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"Wenn du aber betest, so gehe in deine Kammer..." (Matthäus 6,5-8)

Glaubensimpuls 26 von Gregor Dalliard

Wieviel haben wir schon über das Gebet und über das Beten gehört und gelesen. Es heisst allezeit beten, intensiv beten, im Glauben beten, immer und überall beten, im Geist beten usw. Darüber gibt es unzählige Vorträge und Diskussionen. Es ist ein Thema, das die Menschen allezeit beschäftigt. Viele Menschen leiden unter einem gewissen Gebetszwang. Sie fragen sich: Was und wieviel muss ich täglich beten, damit alles so funktioniert, wie ich mir das wünsche? Wann ist JaHuWaH mit mir zufrieden usw. Wie alle Propheten und Schriftgelehrten vor ihm, bringt auch Jahushua von Nazareth Licht in falsche Vorstellungen über unsere Gebete und die Beziehung zu unserem Vater JaHuWaH. Er schöpft aus dem reichen israelitisch-jüdischen Glaubensgut seines Volkes.

Hier der erste Teil dessen, was ein JaHuWaH-gefälliges Gebet beinhaltet: “Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in der Beth HaKnesseth (im Haus des Gebetes, Synagoge) und an den Ecken der Strassen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Segen (Lohn) dahin. Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir helfen (vergelten). Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Plapperns willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich; denn euer Vater weiss, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet” (Mt 6,5-8). Das ist der erste Teil der Weisung Jahushuas zum JaHuWaH-gefälligen Gebet.

Das äusserliche Gebet, das sich vor den Menschen präsentierende Gebet, bezeichnet Jahushua als verwerflich, als Heuchelei. Es gibt aber viele Betende, die keine Heuchler sind. Jahushua will seine Hörer vor der Gefahr der Heuchelei warnen. Ein Heuchler begeht nicht nur Selbstbetrug und vergeudet seine Zeit, er verhöhnt in erster Linie den Abba JaHuWaH. Er gibt vor – vor anderen Menschen – eine Beziehung mit IHM zu haben, die er aber gar nicht hat. Es trägt auch nicht zum Segen des einzelnen bei. Warum? “…denn sie lieben es in den Versammlungen und an den Ecken der Strassen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich ich sage euch, sie haben ihren Segen (Lohn) dahin” (Mt 6,5).

Unwillkürlich dachte ich bei der Vorbereitung dieses Glaubensimpulses an meinen dreijährigen Studienaufenthalt unter den Mönchen im Kloster Einsiedeln. Nach dem lauten Chorgebet marschierten wir täglich um 16.00 Uhr fromm und züchtig, in Zweierkolonne, vom Chorraum durch die Basilika hin zum Schrein der schwarzen Madonna, beteten und sangen sie ergreifend an. Dort starrten wir auf die schwarze Göttin, ursprünglich soll sie die Mirjam, die jüdische Mutter des Jahushua von Nazareth gewesen sein.
Im Zuge des Prozesses der Entjudaisierung, den Paulus am Juden Jahushua von Nazareth vorgenommen hatte, indem er ihn in eine griechische Auferstehungs-Gottheit, namens Jesus Christus umgewandelt hatte, wurde später, auf etlichen christlichen Konzilien, auch die Jüdin Mirjam in den Prozess der Entjudaisierung mit einbezogen und in eine Göttin, in die Muttergottes, umgewandelt. Paulus lehrt nämlich: “dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte” (2Kor 5,19). “Christus Jesus, der in Gestalt Gottes war” (Phil 2,5). Damit wurde sie unweigerlich die Mutter von Gott, die Gottesmutter. Entsprechend kommt ihr im Leben der Katholiken eine aussergewöhnliche Anbetung zu.
Dann verschwanden wir wieder ganz artig in den Gemächern des Klosters. Das Geschehen mag rührend sein, aber…! Für Pilger, Touristen und Schaulustige gehört diese tägliche Gebetsshow zum Programm.

Wir denken an die organisierten Gebetszeiten von christlichen Versammlungen, bei denen jeder etwas beten muss, weil es sich gehört, oder an das öffentliche Zungenreden. Wir denken an die liturgischen Abläufe in den Kirchen, bei denen routinemässig gebetet werden muss. In Gebetskreisen von Freikirchen und christlichen Gemeinschaften ist dieses Übel auch weit verbreitet. Wir denken auch an Moslems, die in aller Öffentlichkeit an allen Ecken und Plätzen der Strassen ihre Gebetsteppiche ausbreiten und ihre Gebete verrichten. Die Gefahr der zur Schaustellung gab es und gibt es auch in jüdischen Kreisen.

Das Übertragen von Gottesdiensten in den Medien ist im Lichte der biblischen Offenbarung eine völlig verwerfliche Angelegenheit. Solche inszenierte religiöse Übertragungen entsprechen den hellenistisch-mythischen Aufführungen (Theater). Gelegentlich hören wir sagen, dass solche Übertragungen für ältere und kranke Menschen ein Segen seien. So hart es sich anhören mag, aber gerade solche Argumente bestätigen die persönliche Beziehungslosigkeit zu dem lebendigen Erlöser JaHuWaH. Bei solchen liturgischen theatralischen Inszenierungen geht es meistens unbewusst, um das Ansehen und die Ehre religiöser Führer und Organisationen, die sich gerne ins Licht stellen. Sie geben aber vor JaHuWaH wolle das so und es geschehe zu seiner Verherrlichung. Darum fällt nicht selten bei Menschen, die aus irgendeinem Grund nicht mehr an den kirchlich-liturgischen Feiern teilnehmen können, das Glaubensleben in sich zusammen.

Diese Glaubensshows vermitteln und fördern ein völlig falsches Bild von JaHuWaH. Wenn sich das Freidenkertum über ein solches Bild von JaHuWaH und diese rückständige heidnische Glaubenspraxis lustig macht, sollten wir uns nicht wundern, sondern nach dem Grund dafür suchen. Die israelitisch-jüdischen Propheten und Jahushua ermahnen und erinnern uns an das wahre Wesen JaHuWaHs und den wahren Umgang mit ihm. Sie fordern uns zu einer persönlichen Gebetsbeziehung mit ihm auf.

Damit ist nichts gegen das gemeinsame Gebet gesagt, das auch seinen Platz haben darf. Jeder Teilnehmer muss aber ernsthaft seine Herzenshaltung und seine Beziehung zu JaHuWaHa überprüfen. Die meisten haben aber keine Beziehung zu IHM. Im Mittelpunkt steht immer JaHuWaH unser Schöpfer, der in einer Beziehung mit jedem einzelnen von uns leben will. Sie war Jahushua heilig und verbindlich. Jahushua betete herzlich, ergreifend und offen vor seinen Landsleuten. Im Bericht über die Erweckung des Lazarus lesen wir: “Jahushua aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst..” (Joh 11,41). Darum ist jedes unbedachte Gebet verwerflich: “Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Plappern willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich..” (Mt 6,7-8a).

Nun folgen wunderbare Lehrsätze Jahushuas: “…denn euer Vater weiss, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet” (Mt 6,8b). Wir sollen weder heucheln noch plappern “…bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir helfen (vergelten)” (Vers 6). Welch ein vertrauter Umgang, welch eine tiefe Beziehung zu JaHuWaH drücken diese Verse aus: “zu deinem Vater… und dein Vater”.
Wer einmal ein kleines Kind auf seinem Schoss hielt, das nach einem turbulenten verwirrenden Ereignis Hilfe suchend in unsere Arme lief, ist innerlich tief berührt. Die Empfindungen gehen beidseitig sehr tief. Worte fehlen hier! Welch ein tiefes Verhältnis pulsierte doch zwischen Jahushua, seinem und unserem Vater. Wie sehr ist ihm daran gelegen uns in diese Vertrautheit, in dieses Vertrauensverhältnis zu führen.

Der Sinn und Anfang eines jeden Gebetes liegt im Wissen um den Vater, zu dem wir direkt und schnurstracks gehen dürfen, der alles weiss und dem alles möglich ist. Obwohl er alles weiss, will er, dass wir zu ihm beten, denn es geht auch um uns. Der Schöpfer sucht eine Beziehung zu seiner Schöpfung und wir brauchen als Geschöpfe diese Beziehung zu unserem Schöpfer unbedingt. Wir brauchen Hilfe, Führung, Ruhe, Trost, Umarmung und Geborgenheit, damit uns der Sinn des Lebens nicht abhanden kommt.

In diesem Geiste und Sinn wünsche ich allen, im Haus des Abba Vaters, wenn möglich, einen geruhsamen und glaubensstärkenden Shabbat. Shalom Uvracha!

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 21. April 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.