Bildern aus dem damaligen Alltag drückt der Schreiber sein Vertrauen zu JaHuWaH aus. Das tägliche Leben war auch damals voller Herausforderungen. Es lohnt sich den ganzen Psalm in einer Zeit der Stille für sich persönlich betend zu betrachten. Ich fragte mich vor Jahren, ja, wie soll mir ein solcher Psalm Trost und Hilfe im Leben sein, wenn ich dann doch Unglück erlebe, wenn ich durch die Ungerechtigkeit anderer leiden und sterben muss oder an Krebs erkranke und sterben muss? Was soll dann diese Aussage: “Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten - dich erreicht es nicht. Nur schaust du es mit deinen Augen, und du siehst die Vergeltung an den JaHuWaHlosen”. Aber dann erwischt es mich doch! Was habe ich davon, wenn folgende Aussage Wirklichkeit werden sollte: “Nur schaust du es mit deinen Augen, und du siehst die Vergeltung an den JaHuWaHlosen”.

Das Zeugnis eines Juden liess mich diese Worte verstehen. Ich durfte in sein Herz blicken und in das von Millionen von Juden, die unter grausamen Umständen, als verachtete einsame unüberschaubare grosse Masse, in die Vernichtungslager der christlichen Ersatztheologie verschwanden. Der gequälte Jude war nur mit äusserster Knappheit der Vernichtung entgangen. Er berichtete später als alter Mann: Seine Abteilung musste sich für eine Dusche bereit machen. Über einen Juden erfuhren sie aber, dass sie nicht für eine Dusche bereitstanden. Sie würden die nächsten Todesopfer in der Gaskammer sein. Einige verloren die Nerven, doch die meisten sprachen im Angesicht des Todes den Sterbepsalm 22. Selbst die meisten von jenen Juden, die Hashem (JaHuWaH) in ihrem Leben vergessen hatten, fingen als Sterbende an mit den anderen Psalm 22 zu beten. Christen jüdischer Abstammung schlossen sich ihnen an. Viele beteten im Angesicht des Todes: “Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten - dich erreicht es nicht. Nur schaust du es mit deinen Augen, und du siehst die Vergeltung an den JaHuWaHlosen”.

Die meisten Juden sahen im Angesicht des bevorstehenden grausamen Todes und der Ausweglosigkeit das “Angesicht” JaHuWaHs vor sich aufleuchten. Sie wurden in dieser äussersten Not, in dieser verzweifelten Lage, in dieser Verlassenheit von jenen Menschen, die sich “eben” noch ihre Freunde wähnten, von einem solchen Vertrauen zu JaHuWaH erfasst, ein Vertrauen das alle irdischen Grenzen sprengte und sie, auf dieser letzten qualvollen irdischen Wegstrecke, voller Grausamkeiten, sprechen liess: “Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten - dich erreicht es nicht. Nur schaust du es mit deinen Augen, und du siehst das Gericht (die Vergeltung) an den JaHuWaHlosen”.

Wie die Juden seiner Abteilung, so seien Hunderttausende, ja Millionen seiner Glaubensbrüder, vertrauend, glaubend – und den Psalm 22 betend – in den Gaskammern ermordet und entsorgt worden, im Wissen, dass ihr Leben damit nicht vollendet sei, denn: dich erreicht es nicht. Wie ein Widerspruch möge Aussenstehenden ein solches Gebet erscheinen, und das gerade in Anbetracht der Tatsache, dass “an deiner Seite” Tausende, Hunderttausende und Millionen fallen. Ja, hier hört jede menschliche Überlegung und Grübelei auf. Ein solch betendes Vertrauen, eine solche unerschütterliche Beziehung zu JaHuWaH, im Angesicht des äusseren Endes, möchte auch ich bis zum letzten Atemzug haben.

Lasst uns, im Blick auf die Ereignisse von damals, aus Psalm 22,28-32 lesen: “Es werden daran gedenken und zu JaHuWaH umkehren alle Enden der Erde; vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen. Denn JaHuWaH gehört das Königtum, er herrscht über die Nationen. Nur ihm werden huldigen alle in der Erde schlafenden. Vor ihm werden sich beugen alle, die in den Staub hinabfuhren, und der, der seine Seele nicht am Leben erhalten konnte (wie jene, die im Holocaust ermordet wurden). Nachkommen werden ihm dienen; man wird von JaHuWaH erzählen einem Geschlecht, das kommen wird. Sie werden verkünden seine Gerechtigkeit einem Volk, das noch geboren wird, denn er hat es getan”.

Unbeschreiblich wird der Trost sein, wenn sie jene, die ihnen das Leben so grausam wegnahmen, durchrichten werden bis auch sie soweit sein werden wie uns JaHuWaH durch seinen Propheten Jeshajahu sagen lässt: “Wer hat dies von alters her hören lassen, schon längst es verkündet? Nicht ich, JaHuWaH? Und sonst gibt es keinen Erlöser (Gott) ausser mir. Einen gerechten und rettenden Erlöser (Gott) gibt es ausser mir nicht! Wendet euch zu mir und lasst euch retten, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin der Fels (Gott) und keiner sonst. Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist Gerechtigkeit hervorgegangen, ein Wort, das nicht zurückkehrt: Ja, jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören und sagen: Nur in JaHuWaH ist Gerechtigkeit und Stärke. Zu ihm wird man kommen, und es werden alle beschämt werden, die gegen ihn entbrannt waren..” (Jes 45,21-24). Ja, das wird gewaltig sein!

Mit einem herzlichen Shalom grüsse ich alle ganz lieb und wünsche allen einen gesegneten Shabbat.

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 15. Dezember 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.